Diann Rusch-Feja, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin
Clearinghouses als Vermittlungsstellen für Fachinformation im Internet


Einführung und Begriffserklärung

"Clearinghouse" - der Begriff kommt aus dem Englischen und entspricht einer besonderen Art von informationsvermittelnden Einrichtungen, die Ende der Sechziger Jahre in den USA entstanden sind, und deren Ziel es ist, einen umfassenden Überblick über alle auf dem Gebiet relevante Literatur inklusive einer inhaltlichen Erschließung und eines Standortnachweises zu bewerkstelligen. Am Nächsten im Begriff bzw. in der Zielsetzung stehen die in der Mitte der Siebziger Jahre im Rahmen des Fachinformationsprogramms der Bundesregierung entstandenen "Fachinformationszentren" - daher gibt es wohl kein deutsches "Clearinghouse", obwohl nicht unbedingt alle Funktionen eines "Clearinghouse" durch ein Fachinformationszentrum geleistet werden. Auch in anderen Ländern wie Japan, Frankreich, Großbritannien und Kanada wurden Clearinghouses eingerichtet, die als Fachinformationsstellen mit nationalen Aufgaben dienen. Nun in den Neunziger Jahren taucht der Begriff wieder mit fast derselben Zielsetzung jedoch mit einer größeren Reichweite bezogen auf den Inhalt auf, nämlich im Rahmen der fachbezogenen Sammlung, Bündelung und Strukturierung von Informationseinheiten im Internet. Für einige hört sich vielleicht der Begriff "Clearinghouse" immer noch zu weitschweifend, zu allumfassend an, um akzeptabel zu sein. So entstehen nun "Internet-basierte Informationssysteme", "verteilte Informationssysteme", "virtuelle Bibliotheken", "digitale Bibliotheken", "electronic libraries" oder "Gateways", die zum Teil dem Clearinghouse-Konzept1 entsprechen.

Um den Begriff näher zu präzisieren und um die Aufgabe von Clearinghouses als Vermittlungsstellen für Fachinformationen im Internet werden hier einige dieser Einrichtungen im Internet beispielhaft vorgeführt. Dabei sollen die Strukturen der Clearinghouses und die Merkmale hervorgehoben werden, die zum Erreichen der Zielsetzung dieser Einrichtungen beitragen und zu dem, was eigentlich ein Clearinghouse ausmacht. Auch die Abgrenzungen zu den anderen Darbietungsformen von Internetinformationen werden erläutert, bzw. es wird eine These aufgestellt, von welchem Inhaltsgrad eines Informationsangebotes an ein Clearinghouse besteht. Zum Schluß sollen die Vor- und Nachteile von Clearinghouses und ähnlichen Einrichtungen im Internet für die Informationsvermittlung erläutert werden, damit ihre Perspektiven für die Unterstützung von Forschung, Lehre und anderen Ebenen des Bildungswesens deutlich werden. Ein Modell für ein ideales Clearinghouse könnte sich aus der Zusammensetzung dieser Überlegungen unter Berücksichtigung der fachlich bedingten Kriterien der jeweiligen Themengebiete ergeben.

Grundsätze des Clearinghouse-Konzeptes

In der ERIC-Datenbank ist "Clearinghouses" ein eigenständiger Deskriptor mit folgender Definition:

Organizations that collect, process, maintain, and disseminate material, usually derived from current research, on a particular topic2.

Die ERIC-Clearinghouses (insgesamt 24 inkl. Adjunct ERIC Clearinghouses) sehen sich verantwortlich für das Sammeln und Verzeichnen aller bedeutenden erziehungswissenschaftlichen Literatur innerhalb ihres zuständigen Teilgebiets in einer Datenbank sowie für die Erstellung von relevanten, analytischen Informationsprodukten. Außerdem bieten die ERIC-Clearinghouses Dokumentenlieferungen, eigene Veröffentlichungen auf der Basis der gesammelten Informationen und andere Dienstleistungen an3.

Internet-Clearinghouses haben im Prinzip dieselbe Zielsetzung: Durch den intellektuellen Zugang zu Internet-basierten Informationen über eine zentrale Stelle, wo die fachspezifischen Informationen gesammelt, strukturiert und in benutzergerechten Präsentationsformen angeboten werden, soll der Nutzer schneller und gezielter an die einschlägigen Quellen gelangen. Hauptmerkmale eines Clearinghouses sind also die fachlich begrenzte Ausrichtung sowie die strukturierte Zuordnung und Darbietungsform der Informationen. Diese beruht (größtenteils) auf einer intellektuellen inhaltlichen Erschließung, die sowohl eine verbale Erschließung als auch ein Klassifikationssystem beinhalten kann. Weitere Mehrwertdienste können je nach Gebiet bzw. Hersteller entwickelt und angeboten werden.

Die allerersten Bemühungen, fachbezogene Informationen im Internet zu strukturieren waren die Subject Trees - gopherbasierte hierarchische Wissensaufteilungen nach klassischen Gesichtspunkten und mit weiteren Verzweigungen je nach Spezifizität bzw. Unterteilung. Mit der Einführung des World Wide Web wurden sowohl die Darstellung als auch die Erschließungsmethoden für fachbezogene Informationen wesentlich verändert. Mittels Hypertext-Links und Suchmaschinen können hierarchische Strukturen durchbrochen werden, parallele Ebenen können besser verdeutlicht werden, Ableitungen und Detailgebiete können überschaubarer gemacht werden, und interdisziplinäre Themen, die sonst nur schwer zu finden waren, können eine bessere Darstellung der zugehörigen Teilaspekte erzielen. Mit dem Anwachsen des Internet wurde früh klar, daß dies ein Medium ist, das es ermöglicht, unterschiedlich präsentierte, unterschiedlich strukturierte und unterschiedlich verteilte Informationen, die inhaltich miteinander zu tun haben, in sinnvollen Zusammenhängen darzustellen und zur gezielten Nutzung zur Verfügung zu stellen. Außerdem sind durch das Internet neue Informationsformen (Diskussionsgruppen, informelle Veröffentlichungen etc.) als Informationseinheiten neben den herkömmlichen akzeptiert und diese werden als Informationsquellen einbezogen.

Mittlerweile werden Internet-Informationseinheiten durch WAIS und andere Indexierungsverfahren zu Datenbanken verarbeitet, die es ermöglichen, zusätzlich auch nach anderen inhaltlichen und formalen Kriterien zu recherchieren (z.B. Art des Dokuments, der Publikation, nach Personen- und Institutionsnamen, örtlichen Hinweisen etc.). Somit ist die bibliothekarische Tätigkeit der Informationsvermittlung nicht nur auf einem anderen Medium (vernetzten Informationsquellen inkl. Internet) erweitert worden, sondern es sind neue Hilfsinstrumente vorhanden und neue Arten von Informationen, die in die Suchverfahren bei einzelnen Anfragen eingezogenen werden können.

Eine Anordnung von Fachinformationsquellen für den eigenen, persönlichen Gebrauch (zum Beispiel als Auskunftsbibliothekar) findet bereits bei der Führung von Bookmarks (Netscape) oder Hotlists (Mosaic) in den Browsern statt. Jedoch ensprechend des Prinzips eines verteilten Informationssystems haben mehrere Einrichtungen fachlich bezogener Informationsquellen im Internet zusammengestellt und bieten diese in unterschiedlicher Form an. Einige dieser Stellen sind lediglich eine Reihe von themenverwandten Pointers oder Hypertext-Links, die dann zu anderen relevanten Informationsquellen in anderen Servern im Internet führen. Weitere bieten "value-added" Mehrwert-Informationsdienste an, in dem die aufgeführten Quellen gegliedert, erläutert und bewertet werden. Diese bezeichnen sich als "Clearinghouses", "Gateways", "Electronic Library" für ein bestimmtes Fachgebiet etc. Zur Zeit findet ein rasanter Ausbau solcher "Clearinghouses" und "virtual subject libraries" durch gegenseitige Kooperationen und Anregungen von Nutzern, weitere Links in solchen Quellensammlungen aufzunehmen, statt. Der Vorteil solcher durch intellektuelle Selektion zusammengestellten Fachquellen ist m.E. offensichtlich: noch sind die Suchmaschinen meist nicht in der Lage Redundanz der Quellen auszuschließen und aussagekräftige Rückschlüsse über inhaltiche Qualitätskriterien außer der Frequenz des Auftretens eines Stichwortes zu geben. Im folgenden werden einige beispielhafte Formen von fachlichen Darstellungen von Informationsquellen im Internet verglichen: ein Subject Tree, das Clearinghouse für Subject-Oriented Resource Guides, ein eigenständiges Clearinghouse für ein Thema, einige WWW Virtual Libraries and ein Gateway.

BUBL Subject Tree and BUBL Information Service

Der BUBL Subject Tree fungiert im Wesentlichen wie ein Clearinghouse für fachlich relevante Informationen im Internet. BUBL begann 1990 ursprünglich als das "BUlletin Board for Libraries", indem viele Informationen mittels des Netzes für die Zwecke von Bibliothekaren und Informationswissenschaftlern in Großbritannien zusammengestellt wurden. Im September 1993 wurde es als BUBL Subject Tree mittels Gopher und WWW-Software im Internet zugänglich gemacht. Somit wurden auch zu dem Zeitpunkt weitere Fächer aus dem akademischen Bereich hinzugefügt. Die Entscheidung im Jahre 1993 für eine fachlich orientierte Anordnung ermöglicht eine größere Reichweite jedoch mit der weiteren Möglichkeit zur Tiefendarstellungen der inhaltichen Verhältnisse durch die zusätzliche Anwendung der UDC-Klassifikation (Universal Decimal Classification). Die Zuordnung der Informationseinheiten zu einem Deskriptor bzw. zu einer Klassifikationsstelle übernimmt die BUBL-Redaktion, obwohl diese Tätigkeit in zunehmender Maße von den freiwilligen Fachspezialisten ("subject specalists") in britischen Bibliotheken ausgeführt wird, die die Zuständigkeit für die Pflege und Ausbau eines Themenbereichs übernommen haben (s.u.). Der BUBL Subject Tree war der erste nationale Internetdienst in Großbritannien (und vermutlich einer der ersten in der Welt neben CERN, ANU und UMICH), der den Zugang zu fachbezogenen Informationen und Diensten im Internet bereitete. Die Akzeptanz war sehr hoch, zumal der Subject Tree zu einem Zeitpunkt kam, als Quellen im Internet noch relativ unstrukturiert und wenig organisiert waren. 1995 wurde die Finanzierung für BUBL vom "Joint Information Systems Committee of the Higher Education Funding Councils of England, Scotland and Wales" und dem "Department of Education for Northern Ireland" übernommen. Ein Fachbeirat für die BUBL Informationsdienste (BUBL Information Service Steering Group) wurde aus 16 Informationsspezialisten in Großbritannien inklusive dem BUBL Information Officer (Joanne Gold) und dem BUBL Co-Ordinator (Dennis Nicholson) gebildet. Die Zielsetzung, den strukturierten Zugang zu Internetinformationen zur Unterstützung der Hochschullehre und -forschung zu schaffen, wurde auf weitere Dienste erweitert:

4

Im März 1995 ersuchte BUBL die Kooperation aller an JANET teilnehmenden Bibliotheken für die verteilte Erschließung fachbezogener Internetquellen5. Durch diese Initiative zur Arbeitsteilung sollte ein Subject Tree statt vieler Einzelzusammenstellungen für die Fachgebiete in Großbritannien entstehen und damit die Effizienz der Arbeit erhöhen. Ebenso sollte durch die konzentrierte Mühe vieler Stellen der Zugang zu den verstreuten Quellen verbessert werden. Folgende Aspekte wurden als Ergebnisse einer solchen Kooperationsarbeit in dem Aufruf zur Beteiligung genannt:

Die beteiligenden Bibliotheken profitieren nicht nur von dem erweiterten Zugang zu mehr Informationen, als was sie selber in der Lage sind, zusammenzustellen, sondern durch die Vorteile der Kooperation und Arbeitsteilung.

Die Bibliotheksmitarbeiter/-innen, die beteiligt sind, profitieren durch die Aneignung zusätzlicher Netzkenntnisse, durch die verbesserte Kommunikation mit Kollegen und durch die enge Kooperation mit Fachspezialisten (auch nicht bibliothekarischen).

Die Benutzer dieser Bibliotheken haben den Vorteil nicht nur durch die verbesserte Zugänglichkeit zu mehreren, besser geordneten Informationsquellen, sondern auch durch das netzerfahrene Bibliothekspersonal, das ihnen schneller und sicherer in dem neuen Medium helfen kann.
So wurden Anwender auch beim Ausbau des Subject Tree aktiv integriert. Sie bereiten Vorschläge zur Aufnahme in den Subject Tree vor und beraten, wie sie für dieses Fachgebiet organisiert werden. Der Subject Tree enthält zur Zeit (Januar 1996) ca. 10 000 Links auf Informationsquellen im Internet. Die Subject Tree Redaktion hat aber bisher wenig festes Personal, was zur Folge hat, daß, obwohl alle Informationsquellen vor der Aufnahme in den Subject Tree für ihren Informationsgehalt evaluiert wurden, die Kapazitäten nur zur Zuordnung zu einem Deskriptor und damit zur Basisklassifizierung (oft der zweistelligen groben Einteilung) ausreichen. Da die UDC aber nur wenige Kombinationsbegriffe zuläßt und die Rubriken relativ allgemein ausfallen, genügt die Einteilung den meisten Forschungsbedürfnissen stark spezialierten Benutzern nicht. In den meisten Fällen wurde eine kurze Beschreibung der Quelle bzw. eine Erläuterung eines Akronyms hinzugefügt, obwohl diese oft nicht sehr aussagekräftig über den eigentlichen Inhalt sind.

Die Links, die unter den Deskriptoren aufgeführt sind, führen zu sehr unterschiedlichen Arten von Quellen (Liste von LISTSERVs, Institutionelle HomePage, Datenbank, umfassenderes Angebot von Diensten etc.) ohne die Möglichkeit, eine oder mehrere davon gezielt zu suchen. Oft führen die einzelnen Deskriptoren noch auf die Gopherstruktur, die sich über mehrere Ebenen erstreckt, wobei auf diesen Unterebenen eher eine Erläuterung der Art der Quelle zu finden ist. So kann es passieren, daß man eventuell wichtige Quellen oder weitere Quellensammlungen tief in der Gopherunterstruktur findet, die eigentlich auf gleicher Ebene mit vorher genanten sein sollten (z.B. Hinweis auf GAMMAnet im Vergleich zum Link zum University of Michigan Clearinghouse Social Sciences Tree und Guides unter dem Punkt "Social Sciences"). Da die Links alphabetisch unter dem Deskriptor bzw. in der UDC-Katagorie eingeordnet sind, ist die Art der Quelle als Zugriffspunkt nicht berücksichtigt. Aus diesem Grund sowie aus dem Grund, daß gerade Volltexte und informationsgehaltigere Quellen tiefer in der hierarchischen Gopherstruktur liegen, ist die Benutzung des Subject Tree für eine gezielte Suche eher aufwendig. Eine sinnvolle "Bündelung" der relevanten Informationen ist daher nur zum Teil erfolgt bzw. abhängig von der Interpretation des Inhalts und Zuordnung innerhalb der hierarchischen Struktur. Für Browsing bzw. die "Entdeckungsreise" durch Internet innerhalb eines Fachgebiets ist der Subject Tree wiederum sehr gut. Gerade beim BUBL Subject Tree findet man relativ viele Hinweise auf größere Textabhandlungen zu Themen, Berichten etc., deren Informationsgehalt hoch anzusetzen ist.

Der BUBL WWW-Subject Tree hat bisher keine Suchmöglichkeit, wie es bei anderen ähnlichen Internet-Resource-Informationsdiensten oft der Fall ist. Auf längerer Sicht ist jedoch geplant, daß die Suche der Internetquellen auf der Basis einer lokalen Katalogisierung des eigenen Internetangebots und internationaler Kooperation für den Austausch und die Standardisierung solcher Katalogisate ermöglicht wird. Diese Planung soll zum Teil in dem CATRIONA-Projekt6 realisiert und wird zur Zeit mit Kooperationspartnern bei OCLC und Bibliotheksautomatisierungsfirmen fortentwickelt7. Ein WWW-Z39.50-Server für BUBL liegt in der Testphase (Phase II) vor. Auch dieser Service wird zur Erleichterung der Pflege und Aktualisierung des Subject Tree beitragen, da allein diese hohe Anzahl von Links ohne automatisierte Such- und Prüfverfahren nicht kontinuierlich auf Gültigkeit überprüft werden können. Aber auch die Fragen der Katalogisierung elektronischer Dokumente, Standards für den internationalen Austausch und Retrievalmodalitäten werden durch CATRIONA und ähnliche Projekte zunehmend angesprochen werden und zu Lösungen führen.

Sowohl die Förderung von BUBL innerhalb eines nationalen Informationskonzeptes8, indem die Finanzierung einiger Stellen und Server-Kapazitäten von der JISC gewährleistet wird, als auch die gut organisierte Kooperation unter den Universitätsbibliotheken in Großbritannien, die die Qualität und den Ausbau des Subject Tree unterstützt, ermöglichen es, daß dieser Internet-Dienst in seinem großen Umfang weiter entwickelt werden kann. Zum Schluß soll noch erwähnt werden, daß der BUBL-Server neben dem Subject Tree viele andere Internetinformationsdienste anbietet9, sodaß im Prinzip BUBL selbst als eine Art "Clearinghouse" bezeichnet werden kann.

The Clearinghouse for Subject-Oriented Information in Internet bzw. The Clearinghouse for Subject-Oriented Internet Resource Guides (University of Michigan / Argus Associates)

Das erste sogenannte Clearinghouse im Internet war das Clearinghouse for Subject-Oriented Information der University of Michigan / School of Information and Library Science, heute The Clearinghouse for Subject-Oriented Internet Resource Guides. Anfangs wurde das Clearinghouse als Produkt der Arbeit einiger Studenten an der School of Information and Library Science August 1993 im Internet angeboten. Heute ist es mit über 400 "resource guides" ausgebaut10 und wird (seit Februar 1995) in Kooperation zwischen der Firma Argus Associates11 und der University of Michigan betreut. Argus Associates führen die Redaktion aus und verwaltet das Clearinghouse, während die University of Michigan die Telekommunikationsstruktur zur Verfügung stellt. Der Präsident von Argus Associates, Louis Rosenfeld, war einer der wichtigsten Entwickler des Clearinghouse an der School of Information and Library Science.

In der "Philosophy", die zum Aufbau und Strukturierung dieses Clearinghouse geführt hat, liegt der Kern sowohl des Clearinghouse-Prinzips im allgemeinen aber auch der Arbeitsaufgabe der Bibliothekare hinsichtlich Internet-basierter Informationsquellen:

12

Zu deutsch: Das Clearinghouse wurde auf der Überzeugung gegründet, daß man, um aus dem Internet eine nützlichere Informationsumgebung zu machen, intellektuelle Mühe zusammen mit den Such- und Browse-Technologien werde kombinieren müssen. Als Bibliothekare glauben wir, daß Sprache und Ideen größtenteils zu mehrdeutig sind, um sie mittels automatischer Retrievalsysteme ordentlich zu identifizieren und zu bewerten. Es scheint, daß die Technologien für künstliche Intelligenz diesen Anforderungen in naher Zukunft nicht entsprechen werden, so daß intellektuelle Arbeit erforderlich sein wird, um qualitative Bewertung der Informationsquellen im Internet zu gewährleisten. Das Clearinghouse dient als zentraler Ort für diese Bemühungen.

Im Gegensatz zu anderen wichtigen Clearinghouses oder ähnlichen Informationsbündelungsstellen im Internet wurde an der University of Michigan zu keinem Zeitpunkt ein Klassifikationssystem (z.B. UDC oder LC) in Erwägung gezogen. Eher wurde aufgrund der erwarteten Benutzergruppe (ein breites Publikum) für ein "populäres" Themenschema entschieden, die nach der Aussage des Entwicklers Louis Rosenfeld durch eine Studie von Janes und Frost bestätigt wurde. Die ursprüngliche fachliche Aufteilung des University of Michigan Clearinghouse entsprach einer "Harmonisierung" von ungefähr fünf themenorientierten Zusammenstellungen (inkl. Yahoo, Whole Internet Catalog und GO-MLINK)13. Für einzelne Themen wurden dann individuelle "Resource Guides" entwickelt, in denen viele weitere Informationsquellen aller Art identifiziert und erläutert werden. Die "Resource Guides" werden von einzelnen Fachleuten auf eigene Initiative zusammengestellt und an das Clearinghouse gemeldet. Sie enthalten u.a. folgende Art von Informationen: relevante Web-Seiten, Web-Sites, Gophers, FTP-Dateien, Usenet-Newsgroups, elektronische Mailinglisten, E-Journals etc. Um ins Clearinghouse akzeptiert zu werden, müssen solche "Resource Guides" folgende Kriterien14 erfüllen:

Die Guides müssen in einem elektronischen Format (HTML, ASCII oder beides) und zugänglich über das Internet sein.

Ein Guide umfaßt ein spezifisches Thema (oder mehrere sehr verwandte Themen).

Der Guide muß mit Pointers bzw. HTML-Links auf andere Internet-Informationsquellen hinweisen.

Guides können auf die Informationsquellen der herstellenden Institution hinweisen, müssen aber auch den Zugang zu Internetquellen anderenorts im Einklang mit dem Prinzip eines verteilten Informationssystems durch Links und Hinweise schaffen.

Der Guide muß für alle Benutzer kostenlos zur Verfügung stehen.

Obligatorisch sind die Nennung des verantwortlichen Erstellers des Guides, seiner Institution und seine Email-Adresse, sowie das Datum des aktuellen Standes des Guides und möglicherweise seine Versionsnummer.
Die meisten "Subject Resource Guides" umfassen E-Mail-Diskussiongruppen, Bibliotheken, Institutitionen und ihre Lehrangebote oder relevante Forschungsprojekte, Bücher oder Textdateien, elektronische Zeitschriften und Journale, einschlägige USENET-Gruppen, Bibliotheken und OPACs und - je nach Fachgebiet - zusätzliche Aspekte (Software, drei dimensionelle Modelle, Diagramme und graphische Darstellungen etc.).

Zur Qualitätssicherung werden die "Resource Guides" bei der Aufnahme ins Clearinghouse nach folgenden Aspekten geprüft und gewertet:

Art und Umfang der Beschreibung der Informationsquellen
Grad der Bewertung der Informationsquellen
Organisationsschemata
Art und Umfang der enthaltenen Metainformationen
Verschiedene Organisationsschemata sind in den Richtlinien und Beschreibungen der Bewertungskriterien des Clearinghouses angegeben: nach Thema, nach Format der Internetquellen, nach Benutzergruppe, chronologischer und geographischer Ordnung, nach Autoren (bei Literaturangaben). Auch mehrere Organisationsschemata können in einem Resource Guide vorkommen werden. Auch hier ist die Aktuallisierungsfrequenz ein wichtiger Bewertungsfaktor. Allerdings ist für die Redaktionsstelle in Michigan natürlich schwierig festzustellen, ob nach Aktualisierung der Guides der Inhalt immer noch mit den inhaltlichen Kritierien der Richtlinien (nicht kommerziellen Zwecken etc.) übereinstimmt.

Teilweise überschneiden sich die Themen der einzelnen Guides, - auch teilweise "Resource Pages" genannt - zumal sie getrennt von verschiedenen Leuten zusammengestellt wurden. Auch die Darbietungsformen sind sehr unterschiedlich. Nicht alle Guides bieten HTML-Links an sondern liegen lediglich als ASCII-Texte vor und nennen nur die URL's der Quellen.

Der Informationsgehalt der einzelnen Guides bezieht sich nicht nur auf die Anzahl der Links und ihre Relevanz für das Thema des Resource Guides. Andere Aspekte wie Annotationen, Benutzungshinweise für die einzelnen Quellen und direkten Zugang zu Telnet oder anderen Datenbanken garantieren ein hohes Maß an Qualität. Der Umfang, Aufbau und die Qualität der einzelnen Guides fallen sehr unterschiedlich aus. Einige bestehen lediglich aus Links zu anderen Quellen. Einige umfassen wiederum größere Quellen, die fast auch als eigenständige Clearinghouses verstanden werden könnten (z.B. Pacific Studies, s.u.). Einige sind lediglich annotierte Listen von LISTSERVs und Email-Diskussionsgruppen, bei denen man sich eintragen kann bzw. das Archiv des bisherigen Austausches durchlesen kann. Diese Art von Informationen bringt auf jeden Fall wichtige Aspekte von Internet-Informationsquellen, jedoch ist das zeitliche Nutzen oft abhängig von einer längerfristigen Beteiligung an der jeweiligen Liste bzw. an einer mühseligen Durchsicht einer archivierten Mailingliste (falls diese nicht mit einem Index oder einer eigenen Suchmaschine versehen ist).

Insbesonder Diane Kovacs15 hat in einigen ihrer Guides Strukturarbeit geleistet, indem sie ein Format für die Aufnahme der Quelleninformationen zu elektronischen Diskussionsgruppen oder -listen entwickelt hat:

Name der Diskussionsgruppe.
Themeninformationen (kurze Annotation zur Themenorientierung und Abgrenzung)
Subskriptionsinformation
Moderiert?
Archiviert? Wo?
Kontaktperson (inkl. Adresse)
Adresse für Informationen an die Liste
Stichwörter
Aktualität der Informationen
Manche Guides bieten neben inhaltlichen Annotationen und Benutzungshinweise für die Quellen auch Suchmechanismen für die Resource Page-Datei. Das Clearinghouse-Team ist zur Zeit dabei, die ersten Seiten der jeweiligen Guides rechierchierbar zu machen, wobei der Informationsgehalt hiervon wieder eher in eine Art Metainformation fällt als Hinweise zu spezifischen Themen, die erst weiter unten in der Struktur der einzelnen Guides auftreten. Diese ersten, "descriptiven Seiten" (eigentlich HTML-Dateien) werden in einer einfachen Datenbank (keine WAIS-Datenbank) gehalten, die dann suchbar gemacht werden sollte. Die Guides selbst liegen auf dem eigenen Server des Herstellers, lediglich die ASCII-Text-Guides liegen auf dem Michigan-Server, und sind daher mit Hilfe der WAIS-Suche rechierchierbar. Die Guides, die in HTML verfaßt sind, liegen auf dem Server des Herstellers und sind dort ggf. durch WAIS oder eine ähnliche Suchmaschine suchbar.

Aufgrund der hohen Benutzungsfrequenz wurde das Clearinghouse 1995 zu einem der populärsten Internetquellen (nach Point Survey's Top 5% Internet Sites). Allein im Dezember 1995 wurden 370,363 Anfragen ain dass Clearinghouse registriert (im August 1995 waren es 299,409). Die Anzahl der unterschiedlichen Dateien, die im Dezember angesprochen wurden, betrug 847. Die Anzahl der unterschiedlichen Hosts, die im Dezember 1995 das Clearinghouse benutzt hat, war 95,745 im Gegensatz zu 45,950 im Monat August 1995, ein 52%-Anstieg an verschiedenen Nutzern. Am populärsten (mit bis zu 20% der Anfragen) waren im Monat Dezember die zwölf "Tree"-Konstruktionen, die bereits beim Einstieg auf der HomePage angeboten wurden und womöglich als Einstieg zu mehr spezifischeren Guides (und daher ihre hohe Anfragenquota) dienen16:

Hinter diesen Tree-Konstruktionen sind weitere, eher spezifische Guides gruppiert, obwohl einiges an Duplizität unter den Guides - da sie von verschiedenen Leuten unter verschiedenen Gesichtspunkten zusammengestellt wurden - vorkommt. In den vorliegenden Statistiken z.B. für den Monat Dezember 1996 wurden aber alle Guide-Dateien angesprochen, meistens mit einer Frequenz von 0,01%-0,6%. Somit ist der allgemeine Erfolg der Aufnahmepolitik, der Aufteilung, der Qualitätssicherung und der Darbietungsformen dieses Clearinghouses bestätigt. Heute steht unter dem Logo des Clearinghouses auf fast jeder Seite die spruchhafte Ergänzung des Titels "The Premier Internet Research Library", was wiederum die Verbindung des Clearinghouse-Konzepts als Ganzes mit den Begriffen "virtuelle Bibliothek" oder "digitale Bibliothek" bzw. "Electronic Library" herstellt.

Virtuelle, digitale und elektronische Bibiliotheken und ihr Verhältnis zu Clearinghouses

Abgesehen von der Aufgabe der virtuellen oder digitalen oder elektronischen Bibliothek, die herkömmlichen Bestände weitgehendst zu digitalisieren, um sie einem breiteren Publikum über das Netz zugänglich zu machen, können solche "virtual" oder "digital" oder "electronic" libraries auch ihre Aufgaben hinsichtlich des Sammelns, Verzeichnens und Suchbarmachens auf die Internet-Informationsquellen ausweiten. Diese Stellen kommen dem Clearinghouse-Konzept sehr nah, wenn für die einzelnen Fachbereiche Internet-Links zu einem relativ spezifischen Thema bereits geordnet sind. Die Abgrenzung eines Clearinghouse zu virtuellen, digitalen oder elektronischen Bibliotheken ist ähnlich dem Unterschied zwischen der Bibliothek einer Forschungseinrichtung und einer größeren Universalbibliothek. Obwohl es virtuelle "subject libraries" gibt, oder im Rahmen der digitalen Bibliotheken auch Clearinghouse-ähnliche Quellensammlungen angeboten werden, liegt die Abgrenzung in der stärkeren fachlichen Ausrichtung der Selektion, in der benutzergerechten Aufbereitung der Meta-Informationen (Annotation, Organisation der Quellen, Einbettung in einer Datenbankstruktur, die weitere Zugangspunkte ermöglicht etc.) und in den Mehrwert-Diensten, mit denen diese Informationen in neuen Kontexten, verschiedenen Formaten oder Darstellungsformen dem Zielpublikum Zuarbeitungsdienste bietet.

Trotz dieses Ansatzes gibt es eine Reihe von "WWW Virtual Libraries", die mehr als nur eine oberflächliche fachliche Aufteilung der Quellen anbieten. Wo genau die Skala der flachen Dienste einer reinen Auflistung von Quellen aufhört und in die Skala der Clearinghouse-Dienste übergeht, wird von unterschiedlichen Nutzern ggf. nach ihren Informationsbedarf anders beurteilt.

Die WWW Virtual Library der Australian National University

Die Delegierung fachlich-orientierter Zuständigkeiten für die Informationssuche, die Informationssammlung, die Informationsbeschaffung und die weiterführende Pflege und Aktualisierung solcher vernetzten Informationen ist als Organisationsform am besten bei der Australian National University (ANU) und dem australischen verteilten Informationssystem zu sehen. Ursprünglich von der ANU University Library Centre for Networked Access to Scholarly Information (CNASI17) als Subject-Tree-Gopher für ein Prototyp eines National Network Information Center entwickelt, haben sich Teile des Gophers abgelöst und sich in World Wide Web-Sites weiter entwickelt18. Einzelne dieser Server fungieren als Clearinghouses für Fachinformationen der jeweiligen Themen (ohne jedoch die Bezeichnung "Clearinghouse" zu verwenden). Teilweise werden sie im Rahmen des Australian National Priority Reserve Fund Library Project gefördert. Da Fachreferenten in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern an den verschiedenen australischen Universitäten bereits 1994 begonnen hatten, Internetquellen in fachlich verteilten Zuständigkeiten zu sammeln und zu strukturieren, bestehen hier sehr ausführlich ausgebaute Informationsstellen. Mehrere davon sind von der University of Michigan Clearinghouse for Subject-Oriented Internet Resource Guides als "Clearinghouse approved" akzeptiert.

Die Recherche-Möglichkeiten der einzelnen fachlich verteilten Server sind unterschiedlich: es ist nicht immer deutlich, ob eine Datenbank oder ein Indexierungsverfahren zugrunde liegt. Auch der Aufbau und die Präsentation der jeweiligen Fachgebiete sind vielfältig. Von fast allen wird angestrebt, durch wenige graphische Darstellungen die Übertragungsgeschwindigkeiten zu fördern. Nicht alle enthalten wichtige Daten wie den Namen des Redakteurs bzw. das Datum der letzten Aktualisierung. Andere geben einen knappen, aber informationsreichen Überblick über die Web-Site, ihre Herstellungsmodi inklusive Selektionskriterien und ihre Träger. Mindestens eine ("Pacific Studies"19 von M. Ciolek an der Coombs Computing Centre, ANU) aktualisiert die Informationen fast täglich und zeichnet neue Einträge aus.

The WWW Virtual Library (CERN)

Der Index von CERN "The WWW Virtual Library"20 und seine teilweise sehr detaillierten, verteilten Fachgebiete dürfte bereits vielen bekannt sein, zumal er einer der frühesten Subject Trees im Internet war. Auch hier haben viele der fachlichen Zusammenstellungen den Charakter eines "Clearinghouse", einige haben sogar von der University of Michigan Clearinghouse for Subject-Oriented Internet Resource Guides das Gütesiegel "Clearinghouse approved" bekommen. Einträge hier sind sowohl nach verbalen Deskriptoren gruppiert als auch mit Library of Congress Classification-Nummern versehen. Neu kam auch im Jahre 1995 die Möglichkeit zur Recherche nach Art der Quelle hinzu. Es besteht jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit. Einige der Einträge sind sehr spezifisch, andere sehr umfassend. Für Forschungszwecke müßte dieser Index zunächst durchgearbeitet werden, jedoch als erster Einstieg in bestimmte Fachgebiete bieten die entsprechenden Web-Sites eine Fülle von Ansätzen zum Nachschlagen.

Weitere Initiative, um fachbezogene Informationen im Internet in Clearinghouse-ähnlichen Strukturen darzubieten

Einige weitere Indices und Meta-Indices wie der Global Network Navigator etc. konnten aus Zeitgründen nicht behandelt werden. Auch im Rahmen der "Digital Libraries" Projekte wird versucht, fachliche Abteilungen ("subject libraries") zusammenzustellen. Obwohl in einigen Fällen Ähnlichkeiten zum Clearinghouse-Konzept für Fachinformationen im Internet bestehen, würde dieses Thema zu einem eigenständigen Vortrag führen und sprengt den Rahmen dieses Papiers.

Die deutschsprachigen Indices und Listen von Fachinformationsquellen (DINO, FIZ-Karlsruhe etc.) sind reine Listen mit Links, oft ohne Annotationen und Gruppierungen. Andere Web-Sites mit annotatierten Listen von Links liegen in kleinerem Umfang für einige Fachgebiete (Medizin, Astronomie, Informatik etc.) vor und werden weiter ausgebaut. Die Fachgesellschaften für Mathematik, Physik, Chemie und Informatik sind gerade dabei, jeweils verteilte Informationssysteme im Sinne von Clearinghouses für ihre Bereiche auszubauen. Sie planen, auf der Basis von Hyper-G-Datenbanksystemen breite Suchmöglichkeiten anzubieten und die Linking-Strukturen darzustellen. Gegenstand dieser verteilten Informationssysteme sollten institutionelle Informationen, Preprints, Web-Sites etc. sein, die dann nach international akzeptierten Klassifikationssystemen des Fachs gegliedert werden.

Gateways

Einige der Informationsangebote im Internet, die eine ähnliche Struktur und Funktion wie Clearinghouses haben, werden als "Gateways" genannt. Der Begriff "Gateway" kommt aus dem Bereich der Rechner- und Telekommunikationstechnologie, wird aber auch im informationswissenschaftlichen Sinne als vereinheitlichende Eingangsstelle zu verschiedenen Datenquellen, Hosts und Datenbankdiensten benutzt. Rainer Kuhlen bezeichnet Gateways als "Mehrwert-Produkte", die "Endnutzern ... aber auch professionellen Nutzern (Informationsvermittlern, Innovations-/Unternehmensberatern, Bibliothekaren) den Durchblick in einem komplexer werdenden internationalen Informationsmarkt erleichtern."21 Kuhlen sieht Gateways eher als Frontend-Softwaredienste, die die technischen Schwierigkeiten des Zugangs, des Retrievals, der unterschiedlichen Datenbankstrukturen etc. überwinden. Im englischsprachigen Bereich wird der Begriff jedoch im weiteren Sinne oft wie den Clearinghouse-Begriff benutzt.

Ein Beispiel hierfür ist das SOSIG "Social Science Information Gateway"22 in Großbritannien, das ähnlich wie BUBL von der JISC23 z.T. finanziert wird. SOSIG bietet eine recherchierbare Datenbank an, die wiederum die Internet-Quellen kurz beschreibt und nach geographischen Kriterien, fachlich nach Teilbereichen der Sozialwissenschaften (25 Unterteilungen) und nach der UDC als Zugriffspunkte kategorisiert. Für Kenner des SOSIG-Angebots gibt es auch "Knöpfe", um die Beschreibungen zu überspringen und direkt an die Quellen zu gelangen.

Zusätzlich werden von SOSIG Dokumentation und Trainingsmaterialien gesammelt und angeboten, um Sozialwissenschaftler mit den Diensten und der Nutzung von Internet vertraut zu machen. Auch hier besteht ein Bezug zum nationalen Plan für die Einbeziehung von Internetdiensten in die Informationsinfrastruktur des Hochschulwesens Großbritanniens: Ein SOSIG Documentation and Training Officer wurde August 1995 abgeordnet, um Workshops für Sozialwissenschaftler, sozialwissenschaftliche Studenten, Bibliiothekare und andere Fachspezialisten in einschlägigen Organisationen überall in Großbritannien durchzuführen. Somit werden nicht nur Fachreferenten sondern auch Nutzer (Dozenten, Studenten etc.) dieses Fachgebiets sowohl über die relevanten Quellen im Internet als auch über die Nutzung von Internetdiensten im allgemeinen informiert. Die Dokumentation solcher Workshops und Referenzkarten steht gleichfalls online im Internet zur Verfügung24.

Beispiel eines fachbezogenen Clearinghouse: Cognitive and Psychological Sciences on the Internet (Scott Mainwaring, Stanford University)

Bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1995 war die Stanford University dabei, ein "global distributed hypertext System," eine Art Clearinghouse, mit einzelnen "Resource Pages" für die verschiedenen Fachgebiete bzw. Teilgebiete zu erstellen25. Ein Teil dieser Bemühungen leistete Scott Mainwaring. Die Entwicklung und Pflege seiner "Resource Page" für "Kognitive und Psychologische Wissenschaften", die er selbst mittlerweile als "Index" bezeichnet, beschreibt er in seinem Aufsatz "Compilation and Use of a World Wide Web Index of Cognitive and Psychological Science Resources."26 Seit der Konzeption dieses Index April 1994 hat sich folgende Struktur der Einträge zu diesem Thema auf dieser Resource Page für die gezielte Recherche bewährt:

27

Mainwaring benutzt zwei Ebenen für den Einstieg in seinen Index: Um den Überblick zu gewähren, hat er eine Kurzdarstellung ("concise") als Einstieg, in dem nur die Überschriften und die erste Stufe der Unterteilung der Hierarchie erscheint. Ein ausführlicherer Index kann mit "Top Level (Verbose") angewählt werden. Somit sind dann die weiteren Unterteilungen der einzelnen Einträge sichtbar. Einträge, die sinnvollerweise in zwei oder mehrere Rubriken hingehören, sind mit Verweisungen versehen, die auf den einen Eintrag weisen. Ein Suchmechanismus ermöglicht die Recherche nach Stichwörtern in den momentan vom eigenen Browser heruntergeladenen Dokumenten. Außerdem können intern mehrere verknüpfte Dateien hieraus erzeugt werden, was bei globalen Änderungen wichtig ist. Auf Images und Ikons wurde größtenteils verzichtet, um die Bedienung auch bei langsameren Verbindungen benutzerfreundlich zu gestalten.

Die Einträge sind zwar strukturiert, aber ohne weitere Annotationen zum Inhalt. Da aber Mainwaring sie nach seiner Ansatzkonzeption des eingeschränkten Themas ausgesucht hat, ist die inhaltliche Gültigkeit gegeben. Einige Rubriken, die sonst bei einigen Clearinghouses berücksichtigt sind, wie z.B. Volltextquellen, Datenbanken, Forschungsprojekte etc., fehlen hier, es sei denn, sie stehen unter den Institutionen. Dieser letzte Aspekt kann durch die Stichwortsuche überbrückt werden, jedoch nur insoweit, als die gesuchten Stichwörter im Text der Einträge vorkommen müssen oder die gesuchten Texte, Projekten etc. zumindest in Stichwörtern bekannt sind.

Beim Aufbau des Index machte Mainwaring folgende Erfahrungen: Nach der ersten Phase des "Sammelns" der Quellen hatte er einige Suchmechanismen (Archie, Veronica, WebCrawler) benutzt sowie die Links im University of Michigan Clearinghouse (Cormicle und Bonarios "Neurosciences Internet Resource Guide") und in Fehrmanns Liste der E-Konferenzen in Psychologie und Psychiatrie28 verfolgt. Neben diesen eigenen Aktivitäten machte Mainwaring Anfragen in einigen einschlägigen Usenet Newsgroups und E-Mail-Diskussionslisten nach nützlichen Quellen zu diesem Thema und bekam Hinweise von den Lesern dieser Listen. Als auf seinen Index von einigen Meta-Indices (Yahoo, Whole Internet Catalog etc.) verwiesen wurde, stieg die Nutzung an. Es kamen so viele Hinweise auf Korrekturen und auf weitere, aufzunehmende URLs von Benutzern, daß Mainwaring die aktive Suche nach Quellen im Internet und das eigene Testen des Informationsgehalts der aufzunehmenden Quellen reduzieren konnte. So wurde, laut Mainwaring, der Index praktisch selbstpflegend. Trotz des technischen Aspekts eines selbstpflegenden Index betont er jedoch die Bedeutung der fachlich redaktionellen Überprüfung des Index:

"A literally self-maintaining index would be updated directly by its users themselves. However, in addition to the technical problems of implementing such a scheme, the issue of (lack of) editorial selectivity would be a considerable problem. Psychological and cognitive sciences is already perhaps too braod a topic for a useful index, and I have started to make an effort to avoid including self-help and predominatly clinical resources in order to focus on materials most relevant to basic cognitive research. Striking a balance between openness to alternative conceptions of congitive science (for example) and avoiding information sprawl is difficult, and a user-drive solution to such difficult to envision."29

Gerade für einzelne, sehr spezifische Forschungszwecke wird dieser Aspekt immer ein Problem darstellen. Mainwaring löst es zum Teil mit einem Hinweis gleich auf der Eingangsseite betreffend der Einschränkung des Themas und seiner Abgrenzung gegenüber bestimmten Aspekten (z.B. hier klinische Anwendungen und praxis-orientierte Bereiche). Außerdem nennt er einige zutreffende Links bereits auf der Einstiegseite, die Benutzer mit klinischen, praxis-orientierten Interessen gleich weiterleiten. Hinsichtlich der ansteigenden Spezialisierung, die sowohl in der Forschung und in den Universitäten zu beobachten ist, werden diese Aspekte des Aufbaus und der Pflege eines solchen Index zunehmend richtungsweisend. Die Einschränkung und Definition des Themas sowie die Strukturierung, den Umfang an gezielt selektierten Informationen und des Ansatzes dieses Index entsprechen den Ansprüchen eines Clearinghouse für einen Teilbereich eines Fachgebiets.

Mainwaring analysierte anhand der Logprotokolle des Zeitraums Mai 1994 (Beginn) bis Oktober 1995 die Benutzungsart seines Index. Die meisten Anfragen galten den akademischen Programmen, E-Journals, Organisationen und Diskussionslisten, obwohl das Interesse an den E-Journals ab Juli 1995 alle andere Anfragen überholte. Dies geschah trotz der (z.B. im Gegensatz zu den Diskussionslisten) relativ kleinen Zahl der Einträge in diesem Bereich. Weiterhin hatte er von ca. Juni bis September 1995 einen Aufruf zur Rückmeldung, welche Informationen der Benutzer suchte und wie er diese Informationen nutzen wollte. Obwohl die Antworten sehr unterschiedliche Bedürfnisse der Benutzer zum Ausdruck brachten (neben Forschungszwecken, Jobsuchen, Web-Site- Konstruktionsinteressen, etc.), und obwohl die Logprotokolle aufzeigten, daß der Hauptanteil der Nutzer aus den USA kamen (.edu, .com, .net), spiegelten sie die breite Streuung der Internet-Informationssuchenden und -bedürfnisse m.E. relativ zutreffend wieder. Leider fängt jedoch eine solche freiwillige Rückmeldung oft nicht die negativen bzw. informationsfrustrierten Reaktionen der Suchenden auf. Allerdings hat Mainwaring aufgrund dieser Rückmeldungen ableitende Links für klinisch, praxis-orientierte Interessenten auf der Einstiegseite hinzugefügt.

Ähnliche Definitionen des Zielpublikums bzw. der inhaltlichen Einschränkungen finden sich z.B. auf der Alzheimer Web Home Page30 von David Small. Diese Web-Site ist ein sehr gutes Beispiel eines fachspezifischen "Clearinghouse" im Internet. Dem Forschungszweck entsprechend konzentriert dieses "Clearinghouse" sehr viele relevante Hinweise und Links zu Forschungslaboren, Forschern, Büchern, Artikeln, elektronischen Texten, Konferenzen etc. Außerdem bietet es weitere Dienste (eine Telnetverbindung zur Literaturdatenbank, MEDLINE und einer Patentdatenbanksuche) an und gibt Antworten zu häufigen Fragen über die Alzheimersche Krankheit.

Merkmale des Clearinghouse

Aus der Analyse dieser Clearinghouses und Clearinghouse-ähnlichen Informationsdienstleistungen, sowie aus den Erfahrungen, eigene Resource Pages zu erstellen, ergaben sich folgende Merkmale eines Clearinghouse als Vermittlungsstelle für Fachinformationen im Internet.

Definition und Abgrenzung des Themengebiets

Gleich auf der Einstiegsseite ist es für den Benutzer wichtig, einen Überblick über die Parameter der in diesem Clearinghouse zusammengestellten Informationen zu erhalten. Eine kurze Definition des Themengebiets sowie die Abgrenzung gegenüber naheliegenden Fach- oder Themengebieten soll angegeben werden. Sinnvoll ist es, wenn einige Deskriptoren angegeben werden, z.B. diejenigen, die bei der Informationssuche zur Erstellung dieser Resource Page benutzt wurden. Eine Klassifikationszuordnung mag nützlich sein, je nach Zielpublikum und Anwendungsgebiet (z.B. Medizin). Hinweise über die gesuchten Quellen und die Erstellungsweisen der Resource Pages geben dem Nutzer eine Einsicht in die Tiefe bzw. Umfang und Interpretation des Themengebiets.

Inhalt (Art der Informationsquellen)

Nur ab einem bestimmten Inhaltsgrad eines Informationsangebotes bestehen die Funktionen, die ein fachbezogenes Clearinghouse ausmachen. Diese werden zum Teil durch das jeweilige Fachgebiet bestimmt. Im Allgemeinen liegt jedoch die Betonung auf der Konzentration ausgesuchter Quellen, die noch zusätzlich beschrieben und bewertet werden.

Übliche Rubriken sind:

Informationsquellen (mit relativ hohen Informationsgehalt); Institutionsinformationen (z. B. Forschungsprogramme und -projekte, Lehrangebote, ausführliche Personalia, weitere Hinweise auf allgemeinere Informationsseiten von Institutionen);
Organisationen (inkl. ihrer Aufgaben, Struktur, personellen Zusammensetzung, Aktivitäten etc.);
Konferenzen und Tagungen ggf mit Hypertextlinks zu den Proceedings, Abstracts etc.;
E-Journals;
andere Volltextquellen;
Usenet Newsgroups;
Diskussionsforen inkl. -archive;
Bibliotheksdatenbanken, spezialisierte bibliographische Datenbanken mit Recherchefunktionen;
Datenarchive;
Statistiken;
andere fachlich angrenzende Web-Sites;
relevante aber nicht einzuordnende Links;
Link zu zentraler (beruflicher) Stellenvermittlung.
Eigene institutionelle Informationen können mit zusätzlichen Links dargestellt werden. Weitere institutionell bedingte Fachdienstleistungen (z.B. einer SSG-Bibliothek, einer zentralen Fachinformationsstelle) sowie Schnittstellen zu Dienstleistungen (Datenbanken, Fernleihe und Dokumentenlieferdienst) sollen möglichst direkt an das entsprechende Link (z.B. Bibliotheks-Datenbank) angehängt werden.

Was keine Fachinformation beinhaltet aber für den Nutzer hilfreich sein könnte, wären:

weitere Hilfsanweisungen für die Internetnutzung;
Einstieghilfen ins Internet;
Suchmaschinen und deren kurze Bewertung bzw. Bedienungsanleitungen;
weitere (fachspezifische) Hilfsanweisungen für Studenten z.B. Informationen zu Tests, zum Verfassen von Forschungspapieren etc.
Letzteres kommt nur in Frage, wenn das Clearinghouse ein größeres Zielpublikum anvisiert (z.B. den Universitätsbereich oder Schulen). Für Forschungszwecke werden die Selektionskriterien und die Gruppierung der Quellen für den Erfolg des Clearinghouse ausschlaggebend sein und sollten deshalb von Anfang an mit Wissenschaftlern dieses Spezialgebiets abgesprochen werden. Weiterhin sollte die Möglichkeit zur periodischen Rückkopplung über die Art der Einträge und ihres Informationsgehaltes gegeben sein.

Organisation des Clearinghouse-Aufbaus

Am sinnvollsten erscheint ein kooperatives Unternehmen wie bei BUBL bzw. beim Clearinghouse der Argus Associates und University of Michigan, zumindest was die freiwillige Beteiligung durch die Erstellung von Quellen eines Teilgebiets betrifft. Auch die Koordination gemeinsamer Bemühungen von Fachreferenten und Wissenschaftlern eines bestimmten Fachs dürfte - wie im Fall von Scott Mainwaring - nach ca. 2 Jahren zu einem "selbstpflegenden" Clearinghouse führen. Aber wie ein Steinwurf ins Wasser seine Kreise zieht, so spielt auch hier ein weiterer Kooperations-"Kreis" eine wichtige Rolle. In allen untersuchten Subject Tree-, Clearinghouse- und ähnlichen Unternehmen für fachbezogene Informationen im Internet trugen Nutzer mit weiteren Hinweisen, Korrekturen, Ergänzungen etc. zur sinnvollen Bereicherung und zum Ausbau des Clearinghouse bei. Ohne diese Beiträge wäre m.E. eine umfassendere Darstellung der Internet-Informationsquellen zu einem Spezialgebiet kaum möglich.

Definition des Zielpublikums

Eine Festlegung des Zielpublikums für ein solches Clearinghouse beeinflußt in nicht geringem Maße die Organisationsform und Auswahlkriterien für die Aufnahme der Quellen ins Clearinghouse. Wenn das Zielpublikum eine Hochschulgruppe ist wird ein Clearinghouse eine größere Anzahl von Links führen, als wenn es für eine Forschergruppe bestimmt ist. Ratsam in jedem Fall ist der Einbau einer Suchmaschine bzw. einer Datenbankstruktur, um gezieltere Recherchen nach Stichwörtern und eventuell nach anderen festzulegenden Kategorien (Namen, Körperschaftsnamen, geographischen Namen, Art der Quelle etc.) zu ermöglichen und somit den Informationsgewinn zu erhöhen.

Wertung und Selektionsverfahren

Der technologische Fortschritt bei programmierbaren Search Engines und anderen "Resource Discovery Tools" für Informationsquellen im Internet wird sich vermutlich so schnell entwickeln, daß neue Ansichten und Erfahrungen innerhalb von Monaten die hier zum Ausdruck gebrachte Vorsicht überholen. Für den gegenwärtigen Bedarf eines Forschers oder Spezialisten wird jedoch eine tiefere Bewertung der aufzunehmenden Einträge erforderlich sein, als es zur Zeit durch flache Indices, Metaindices oder Suchmaschinenergebnisse möglich ist. Sowohl die Prüfung der Quellen selbst als auch ihre Einordnung in das Clearinghouse (oder die Resource Page) wird zusätzliche intellektuelle Arbeit und Bewertung notwendig machen. Somit erfolgt für die reinen Forschungszwecke eine zweite oder "tiefere" Ebene der Selektion für eine Resource Page, die im Gegensatz zu der "ersten" Ebene steht, auf der zunächst viele Hinweise zu einem Fachgebiet gesammelt und strukturiert dargestellt wurden.

Die Selektion setzt eingehende Kenntnisse der Erfordernisse des gewählten Fachgebiets, Teilgebiets oder Interessenschwerpunkts voraus. Die zu erwartenden Bedürfnisse des Zielpublikums werden eine wesentliche Rolle bei der Selektion und Anordnung der Quellen spielen, und die Relevanz der Informationsquellen selbst wird bei der Selektion ausschlaggebend sein. Gerade bei der zweiten, "tieferen" Ebene wird die enge Kooperation mit den Fachspezialisten von außerordentlicher Bedeutung sein, da sie wichtige Hinweise auf trifftige Quellen geben können. Der enge Kontakt mit den Wissenschaftlern liefert außerdem ein wichtiges Feedback über die Erfüllung der Informationsbedürfnisse und somit der Aufgabe des Clearinghouse.

Mit der Zeit und weiteren Entwicklungen auf dem informationstechnologischen Gebiet wäre zu erwarten, daß Bewertungskriterien und -systeme neue Formen annehmen. Auch die bisherigen Bewertungskriterien (Journal Impact Factor, Zitierfrequenz etc.) werden sich durch die Einbeziehung der im Netz verfügbaren Quellen wandeln. Nicht nur die im Logprotokoll registierten Anfragen auf bestimmten Dateien bzw. Datentransfer von FTP- und HTML-Dateien werden dann relevant, sondern weitere, zur Zeit noch nicht einmal denkbare Methoden zur Bewertung von Informationsgehalt und Nützlichkeit werden entstehen.

Die Zusammenarbeit zwischen den Clearinghouse-Erstellern und ihrem Zielpublikum wird künftig an Bedeutung zunehmen, da mittlerweile kein Forscher, nicht mal der Experte, alle relevante, nützliche Quellen finden kann. Auf dieser Weise kann ein Informationsmangel bei Wissenschaftlern und Forschern und die Verschwendung von Zeit und Ressourcen verhindert werden.

Hersteller-Angaben

Es ist selbstverständlich, daß der Hersteller Angaben zu seiner Person, institutionellen Anbindung, Emailadresse und vor allem das Aktualisierungsdatum der Informationen angibt.

Schlußwort

Die Vorteile des Mehrwert-Dienstes eines Clearinghouse sowohl für die "erste" Ebene der Hochschullehre und -forschung (sowie allgemeine Nutzung) als auch für die "zweite" Ebene der hochspezialisierten Forscher liegen auf der Hand. Der Nutzer wird zu fachlich relevanten Stellen geführt, statt daß er wertvolle Zeit mit Suchen und Einschätzungen der Quellen verbringen muß. Die Nachteile liegen darin, daß abweichende Ansatzpunkte bei der Erschließung und Bewertung der Quellen je nach Ersteller, Zielpublikum, Eigenheiten des Fachgebiets entstehen, die je nach den Wissenschaftlerbedürfnissen zu flach oder zu detailliert oder zu einseitig sein könnten. Ein Modell für einen Clearinghouse "Guide" oder eine "Resource Page" kann zwar in ihren möglichen Strukturen vorgeschlagen werden, jedoch hängt die Ausführung von vielen Faktoren ab. (Bereits erwähnt sind Fachgebiet bedingte Informationskriterien, Zielpublikum, Tiefe der intellektuellen Auseinandersetzung mit den Quellen, Kooperationsmöglichkeiten mit ähnlich interessierten Fachspezialisten etc.).

Das Projekt WEBIS für die Sondersammelgebietsbibliotheken in Deutschland wurde bereits auf dieser Tagung von Torsten Ahlers erläutert. Sinnvollerweise ist hier unter der Rubrik "Verwandte Internet Quellen" bei den jeweiligen WEBIS-Sites vorgesehen, daß ein Clearinghouse für weitere, auf dieses Fach bezogene Internetquellen als Ergänzung zum SSG-Bibliotheksangebotes entstehen soll. Organisatorisch kann der Aufbau eines Clearinghouse und die Delegierung der Zuständigkeiten nur durch Kooperationen fachgleicher und fachverwandter Bibliothekare und Informationsspezialisten mit der Unterstützung der Wissenschaftler zustande kommen.

Ähnlich wie erste Bemühungen im Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, wo solche Clearinghouses für themenbezogene vernetzten Quellen entsprechend der einzelnen Forschungsprojekte aufgebaut werden, bauen bestimmt viele andere Fachreferenten und vielleicht auch Wissenschaftler ihre eigenen Quellensammlungen auf. Hier könnten sich die entsprechenden Bemühungen ergänzen und koordiniert werden, um die effektive Vorarbeit für die fachgezogene Informationsvermittlung im Internet gemeinsam zu leisten und davon gemeinsam zu profitieren.

Als Anregung dazu möchte ich gerne Scott Mainwarings Einsichten aus der Entwicklung seines Index weitergeben: "As the Web continues to expand and evolve, the number of resources relevant to any given topic will increase; some topics will become too large (in the context of the Web) to be indexed by an individual. It is possible that index building will also be made obsolete by advances in automated information retrieval technologies ... However, there will probably continue to be topics of appropriate generality that could serve as the basis for fairly self-maintaining indices. The Web will become what its users collectively make of it."31

Es liegt an uns, aus diesen Quellen Informationsvermittlungsstellen zu gestalten, die für unsere Arbeit und für den Bedarf unserer Nutzer qualitativ hohe Informationsdienste leisten. http://www-psych.stanford.edu/cogsci/


1 Für eine detaillierte Abhandlung über "Ein Clearinghouse-Konzept für Fachinformation aus dem Internet" siehe Diann Rusch-Feja: Ein Clearinghouse-Konzept für Fachinformation aus dem Internet, oder, wie man aus dem Chaos sinnvolle Informationsvermittlung betreibt. ABI-Technik 16(1) (1996) (im Druck).

2 Thesaurus of ERIC Descriptors. 13th Ed. Hrsg. James E. Houston. Phoenix, AR: Oryx Press, 1995, p. 48.

3 Mittlerweile erweitern einige ERIC-Clearinghouses ihr Tätigkeitsfeld, um relevante Quellen im Internet mit in eine recherchierbare Datenbanken zu verzeichnen und mit den entsprechenden Links zu versehen, wie z.B. das Eisenhower National Clearinghouse for Mathematics and Science Education (http://www.enc.org).

4 (http://www.bubl.bath.ac.uk/BUBL/mission.html).

5 Siehe Brief an die SCONUL Mitglieder, in dem in jeder JANET-Bibliothek eine Mitarbeiterin die Arbeit von BUBL und JUGL (JANET User Group for Libraries) unterstützen könnte. (http://www.bubl.bath.ac.uk/BUBL/JUGLBUBL.html).

6 Für weitere Informationen zum CATRIONA-Projekt, beide Phasen, siehe (http://www.bubl.bath.ac.uk/BUBL/maincatriona.html) and "CATaloguing and Retrieval of Information Over Networks Applications (CATRIONA) (http://www.bubl.bath.ac.uk/BUBL/catriona.html). Siehe auch Dennis Nicholson, et. al.: Cataloguing the Internet: CATRIONA feasibility study, Library and Information Research Report 105, London: British Library Research & Development Department, 1995.

7 Hierzu siehe den Vortrag zu diesem Thema von Mary Fletcher an der Tagung "Internet-Basierte Informationssysteme und Bibliotheken", 15.-17. Januar 1996 in Bielefeld. Die Vorträge dieser Tagung werden sowohl auf dem WWW-Server in der Universitätsbibliothek Bielefeld als auch auf dem WWW-Server des Universitätsrechenzentrums Heidelberg. Da die genauen Stellen zur Zeit nicht bekannt gegeben worden sind, verweise ich vorläufig auf (http://www.ub.uni-bielefeld.de/aktuell/zif/beitraeg.html), wo das Tagungsprogramm liegt und womöglich Hinweise auf die Vortragsdateien gibt.

8 Hierzu liegt der "Follett Report" ("Joint Funding Council's Libraries Funding Review Group: Report," 1993) zugrunde. Text available from External Relations Dept., Higher Education Funding Council for England, Northhavon House, Coldharbour Lane, Bristol BS 16 1QD, und als HTML-Text als Teil von "BUBL Information Services." Er ist außerdem unter der Electronic Library HomePage abrufbar (http://ukoln.bath.ac.uk/elib/pointers.html).

9 Siehe "Special Features on BUBL" (http://www.bubl.bath.ac.uk/BUBL/features.html). Ich danke außerdem Joanne Gold, BUBL Information Officer, und Mary Fletcher, Catriona Project für ihre Auskunft über die weitere Planung.

10 Die URL lautet (http://www.lib.umich.edu/).

11 Argus Associations wird von Louis Rosenfeld, Entwickler des University of Michigan Clearinghouses 1993, geleitet. Die URL lautet (http://argus-inc.com).

12 Clearinghouse Mission & Philosophy (http://www.lib.umich.edu/chouse/docs/mission.html).

13 Laut Auskunft von Louis Rosenfeld am 30.1.1996.

14 Für weitere Erläuterungen, siehe (http://www.lib.umich.edu/chouse/docs/submit/).

15 Diane K. Kovacs: Directory of Scholarly Electronic Conferences. 9th Rev. 1995. (http://www.mid.net/KOVACS/Sindex.html).

16 (http://www.lib.umich.edu/chouse/chome.html)

17 Für weitere Informationen zu CNASI, siehe (http://www.anu.edu.au/CNASI/).

18 Siehe die Liste der "Information Servers at the Australian National University"(http://www.anu.edu.au). Einige existieren noch sowohl als Gopher- als auch als WWW-Server.

19 Die URL lautet (http://coombs.anu.edu.au/WWWVL-PacificStudies.html).

20 Die URL lautet (http://www.w3.org).

21 Rainer Kuhlen: Informationsmarkt. Chancen und Risiken der Kommerzialisierung von Wissen. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz, 1995, S. 319-320.

22 Die URL lautet (http://sosig.ac.uk).

23 Neben JISC wird SOSIG außerdem vom Economic & Social Research Council (ESRC) und E-Lib (Electronic Library) finanziell unterstützt.

24 Die Texte sind über die allgemeine URL (http://sosig.ac.uk/ unter "Documentation and Training Materials") erhältlich oder von einer FTP-Datei (ftp://sosig.ac.uk/pub/sosig/doc/).

25 Vgl. Vortrag von Anthony Angiletta am 5. Mai 1995 an der Max-Planck-Gesellschaft Bibliotheksleitertagung in Garching (im Druck).

26 Scott Mainwaring: Compilation and Use of a World-Wide Web Index of Cognitive and Psychological Science Resources" (http://matia.stanford.edu/cogsci/brmic/index.html).

27 (http://matia.stanford.edu/cogsci/) ab 30. Januar unter einem neuen URL (http://www-psych.stanford.edu/cogsci/).

28 Die Adressen für diese Stellen gibt er im Teil seines Aufsatzes "Assembly & Maintenance" (http://www-psych.stanford.edu/cogsci/brmic/assembly.html).

29 Scott Mainwaring, Compilation and Use ... /Assembly & Maintenance (http://www-psych.stanford.edu/cogsci/brmic/assembly.html).

30 Die URL lautet (http://werple.mira.net/~dhs.ad.html).

31 Scott Mainwaring, Compilation and Use ... /Conclusions (http://www-psych.stanford.edu/cogsci/brmic/conclusions.html).