Authors: Schulte, Marcus
Title: Die Bedeutung des Spinbegriffs
Language (ISO): de
Abstract: Die Frage, wie und wieweit eine Erkenntnis der Natur möglich sei, ist seit Kant nicht mehr eine Frage nach einer universellen Theorie von Welt und erkennendem Subjekt aus göttlicher Perspektive sondern eine Frage nach den Bedingungen der Bezugnahme des Subjekts auf das ihm empirisch Gegebene, die Welt. Seit der sprachphilosophischen Wende der Philosophie um 1900, sind diese Bedingungen der Bezugnahme zu suchen in der Funktionsweise der Sprache. Seit der Krise der idealsprachlichen Rekonstruktionsversuche um 1940/50 ist klar, dass Sprache nicht zeitlos ist sondern gebunden an die Verwendungsregeln und Erfahrungen einer Epoche und eines gesellschaftlichen Segments. Erkenntnis ist eine der Wechselwirkung des Subjekts (bzw. einer Gruppe) mit der übrigen Welt entwachsende Struktur, die die Wechselwirkungen zwischen '' Dingen`` unter bestimmten Voraussetzungen und Gesichtspunkten spiegelt. Die Fragen, wie die Sprache der Physik als ein solcher Spiegel funktioniert und wieweit man dem Spiegelbild der Natur trauen kann, sind philosophische Fragen nach den Methoden der Physik und der Semantik ihrer Sprache, und also, wenn obige Thesen wahr sind, nach der konkreten Ausprägung dieser Methoden in ihrer Anwendung auf bestimmte Inhalte. Die vorliegende Arbeit untersucht die genannten Fragen anhand eines Ausschnitts der frühen Quantenphysik. Sie kommt damit dem in der neueren Wissenschaftstheorie weit verbreiteten Ruf nach detaillierter Behandlung tatsächlicher (nicht zu philosophischen Zwecken konstruierter) Fallbeispiele aus der Geschichte der Wissenschaften nach (s. etwa Cartwright [3]). Systematisch knüpft sie an, an die sprachphilosophischen Rekonstruktionsversuche in der Tradition, die von Frege und Carnap bis zu neuesten strukturalistischen Analysen (hier wird insbesondere Bartels [2] näher behandelt) reicht. Die Ergebnisse der Untersuchung liefern einige Argumente für die Frage nach der Realität physikalischer (theoretischer) Entitäten. Eine globale Betrachtung der Wissenschafts­ und Philosophiegeschichte legt zu dieser Frage zunächst zwei Argumente für eine pessimistische Antwort nahe: Erstens werden grundlegende wissenschenschaftliche Theorien immer wieder überholt, was eine gewisse Skepsis gegenüber Kandidaten für eine fundamentale theory of everything angebracht erscheinen lässt. Zweitens führt das Scheitern von a-priori-Philosophien (wie das des erwähnten logischen Empirismus) zu ähnlichen Vorbehalten gegenüber dem Konzept einer fundamentalen theory of theories. Literatur [1] BALZER, WOLFGANG, C. ULISES MOULINES und JOSEPH D. SNEED: An Architectonic for Science, The Structuralist Program, Band 186 der Reihe Synthese 1 Library. Reidel, Dordrecht, 1987. [2] BARTELS, ANDREAS: Bedeutung und Begriffsgeschichte. Ferdinand Schöningh, Paderborn, 1994. [3] CARTWRIGHT, NANCY: How the Laws of Physics Lie. Oxford University Press, Oxford, 1983. PHM 4/215. [4] CUSHING, JAMES T.: Quantum Mechanics: Historical Contingency and the Copenhagen Hegemony. University of Chicago Press, Chicago, 1994. [5] LAUDAN, LARRY und JARRETT LEPLIN: Empirical Equivalence and Underdetermination. The Journal of Philosophy, 88(9), 1991. 2
Subject Headings: Physikgeschichte
Quantentheorie
Semantik
Wissenschaftstheorie
URI: http://hdl.handle.net/2003/2932
http://dx.doi.org/10.17877/DE290R-14095
Issue Date: 2000-09-05
Provenance: Universität Dortmund
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