TECHNIK Die Aquatinta, zwischen 1765 und 1768 von Jean Baptiste Leprince
erfunden (erste Ansätze schon im 17. Jhd.; Hercules Seghers), ist eine
Halbtöne erzeugende Flächenätzung.
Das Verfahren ist dadurch eine der malerischsten Tiefdrucktechniken. Im
allgemeinen werden die Umrisse des Bildes leicht eingeätzt, wobei
ähnlich wie bei der Radierung (oder der Kalten Nadel)
verfahren wird. Danach wird der Deckgrund entfernt und der Platte ein
säurebeständiges Korn (Asphalt-, Harz- oder Kolephoniumstaub)
aufgeschmolzen.
Je feiner die Staubteilchen, desto feiner die Körnung und damit auch
die erzielte Tönung. Stellen, die nicht geätzt werden sollen, werden
abgedeckt. Die Säure frißt sich zwischen den aufgeschmolzenen
Staubkörnchen in das Metall und macht es für die
Farbe aufnahmefähig. Der Druck erfolgt wie bei der Radierung.
Um verschiedene Töne zu erreichen, muß in mehreren Stufen geätzt
werden. Flache Ätzung ergibt einen Grauton, tiefes Ätzen bringt satte
Schwärzen. Der für die A. typische homogene Flächenton wird durch die
Feinheit des Korns bestimmt.
Das Korn kann mit verschiedenen Methoden hergestellt werden: z.B.
Sandpapier-Aquatinta - über den Ätzgrund wird Sandpapier gelegt, dessen
Körner den Grund löchern, wenn die Platte durch die Walze gezogen wird.
(Vorsicht!
Sandkörner und andere grobe Partikel haben neben polierten Platten und
neben Papieren nichts zu suchen - immer auf Sauberkeit beim Arbeiten
achten);
Craquelure- oder Weingeist-Aquatinta - eine Lösung von Kolephonium in
Weingeist wird flüssig auf dei Platte gebracht, die Lösung zieht sich
beim Trucknen zusammen, und es bilden sich feine, verästelte Risse, die
die S6auml;ure an die Platte heranlassen; die Weingeist-A. zeigt ein
Runzelkorn; Seesalz-A. - durch einen flüssig gehaltenen Ätzgrund wird feines Seesalz auf die Platte gegeben,
das nach dem Festwerden des Ätzgrundes ausgewaschen wird; das Metall zeigt nun eine feine Punktstruktur.
VARIATIONEN. Mischung mit zahlreichen anderen Tiefdrucktechniken.
| Weiterentwicklungen: Reservage und Pinselätzung
RESERVAGE.
(Aussprengverfahren): Mit Tusche oder Zuckerwasser wird auf die Platte
gezeichnet, anschließend wird die Platte mit einer dünnen
Asphaltschicht überzogen und ins Wasserbad gelegt, bis sich der Zucker
auflöst und den darüberliegenden Lack wegsprengt. Das freigelegte
Metall wird mit einem Aquatintakorn versehen und geätzt.
Das Aufsprengverfahren kennt man auch bei Flach- und Siebdruck. Es
zeigt insgesamt rauhere Konturen als andere Aquatinta-Techniken
Pinselätzung. Die Ätze wird mit dem Pinsel auf die Platte gebracht.
Es gibt viele Varianten und Methoden, dem Künstler sind keine Grenzen
gesetzt: Reservage als Federzeichnung auf Zinkplatte, Aufschmelzen des
A.-Korns vor oder nach dem Aufsprengen; Weichheit der Töne entsteht
durch teilweises Abtupfen der halbgetrocknenden Zeichentinte;
Pinselmalerei mit unterschiedlich verdünntem Asphaltlack auf
ungekörnter Zinkplatte, die Körnung wird erreicht durch
zwischenzeitliches
partielles Ausspühlen der noch flüssigen bzw. nicht völlig trockenen
Partien mit Lösungsmittel oder Wasser, wodurch die Lackschicht
unterschiedlich perforiert wird; Ölkreidezeichnung auf Zinkplatte mit
Aquatinta-Korn, Aquatinta mit Zwischentönen in einem Ätzvorgang,
teilweise Strichlagen in die Kreideschicht eingelegt, also geätzt.
Pinselmalerei mit unterschiedlich verdünntem Asphaltlack, Perforation
mittels Schleifleinen unter der Presse, dazu eine zweite Platte (auch
Farbplatte) als Aquatinta (2 - mehrere Ätzstufen). Also ein nicht ganz
einfaches Verfahren.
IDENTIFIKATION QUALITÄT
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