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Abklatsch
Auch Strukturlithographie genannt
Gehört zu den Umdruckverfahren
und ermöglicht die Übertragung strukturierter, reliefartiger
Materialien auf den Druckstein. Die verwendeten Materialien können
Papier, Tapeten, Stoffgewebe, Drahtnetze, Blätter, Holz, Schwämme
und eigens dafür hergestellte Folien, sogenannte Tangierraster
sein. Die eingefärbten Strukturen werden entweder mit einem Falzbein
oder in der Handpresse auf den frisch geschliffenen oder entsäuerten
Stein abgeklatscht. Die weitere Bearbeitung entspricht der des Umdrucks.

Algraphie
Von neulateinisch aluminium und griechisch "schreiben"
Bezeichnung für das von Josef Scholz 1892 in Mainz zuerst ausgeführte
Verfahren des Aluminiumdrucks (siehe Metallplattendruck).
Eine vereinfachte Handhabung sowie geringere Kosten veranlaßten
viele Künstler die für die Lithographie
übliche Solnhofer
Schieferplatte durch eine leichte Aluminiumplatte als Druckform zu
ersetzen. Das Zeichnen auf die durch Ätzen des Metalls angerauhte
Metallplatte gleicht dem Zeichnen auf Stein, wobei der Einsatz reprofotografischer
Verfahren und die Übertragung von bezeichneten Filmen technisch zahlreiche
Möglichkeiten für den Druck bieten. Der Druck von Metallplatten
erfolgt entweder direkt mit Steindruckpressen
oder indirekt mit Offsetpressen.
Ätzung
Bezeichnung für die Aufbringung einer Gummiarabikum-Salpetersäure-Mischung
auf den Lithographiestein während der Präparation.
Anastatischer Druck
Aus dem griechischen "anastasis" abgeleitete Bezeichnung für Wiedererweckung
oder Wiederauferstehung; gemeint ist hier die Wiederaufbereitung einer
alten Druckform, bei der die fehlerhaften Bild- und Schriftteile für
einen Umdruck
wiederhergestellt werden.
Aussprengverfahren
Ähnlich dem Verfahren in der Tiefdrucktechnik wird im lithographischen
A. eine negative Pinselzeichnung dadurch erzielt, daß zunächst
die von der Zeichnung freibelassenen Partien mit einer dünnflüssigen
Gummiarabicumlösung
abdeckt werden. Anschließend wird mit Kreide oder Tusche die Positivzeichnung
auf die getrocknete Gummischicht aufgebracht. Durch die Zugabe von fließendem
Wasser sprengt die Gummischicht die darüberliegende Fettschicht ab
und die zuvor angelegte Zeichnung erscheint nun negativ weiß. Im
Folgenden wird die Platte geätzt, d.h. für Farbe unempfindlich
gemacht, und für den Druck vorbereitet. Die Zeichnung bleibt im Abdruck
negativ.
Eine Variante ist das A. für die Kreidezeichnung, bei der, gleich
einer Steinradierung,
die Zeichnung mit fetthaltiger Kreide auf eine wasserführende Gummischicht
aufgebracht wird. Die Zeichnung wird mit Talkum eingerieben, der Stein
mit Alaun entsäuert. Somit wird an den nicht bezeichneten Partien
die wasserführende Wirkung des Gummis aufgehoben. Durch Auftragen
von Asphalttinktur wird einerseits die Kreidezeichnung ausgewaschen, (wodurch
der Gummi unter der Zeichnung freigelegt und wieder wasseraufnahmefähig
gemacht wird), andererseits Fett in die nicht bezeichneten Partien eingerieben.
Nach sorgfältigem Abwaschen mit Wasser entsteht eine negative Kreidezeichnung
auf fettführendem Grund.
Autographie
Siehe Umdruck
Chromolithographie
Siehe Farblithographie
Druckfarben
Man unterscheidet beim Flachdruck
die Farben nach dem Druckverfahren: Steindruckfarben, Lichtdruckfarben,
Metallplattendruckfarben, keramische Druckfarben und Offsetdruckfarben.
Die Zusammensetzung der Farben ist abhängig vom jeweiligen Gebrauch
und von der jeweilig verwendeten Druckmaschine.
Speziell beim Steindruck werden Präparierungsfarben (Federfarben,
Ätzfarben und Aufbaufarben), Druckfarben und Hilfsfarben verwendet.
Druckpresse
Ausgehend von dem bereits vorhandenen technischen Stand der Buch- und
Kupferdruckpressen entwickelte Alois Senefelder 1796 die Glagenpresse,
die erste Presse mit reibendem Druck. In der Weiterentwicklung des Steindrucks
baute Hermann Mitterer in München die Roll- oder Sternpresse (immer
noch ganz aus Holz), deren Handhabung bereits wesentlich bequemer und
effizienter war. 1839 baute Erasmus Sutter in Berlin eine Presse aus Gußeisen.
Der Schritt von der Handpresse
zur Druckmaschine wurde 1823 durch die Erfindung der Buchdruck-Schnellpresse
getan, die schließlich die Entwicklung der Steindruck-Schnellpresse
durch die Maschinenfabrik G. Sigl in Berlin im Jahr 1852 möglich
machte. Am Ende des 19. Jahrhunderts setzte aufgrund des häufiger
werdenden Verfahrens, Bleche für Reklame- und Verpackungszwecke oder
bei der Spielzeugproduktion zu bedrucken, eine neue Technologie des Flachdrucks
ein, aus der letztlich die Offsetdruckmaschine
hervorging.
Druckträger
Im Flachdruckverfahren
das Material, auf das gedruckt wird. Das kann Folie, Karton oder Metall
sein, meistens ist es Papier: Unterschieden wird hier handgeschöpftes
Bütten von Maschinenbütten. Beide Sorten sind hochwertige Papiere,
die hohen Anforderungen an Beständigkeit und Festigkeit genügen
müssen. Darüber hinaus dürfen sie für den Steindruck
(siehe Lithographie)
möglichst wenig Struktur aufweisen.
Farblithographie
auch Chromolithographie genannt
Bezeichnung für den farbigen Steindruck, bei dem mit Hilfe sogenannter
Register oder Passerzeichen mehrere Platten genau übereinandergedruckt
werden, nachdem sie auf der Grundlage einer einheitlichen Konturenzeichnung
je nach der wiederzugebenden Farbe bearbeitet worden sind. Die Platten
werden von Hell nach Dunkel gedruckt.
Das Bedürfnis nach farbigen Steindrucken wurde zunächst durch
das nachträgliche Kolorieren von einfarbigen Blättern erfüllt.
Einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der F. leistete Gottfried
Engelmann (1788-1839), zu dessen Zeit der Flachdruck mit seinen verschiedenen
Verfahrensweisen zur dominierenden Technik innerhalb des Farbendrucks
wurde. Als originale Kunstform hat sich die F. seit den Plakaten von Chéret,
Toulouse-Lautrec und vielen anderen behauptet; als Reproduktionstechnik
ist sie von der Photolithographie
sowie von weiteren photomechanischen Reproduktionsverfahren abgelöst
worden.
Farbstein
Ca. 4 cm starker, speziell präparierter Stein, der dem gleichmäßigen
Verteilen der Druckfarbe auf die Handwalze
und dem Mischen der Farbe dient.
Federlithographie
Auf den zunächst fein mattierten oder polierten Stein wird die Zeichnung
mit einer Stahl- oder Rohrfeder und einer speziellen Tusche, die Fett
und Seife enthält, seitenverkehrt aufgebracht. Dabei ist der Strich
wenig strukturiert, beinah geschlossen. Eine Variante der F. ist die Pinsellithographie.
Flachdruck
Im Unterschied zum Hochdruck, bei dem die druckenden Partien erhöht
sind, und Tiefdruck, bei dem die druckenden Partien in den Druckträger
eingegraben sind, basiert der F. auf der gegenseitigen Abstoßung
von Fett und Wasser, wobei die druckenden Partien in einer Ebene mit den
nichtdruckenden liegen. Während das technische Verfahren der Lithographie
einen komplizierten chemischen Prozeß umfaßt, ist das Zeichnen
auf den Druckträger (Stein-, oder Metallplatte) technisch einfach
und bietet alle möglichen künstlerischen Freiheiten.
Frottage
Die F. gehört zu den Umdruckverfahren.
Schmiegsames Umdruckpapier
wird auf eine strukturierte Oberfläche gelegt. Mit einem Stift wird
die Struktur auf das Papier durchgerieben, so daß dieses entweder
mit einem einheitlichen Oberflächenrelief überzogen, oder partiell
damit gekennzeichnet ist. Das weitere Verfahren entspricht dem der Lithographie.
Granolithographie
Rasterfreies Übertragungsverfahren, das die Nachteile des Lichtdrucks
ausschließt und das sich besonders gut für Faksimiledrucke
eignet.
Gummiarabikum
Saft der afrikanischen und australischen Akazie mit fettabstoßender
und wasserbindender Funktion. Wird im lithographischen Ätzvorgang
zur Abdeckung der nicht bezeichneten Partien verwendet.
Handpresse
Abzüge und Probedrucke von Künstlerlithographien werden in aller
Regel auf der H. gemacht. Die Steinplatte liegt auf dem beweglichen Schlitten
der H. und wird hier präpariert, gewischt und eingewalzt. Ein angefeuchteter
Bogen des Auflagenpapiers wird auf den Stein gelegt; zwei weitere Deckbögen
und ein Preßspandeckel kommen hinzu. Der Reiber
erzeugt den Druck und durch kräftiges Drehen an einer Kurbel gleitet
der Schlitten mit dem Stein unter dem Reiber hindurch. Nach Lösung
des Drucks und Abziehen sämtlicher Deckschichten kann der Abzug vorsichtig
abgehoben werden. Handpressendrucke erkennt man am Reiberansatz. Abzüge
von Zink- und Aluminiumplatten werden auf der H. gemacht, indem man diese
zunächst auf einer Steinplatte befestigt und wie zuvor verfährt.
Handwalzen
Ebenmäßiger, lederbezogener Zylinder aus Holz, mit dem die
Farbe vom Farbstein
gleichmäßig aufgenommen und an die Druckform abgegeben wird.
Unterschieden werden rauhe Walzen, die zur Präparierung des Steins
genutzt werden, und glatte Walzen für den Farbendruck.
Klatschdruck
Der K. gehört zu den Umdruckverfahren
und dient der Übertragung einer Konturenzeichnung von einem lithographischen
Stein oder einer Metalldruckplatte
auf eine andere Platte gleicher Art, die wiederum der Träger einer
Farbdruckform für ein mehrfarbiges Bild ist. Dadurch wird eine Paßgenauigkeit
der verschiedenen Farbdruckformen erzielt. Unterschieden wird Puder- und
Farbklatsch.
Konservierungsfarbe
Um druckfertige Steine längere Zeit aufbewahren zu können, wird
die Druckfarbe zunächst ausgewaschen und mit nicht trocknender K.
überzogen. Bestandteile der K. sind u.a. Talg, Asphalt, Wachs, Ruß,
Glyzerin, Kernseife, Federfarbe.
Konterpresse
Variante der Handpresse,
die zur Herstellung von Probe- und Umdrucken für den Offsetdruck
dient.
Kreidelithographie
Auch Crayonmanier oder Kornzeichnung genannt.
Lithographisches Verfahren, bei dem mit Kreide auf eine zuvor aufgerauhte
(gekörnte) Steinplatte gezeichnet wird. Das Aufrauhen des Steins
erfolgt mittels Sand oder eines mit Glaskugeln bestückten Rüttelkasten.
Auf feingekörnten Steinen wird mit härteren Kreiden, auf grobgekörnte
Steine mit entsprechend weicheren Kreiden gezeichnet. Korrekturen können
mit Schaber, Bimsstein oder Glaspapier vorgenommen werden. Die fertige
Zeichnung wird mit Talk eingepudert, der Stein entsprechend dem lithographischen
Verfahren präpariert und auf der Handpresse gedruckt. Charakteristisch
für die Kreidetechnik ist der weiche, körnige Strich, der dem
einer Kreidezeichnung auf Papier gleicht. In der Anfangszeit war die K.
eine der gebräuchlichsten lithographischen Techniken, da sie im Gegensatz
zum Kupfertiefdruck und Holzschnitt den Künstlern erstmals die Möglichkeit
bot, mit spielerischer Leichtigkeit alle gewünschten Nuancen wie
Halbtöne und weiche Übergänge zu schaffen. Honoré Daumier
(1808-1879) ist ein herausragendes Beispiel für jene Künstler,
die sich die malerische Qualität dieser Technik zu Nutzen machten;
er wandte sie fast ausschließlich an.
Lichtdruck
Auch Kollotypie genannt.
Ein in Frankreich um 1850 von A. Poitivin erfundenes und 1868 durch J.
Albert in München weiterentwickeltes Flachdruckverfahren,
bei dem eine mit Kalium- oder Ammoniumbichromat lichtempfindlich gemachte
Gelatine auf den Lithostein oder auf eine Metallplatte aufgetragen wird.
Die Chromgelatine wird unter dem fotografischen Negativ im Kontakt belichtet
und entsprechend der Lichteinwirkung gehärtet. Sie verliert dadurch
ihre Eigenschaft, durch Feuchtigkeit aufzuquellen. Gleich der Lithographie
beruht dieses Verfahren auf der gegenseitigen Abstoßung von Fett
und Wasser: Die unbelichteten Stellen bleiben quellfähig, stoßen
somit Farbe ab; die belichteten Stellen nehmen Druckfarbe an. Der Druck
erfolgt auf speziellen Lichtdruckschnellpressen. Durch das bei dem Druck
entstehende, kaum sichtbare Runzelkorn und die damit verbundene Auflösung
des Bildes in eine feine Gradation von hellsten Grau- bis zu tiefsten
Schwarztönen eignete sich der L. gut zur Reproduktion von Fotografien
und hochwertigen Abbildungen.
Lithographie
Griech.: lithos = Stein, graphein = zeichnen; auch Steindruck oder chemischer
Druck genannt; frz.: Polyautographie.
Flachdruckverfahren,
bei dem die druckenden und nicht druckenden Partien in einer Ebene liegen
und das im wesentlichen auf der Erkenntnis beruht, daß Fett und
Wasser sich gegenseitig abstoßen. Ursprünglich bestand der
Druckträger aus einer 10-15 cm dicken Steinplatte aus Kalkschiefer,
der im bayrischen Solnhofen abgebaut wurde. Seit 1835 werden besonders
für das graphische Gewerbe verstärkt auch Zink- und Aluminiumplatten
( Metallplattendruck)
verwendet.
Die Oberfläche des Steins wird mit einer Handschleifscheibe glatt
geschliffen, mit Wasser abgespült und mit verdünntem Allaun
sowie Zitronen- bzw. Essigsäure entsäuert. Die Herstellung der
Druckform erfolgt entweder durch das direkte (spiegelverkehrte) Zeichnen
mit fetthaltiger Kreide bzw. Tusche auf den Stein, oder indirekt durch
das sogenannte Umdruckverfahren.
Anschließend erfolgt die Präparation:
Die Platte wird mit einer Mischung aus Gummiarabicum
und verdünnter Salpetersäure geätzt. Dabei bildet das Gummiarabicum
an den von der Zeichnung frei gelassenen Stellen einen festhaftenden,
quellfähigen Film, der Feuchtigkeitsträger und fettabstoßende
Schutzschicht zugleich ist. Gleichzeitig bewirkt die molekulare Veränderung
der Fettsäuren die verstärkte Haftung der bezeichneten Partien
an der Steinplatte. Das Auswaschen erfolgt mittels einer Asphaltlösung.
Der erneut angefeuchtete Lithostein wird anschließend mit einer
Walze eingefärbt, wobei nur die fettigen Stellen die Druckfarbe annehmen;
die feuchten, unbezeichneten Stellen stoßen die Farbe ab. Danach
erfolgt der Druck entweder handwerklich auf einer Reiberpresse
oder maschinell auf einer Lithoschnellpresse
bzw. Rotationspresse.
Varianten dieses Grundverfahrens sind Federlithographie,
Pinsellithographie,
Kreidelithographie,
Granolithographie,
Offsetlithographie,
Umdruckverfahren,
Schabkunstverfahren
und Aussprengverfahren.
An der Idee, die Eigenschaften von feinporigem Kalkstein für ein
Vervielfältigungsverfahren zu nutzen, arbeiteten um 1800 mehrere
Personen gleichzeitig: der Geistliche Rat Simon Schmid in München
an einem Steinätzverfahren; Wilhelm Reuter in Berlin an lithographischen
Drucken; Franz Anton Niedermayer in Regensburg sowie Alois Senefelder,
der schließlich die Probleme löste. Durch ein vertieftes Verständnis
der chemischen Prozesse ermöglichte er die Realisierung des gesamten
Verfahrens. Der Musikalienhändler Anton André in Offenbach erwarb
die Rechte an diesem Verfahren und sorgte mit Hilfe seiner Brüder
für dessen rasche Verbreitung: Philipp André ging 1800 nach London,
Friedrich André 1802 nach Paris, Senefelder nach Wien.
Das lithographische Verfahren war im Unterschied zu anderen graphischen
Techniken einfacher zu handhaben und von Beginn an sowohl ein ideales
Reproduktionsverfahren für die Erfordernisse industrieller Massenproduktion
(Vervielfältigung von Texten, Notenblättern etc.), als auch
eine ideale Technik zur Entfaltung individueller künstlerischer Gestaltung.
Anfänglich noch reine Künstlerl. (Schadow, Koch, Goya, Ingres,
Géricault) wurde sie besonders in Frankreich (Delacroix' Faust-Illustrationen;
1827 eines der frühesten L.-Plakate von A. Déveria) und England in
wachsendem Maße auch für gebrauchsgraphische Zwecke genutzt.
Bedeutende Leistungen finden sich in Frankreich im Bereich der Karikatur
und in der Pressezeichnung (Daumier, Grandville), in Deutschland in den
künstlerischen Werken von Krüger, Blechen und Menzel. In den
80er Jahren des 19. Jhds. setzte ein Aufschwung ein, der mit den Plakaten
von J. Chéret begann und den Henri de Toulouse-Lautrec zu einem Höhepunkt
führte. Gleichzeitig wurde die L. für bibliophile Zeitschriften
( z.B. "Die Jugend") und Buchillustrationen (Nabiskünstler wie P.
Bonnard und M. Denis) eingesetzt; deren Ausdrucksmittel dienten schließlich
der Reformbewegung und dem Jugendstil. Anwendung innerhalb politischer
Aussagen erfuhr die L. bei Künstlern wie Th. Steinlen, später
Käthe Kollwitz u.a.; darüberhinaus war in Deutschland der Thoma-Kreis
in Karlsruhe ein Zentrum der farbigen Künstlerl., die in Opposition
zu dem unkünstlerischen "Öldruck" angefertigt und als Wandschmuck
zu geringen Preisen verkauft wurde. Im 20. Jhd. haben Künstler wie
Munch, Beckmann, Corinth, Braque, Chagall, Picasso u.v.a. der L. neue
Qualitäten abgewonnen.
Lithokreide
Lithographische Kreiden sind in viereckiger Stäbchenform oder in
Bleistiftform im Handel erhältlich. Sie setzen sich aus Wachs, Seife,
Talg, Gummiarabikum, Ruß, Schellack und Soda zusammen.
Lithographische Instrumente
Die für das Schleifen des Steins gängigsten Utensilien sind:
Sand, Bimsstein, Wasser, Handschleifplatte und Schleifpapier; gezeichnet
wird mit Feder, Pinsel oder Fettkreiden; beim Farbauftrag werden Druckfarbe,
Spachtel, Farbwalze, Schwamm und Wasser verwendet.
Lithotusche
Neben der handelsüblichen flüssigen L., besteht die frisch mit
Wasser anzureibende L. aus Wachs, Mastix, Talg, Terpentin, Schellack,
Seife und Ruß.
Metallplattendruck
Bezeichnung für alle Flachdruckverfahren,
bei denen anstelle des Solnhofer Steins gekörnte Zink- bzw. Aluminiumplatten
verwendet werden ( Zinkographie,
Algraphie),
auf die die zeichnerische Vorlage direkt, durch Umdruck
oder durch fotomechanische Beschichtung, aufgebracht wird. A. Senefelder
suchte 1818 bereits nach Alternativen zum Lithostein, da dieser teuer
und wegen seines Gewichts schwer zu handhaben war. Doch erst im ausgehenden
19. Jhd. war sowohl das Problem der richtigen Oberflächenbearbeitung
von Metallplatten gelöst, als auch das entsprechende chemische Wissen
zur Fixierung des Druckbildes vorhanden.
Offsetdruck
Englisch: offset = Ausgleich
1904 von W. Rubel in den USA entwickeltes und 1907 durch C. Hermann in
Deutschland eingeführtes, indirektes Flachdruckverfahren,
bei dem der Druckträger eine Metallplatte
ist, auf die die Vorlage mittels fotochemischer Beschichtung aufgebracht
wird. Der Film kann fotomechanisch hergestellt oder vom Künstler
direkt bezeichnet sein. Der Auflagendruck erfolgt auf einer Ein- oder
Mehrfarben-Offset-Bogenmaschine oder einer Offset-Rollenrotationsmaschine.
Zuerst wird die Platte auf dem Plattenzylinder befestigt und eingerichtet.
Durch Rotation der Zylinder wird die Oberfläche der aufgespannten
Druckplatte durch Wischwalzen angefeuchtet und Farbwalzen sorgen für
die Einfärbung. Der Druckvorgang beruht, wie beim Steindruck, auf
dem sich gegenseitig Abstoßen von Fett und Wasser, d.h. die bezeichneten
Partien nehmen Farbe an und stoßen Wasser ab, die unbezeichneten
Stellen sind angefeuchtet und nehmen keine Farbe auf. Die Bildübertragung
erfolgt vom Plattenzylinder auf den Gummizylinder und von diesem durch
Gegendruck (Druckzylinder) auf das Druckpapier.
Die technische Entwicklung brachte nicht nur für die Offsetdruckmaschinen
eine immer größere Leistungsfähigkeit; auch die Druckformen
verbesserten sich. Wurden anfänglich fotoempfindliche Schichten auf
die Metallplatte aufgetragen, so waren bald Filme hergestellt, die direkt
als Druckträger funktionierten. Für hochwertige Reproduktionen,
z.B. Faksimiledrucke, entwickelte man den frequenzmodulierten Raster,
der auch unter der Lupe nicht mehr erkennbar ist. Mit dem Voranschreiten
der Computertechnik erkannte man die Möglichkeit der Direktverfilmung
der Druckplatten, was zunächst als "Computer to film", später
dann als "Computer to press system" bezeichnet wurde.
Papierlithographie
Statt auf den Stein direkt, wird hier mit lithographischer Kreide auf
Papier gezeichnet, das durch eine Grundierung aus Stärke oder Gelatine
speziell vorbereitet wurde. Anschließend wird das Papier auf den
Stein umgedruckt.
Pinsellithographie
Ein der Federlithographie
verwandtes Verfahren, bei dem die Zeichnung mit Pinsel und Tusche auf
den zuvor entweder gekörnten, mattierten oder polierten Stein aufgebracht
wird.
Photolithographie
Bezeichnung für ein lithographisches Reproduktionsverfahren, bei
dem Asphalt durch eine chemische Behandlung lichtempfindlich gemacht und
auf einen gekörnten Stein aufgetragen wird. Nach dem Trocknen wird
mehrere Stunden lang ein photographisches Halbtonnegativ mit Hilfe von
Tageslicht belichtet. Entsprechend der Lichteinwirkung wird die Schicht
gehärtet und schwerer löslich gemacht. Die Entwicklung geschieht
mit verschiedenen Terpentinölen, die die unbelichteten Partien zuerst
wegnehmen. Dauer und Intensität der Entwicklung bestimmen die unterschiedlichen
Tonwerte des positiven Asphaltbildes. Die Halbtöne des photographischen
Negativs werden auf dem Stein in eine Kornstruktur umgewandelt, die für
die Ph. charakteristisch ist. Heute fast ausschließlich für
mehrfarbige Reproduktionen verwandt, werden die Auflagen meist nicht mehr
von Originalsteinen, sondern von umkopierten Offsetplatten
gedruckt.
Polyautographie
Anfängliche Bezeichnung für Senefelders
Erfindung des chemischen Druckverfahrens, das ab 1805 Lithographie
genannt wurde.
Präparation
Bezeichnung für das "Fertigmachen" des Lithosteins zum Druck, wobei
es darum geht, einerseits die nicht bezeichneten Partien mit einer fettabstoßenden,
zugleich wasseraufnahmefähigen Schicht zu belegen, andererseits die
bezeichneten, fetthaltigen Partien weiterhin fettaufnahmefähig (für
die Druckfarbe) zu halten. Die P.umfaßt zahlreiche Arbeitsvorgänge,
von denen die Ätzung
nur ein Vorgang ist, und die allesamt der Stabilisierung beider Partien,
sowohl der bezeichneten als auch der unbezeichneten, dienen. Widersteht
die Druckform den ersten Probedruck unverändert, gilt sie als druckstabil
und der Vorgang des P. ist abgeschlossen.
Reiber
Bezeichnung für den den Druck ausführenden Konstruktionsteil
der Handpresse,
der aus einer dachförmig zugeschliffenen starken Holzleiste besteht,
die mit einem Lederband überzogen ist.
Rundschleifmaschine
Zu Beginn des 20. Jhds. fand eine starke Verbreitung des Steindrucks statt,
im Zuge derer ein großer Bedarf an Lithosteinen entstand. Um den
enormen Arbeitsaufwand des Schleifens ökonomischer zu machen, wurde
die Universal-Rundschleifmaschine gebaut.
Saxa loquuntur
Lat.: die Steine sprechen
Losung der Steindrucker, die der neutestamentarischen Stelle, Lukas 19,40
entlehnt ist: "Jesus antwortete: Ich sage euch, wenn sie (d.s. die Menschen)
schweigen, dann werden die Steine schreien!". Die Losung wurde auf die
Windfahnen geschrieben, die die Steindrucker zum Trocknen der Steine benutzten.
Schabkunstverfahren
Bezeichnung für das lithographische Verfahren, bei dem, ähnlich
der Schabkunsttechnik im Tiefdruck, negativ, das heißt hell in dunkel,
gearbeitet wird. Der nicht allzu fein gekörnte Stein wird entweder
mit einer gegen die Ätzung resistenten, fetthaltigen Lösung
oder mit einer eingebrannten, gehärteten Schicht aus Druckfarbe,
Kolophonium und Talkum überzogen. Mittels Schaber, lithographischer
Nadel und Schleifpapier werden nun helle Linien und Flächen in die
dunkle Schicht der Steinplatte eingebracht. Eine Variante besteht darin,
direkt mit Salpetersäure und säurebeständigem Pinsel auf
den Stein zu malen. Die fertig "gezeichnete" Steinplatte wird anschließend
geätzt, ausgewaschen und mit Farbe eingewalzt. Beim Druck bleiben
die hellen Linien und Flächen weiß.
Senefelder, Alois
6.11.1771 Prag - 26.2.1834 München; Erfinder der Lithographie.
S. studierte 1790-93 Rechtswissenschaften in Ingolstadt. Durch den Tod
seines Vaters 1782 mittellos geworden, wurde S. zunächst Schauspieler,
dann Schriftsteller, veröffentlichte 1792/93 zwei Theaterstücke
und gründete in München eine eigene Druckerei als Selbstverlag.
Von Anfang an führte S. Experimente auf den unterschiedlichsten Gebieten
der Drucktechnik durch, die zu sensationellen Entdeckungen führten:
1796 erfand er die Stangen- und Galgenpresse, gleichzeitig die Stahlfeder;
1798 das chemische Druckverfahren, das auf gegenseitiger Abstoßung
von Fett und Wasser beruht und Grundlage des gesamten lithographischen
Flachdruckgewerbes wurde; 1799 entwickelte S. das Rezept für lithographische
Zeichenkreide und 1805 das chemische Druckverfahren auf Metallplatten
sowie das Umdruckpapier;
1818 stellte er die ersten Mehrfarbendrucke her und veröffentlichte
sein "Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerei", München.
1799 erhielt S. das "Privilegium exclusivum" für Bayern, 1801 nach
Gründung von Steindruckereien in London und Wien für England,
Schottland, Irland und Österreich, schließlich 1819 auch für
Frankreich. Bis zu seiner Pensionierung 1826 arbeitete er als königlicher
Inspektor der Lithographie in München, anschließend in der
eigenen Werkstatt weiter an den Verbesserungen seiner Erfindungen.
Solnhofer Kalkstein
Vor ca. 150 Mio. Jahren aus Salzwasser und feinstem Kalkschlamm entstandener
Jurakalk, der nach den Steinbrüchen um Solnhofen, Bayern, benannt
wurde. Wegen seiner kohlensauren Beschaffenheit besitzt er die Fähigkeit,
Wasser und Fett gleichermaßen aufzusaugen; er eignet sich somit
besonders gut für die Lithographie.
Er erfüllt weitere notwendige Qualitätsanforderungen wie Gleichmäßigkeit
des Korns, helle Farbigkeit, Dichte und Härte. Die Platten von einer
Dicke von ca. 5-10 cm müssen sich darüber hinaus durch das Fehlen
von fossilen und kristallinen Einschlüssen auszeichnen.
Spritzmanier
Bezeichnung für das lithographische Verfahren, bei dem flüssige
Tusche mit einem kurzhaarigen Pinsel oder einer Zahnbürste über
einem Spritzsieb auf den Stein aufgetragen wird. Die mehr oder weniger
dichten Punkte geben der Steinplatte eine feine Rasterung; es können
auch Formen entstehen, indem Stellen mit Gummiarabicum oder Schablonen
abgedeckt werden. Korrekturen können mit Schabern bzw. Bimsstein
vorgenommen werden.
Die S. wurde von Henri de Toulouse-Lautrec vor allem für seine Plakatentwürfe
häufig angewendet.
Steingravur
Ähnlich den Tiefdrucktechniken des Kupferstichs und der Radierung,
liegt bei der S. die Zeichnung vertieft in der Druckform. Diese wird zunächst
fettabweisend gemacht, indem ihre Oberfläche mit einer Poliermasse
aus Gummilösung und Kleesalz spiegelnd glatt überzogen wird.
Mit scharfen Stahlnadeln oder mit einem Zeichendiamant werden nicht allzu
tiefe Linien eingraviert, die mit Öl oder verdünnter Umdruckfarbe
gefüllt werden, um einen Fettgrund zu schaffen. Der Stein wird an
den polierten Stellen angefeuchtet, die Farbe mit einem Filztampon in
die Vertiefungen eingerieben. Der Ätzvorgang folgt. Aufgrund der
feinen Linienzeichnung eignet sich die S. besonders gut für Visitenkarten,
Briefköpfe oder Landkarten. Sie entwickelte sich zu einer Zeit, in
der der Steindruck es ermöglichte, billiger und rascher Auflagen
zu drucken als der Tiefdruck.
Steinlavierung
Bezeichnung für das lithographische Verfahren, bei dem mit wasserverdünnter
Tusche gearbeitet wird, um unterschiedliche Helligkeitsstufen zu erreichen.
Damit die vor allem hellen Halbtöne beim Drucken nicht verlorengehen,
bedarf es einer außerordentlich kenntnisreichen und komplizierten
Präparation.
Steinradierung
Im Unterschied zur Steingravur,
wird bei der S. eine dünne Gummischicht auf den zuvor speziell präparierten
Stein aufgetragen, poliert und getrocknet. Dieser fettabstoßende
Zeichnungsgrund wird mit einer Radiernadel derart stark durchstoßen,
daß der Stein sichtbar aufgekratzt ist. Gleich der Steingravur werden
die geritzten Linien mit Öl gefüllt; die weiteren Arbeitsschritte
folgen.
Tangiertechnik
Lat.: tangere = berühren Die T. gehört zu den Umdruckverfahren
und dient der Übertragung reliefartiger Oberflächen auf den
Stein. Das Verfahren gleicht dem des Abklatschs,
mit dem Unterschied, daß hier die zu übertragenden Strukturen
von speziell hergestellten Folien, den sogenannten Tangierrastern, oder
Tangierfellen (das sind Gelatineplatten mit einer Oberflächenstruktur)
übertragen werden. Die T. wird fast ausschließlich von der
Industrie eingesetzt.
Überdruck
Gehört zu den Umdruckverfahren
und dient der Herstellung von Duplikaten lithographischer Druckstöcke
oder der Umwandlung nicht lithographischer Druckstöcke in Litho-Druckstöcke
sowie der Vervielfältigung einzelner Bildteile. Der Ü. ist ein
wichtiges Verfahren innerhalb der Gebrauchsgraphik und findet eine sorgfältige
Anwendung in der Künstlergraphik. Der bezeichnete Druckstein wird
mit Umdruckfarbe
eingefärbt; entsprechend der gewünschten Auflagenhöhe werden
die Abzüge auf Umdruckpapier
übertragen, die dann den Arbeitsschritten des Umdrucks
gemäß auf die weiteren Steine überdruckt werden. Eine
Variante des Ü. ist der Klatschdruck.
Umdruck
Auch Autographie genannt.
Ein von Alois Senefelder vor 1818 entwickeltes Verfahren, mittels dessen
das Problem des seitenverkehrten Schreibens und Zeichnens innerhalb des
lithographischen Verfahrens gelöst wurde. Die Zeichnung wird zunächst
auf ein Umdruckpapier
aufgebracht, das auf einem mattierten und zuvor angefeuchteten Stein unter
Druck durch die Handpresse gezogen wird. Anschließend wird das Papier
angefeuchtet, so daß es sich leicht abziehen läßt und
die bezeichnete Schicht auf dem Stein haften bleibt. Die Zeichnung steht
jetzt seitenverkehrt auf der Steinplatte, die im weiteren Verlauf dem
lithographischen Verfahren entsprechend behandelt wird.
Umdruckpapier
Ein beim Umdruckverfahren verwendetes Papier, das mit einer wasserlöslichen
Schicht (Knochenleim oder Stärke, Kreide, Alaun, Gummiarabikum, Targant,
Glycerin) bestrichen ist, auf die gezeichnet wird. Diese Schicht verhindert
ein Eindringen der fetthaltigen Tusche, bzw. Kreide in die Poren des Papiers.
Umdruckverfahren
Sammelbegriff für diejenigen lithographischen Techniken, bei denen
nicht direkt auf den Stein gearbeitet sondern die Zeichnung mittels verschiedener
Methoden und Materialien auf die Steinplatte übertragen wird. Dazu
gehören Umdruck,
Überdruck,
Frottage,
Abklatsch,
Tangiermanier
und anastatischer
Druck.
Zink-Lavierung
Bezeichnung für das lithographische Verfahren, bei dem anstelle
auf Stein ( Stein-Lavierung)
auf eine gekörnte Zinkplatte mit lithographischer Tusche laviert
wird. Dabei entsteht eine noch reichere Skala von Halbtönen und Übergängen.
Zinkdruck
Auch Zinkographie genannt
Bezeichnung für ein von Senefelder bereits 1818 erfundenes Flachdruckverfahren,
bei dem anstelle des Lithosteins eine gekörnte Zinkplatte als Druckform
dient; bei Aluminium spricht man von der Algraphie.
Die zeichnerische Vorlage wird direkt, durch Umdruck
oder durch fotochemische Beschichtung auf die Zinkplatte übertragen( Metallplatten-
und Offsetdruck).
Zusammengestellt für die Mitglieder des Bundesverbandes
Deutscher Kunstverleger durch Christiane Friese, 2002.
Literatur siehe hier
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