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18.06.2006   21:27 Uhr

Johannes B. Kerner

Der Mann mit der Harpune

Das ZDF verlängert den Vertrag mit Kerner – unter strengen Auflagen. Ab nun muss das ZDF zustimmen, wenn der Überall-Moderator Werbung machen will.
Von Hans-Jürgen Jakobs

In diesen Tagen hat der Überall-Moderator Johannes B. Kerner abends in der Berliner „Arena“ des ZDF oft seine Show. Vor und nach den TV-Übertragungen der Fußball-WM-Spiele herzt und knufft er Gesprächspartner und hält vor dem Live-Publikum den Jubelpegel hoch.

Dieser Mann lebt bei Events spür- und hörbar auf. Ein Höhepunkt seines Schaffens war jüngst der Auftritt mit Thomas Gottschalk bei der Fifa-WM-Ticket-Show – in Partylaune hantierte er mit einer Art Oberwasser-Harpune, die T-Shirts ins Publikum schoss.

Mein Gott, war das lustig. Im eigenen Sender findet Kerner nicht immer so viel Beifall. Der freiberufliche Mitarbeiter, dessen Moderationen fein abgegolten werden und von einem Subauftrag bei der Produktion seiner Talkshow Johannes B. Kerner ergänzt wird, sorgte mit exzessiven Werbeauftritten für den Börsengang der umstrittenen Firma Air Berlin intern für viel Ärger.


 
Kerner, ddp

Kerner bei der -WM-Ticket-Show.
Foto: ddp

 

Die ZDF-Vorzeigefigur war, zum Verdruss der Verantwortlichen, im Werbeblock vor den Heute-Nachrichten zu sehen, die auch über Air Berlin berichteten. So etwas soll sich nicht wiederholen.

Nun wurde der Vertrag von Johannes B. Kerner, der Ende 2006 abläuft, um drei Jahre bis Ende 2009 verlängert – und zugleich eine Werberestriktion eingeführt. Dafür haben Intendant Markus Schächter und Programmdirektor Thomas Bellut gesorgt.

Am Freitag passierte der Kontrakt den ZDF-Verwaltungsrat. Dieses Gremium hat das Werbetreiben des Dauermoderators kritisch gesehen.

Auf Anfrage bestätigt ZDF-Sprecher Alexander Stock die Vertragsverlängerung für Kerner. Und er spricht von „strengeren Regeln“ für Werbeauftritte des bekannten Mitarbeiters.

Der neue Kurs lautet: weg mit der „Anzeigepflicht“, her mit der „Genehmigungspflicht“. Früher hat der Star einfach mitteilen müssen, welcher Wurstfabrik, welchem Wasserabfüller oder welcher Airline er helfen wolle. Das war’s dann schon.

Nun aber muss das ZDF einer solchen Kreativarbeit vorher explizit zustimmen – zuständig dafür ist Programmchef Bellut. Zur Ablehnung soll es kommen, wenn Überschneidungen zwischen der kommerziellen Nutzung von Kerners Prominenz und Redaktionsinhalten zu befürchten sind. Ein Auftrag von Air Berlin rund um einen in der Öffentlichkeit viel beachteten Börsengang wäre nicht mehr genehmigungsfähig, sagt ein leitender ZDF-Mann.


 
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Im Mainzer Sender haben die Verantwortlichen deutliche Worte gefunden. „Ein Journalist wirbt nicht. Wer wirbt, ist kein Journalist“, deklamiert Chefredakteur Nikolaus Brender. Für den von ihm betreuten Bereich Sport ist Kerner derzeit bei der Fußball-WM unterwegs.

Die potenzielle Gefährdung des ein oder anderen Werbeauftrags soll dem 41-Jährigen im Übrigen nicht mit einer höheren Gage kompensiert werden.

Noch eine andere populäre Medienfigur, die sich gern mit Kerner vor dem Mikro unterhält, sorgt derzeit für Aufregung im ZDF: Es geht um Franz Beckenbauer, Präsident des FC Bayern München und Chef des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft. Der 60-Jährige ist voraussichtlich zum letzten Mal für die Mainzer beim Fußball-Turnier als Länderspiel-Experte tätig.

Sein Vertrag läuft aus. Der Mann, den sie gerne als „Lichtgestalt“ des deutschen Fußballs bezeichnen, war ins öffentlich-rechtliche TV als Teil seiner Abmachungen mit dem Sponsor Postbank gekommen.

Nun aber hat Beckenbauer eine andere Werbe-Spielfläche gefunden: die der Deutschen Telekom. Hier soll er im Herbst für Produkte trommeln, insbesondere fürs Internet-Fernsehen (IP-TV) der Konzernsparte T-Com.

Der Bonner Konzern lässt sich die IP-TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga pro Saison immerhin rund 50 Millionen Euro kosten – auch wenn das System technisch erst aufgebaut wird. Gleichwohl tritt die Telekom somit als Konkurrent für ARD und ZDF auf, die in ihren Sendungen von 2007 an „ T-Com-Bundesliga“ sagen müssen. In dieser Lage will das ZDF dem „Kaiser Franz“ nicht länger nur huldigen.

„Er soll“, sagt ein TV-Manager, „mal der Telekom zeigen, was er wirklich wert ist.“

(SZ vom 19.6.2006)


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