Johannes Gutenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wechseln zu: Navigation, Suche
Gebräuchliches Bildnis von Johannes Gutenberg, das aber erst lange nach seinem Tod erstellt wurde und somit als Fantasiebildnis gilt
Gebräuchliches Bildnis von Johannes Gutenberg, das aber erst lange nach seinem Tod erstellt wurde und somit als Fantasiebildnis gilt
Briefmarke von 1961
Briefmarke von 1961

Johannes Gensfleisch zur Laden zum Gutenberg, Geburtsname Johannes (* zwischen 1394 und 1400 in Mainz; † 3. Februar 1468 in Mainz) gilt als Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metall-Lettern außerhalb Ostasiens (Schon 200 Jahre zuvor wurde diese Technik in Korea angewendet). Die Idee dieser Drucktechnik war schon viele Jahre bekannt, konnte aber technisch nicht umgesetzt werden. Gutenbergs eigentliches Verdienst war die Entwicklung von Lettern, an denen die Farbe haften blieb und die leicht und schnell herzustellen waren, sowie die praktische Umsetzung des ganzen Druckvorgangs. Obwohl das seine Leistung nicht im geringsten schmälert, trifft die Bezeichnung „Erfinder des Buchdrucks“ deshalb nur bedingt zu.

Über Gutenbergs Leben und also auch über sein Wirken ist wenig bekannt, das meiste bleibt Spekulation. Sein Bruder Friele Gensfleisch jun. lebte von 1434 bis zu seinem Tode 1447 in Eltville, wo er vermutlich mit Gutenberg eine kleine Druckerei gründete.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

Leben [Bearbeiten]

Gutenberg-Denkmal (Mainz), im Hintergrund der Mainzer Dom.

Gutenberg wurde zwischen 1395 und 1405 als Sohn des Patriziers und Kaufmanns Friele Gensfleisch sen. und dessen Frau Else Wirich in Mainz geboren und starb dort am 3. Februar 1468. Da sich sein Geburtsdatum nicht genau feststellen lässt, legte die Gutenberg-Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts das Geburtsdatum auf 1400 fest, um anschließend im Jahr 1900 seinen 500. Geburtstag zu feiern. Nach der Mode der damaligen Zeit änderte Johannes Gensfleisch in den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts seinen Namen nach der Bezeichnung des Familiensitzes seiner Eltern, dem „Hof zum Gutenberg“.

Es gilt als gesichert, dass er in der nahe seinem Geburtshaus liegenden Kirche St. Christoph getauft wurde.

Im Jahre 1411 zogen 117 Patrizier kurzfristig aus Mainz aus, um in einer Auseinandersetzung mit den Zünften ihrem Anspruch auf die Privilegien der Steuer- und Zollfreiheit Nachdruck zu verleihen. Darunter war auch Vater Gensfleisch mit seinen Kindern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit zog die Familie nach Eltville, wo sie aus mütterlichem Erbe ein Haus besaß. 1413 zwangen wiederum Hungerkrawalle die Familie, Mainz zu verlassen, was Johannes Gutenberg in seinem Leben noch öfters widerfahren sollte.

Gutenberg arbeitete als Goldschmied, Spiegelmacher und Schreiber, dabei lernte er die ersten gedruckten Bücher kennen. So geht man auch davon aus, dass er zumindest eine Lateinschule besucht hat. Fraglich ist, ob er identisch ist mit dem Johannes de Alta villa (Eltville), der 1418/19 an der Universität Erfurt eingeschrieben war.

Gutenberg lebte zwischen 1434 und 1444 in Straßburg, wo er mit anderen als Goldschmied und Spiegelmacher das Unternehmen „aventur und kunst“ gründete, wobei „Kunst“ im damaligen Sprachgebrauch als „handwerkliches Können“ zu verstehen ist. Für die Aachen-Wallfahrt im Jahre 1439 wurden Wallfahrtsspiegel aus einer Blei-Zinn Legierung hergestellt. Aufgrund einer Pestepidemie fand die Wallfahrt jedoch erst im Jahr 1440 statt. Weil sich seine Geschäftspartner finanziell betrogen fühlten, kam es deswegen zu gerichtlichen Auseinandersetzungen.

Erst am 17. Oktober 1448 lässt er sich wieder in Mainz nachweisen. An diesem Tag nahm er eine Anleihe von 150 Gulden bei seinem Vetter Arnold Gelthus auf. Er suchte Kontakt zu weiteren Geldgebern wie dem Mainzer Kaufmann Johannes Fust. Dieser gab ihm 1449 einen zinslosen Kredit von 800 Gulden und erhielt dafür als Pfand die vom Geld angeschafften Gerätschaften. Um 1450 waren Gutenbergs Experimente soweit gediehen, dass er an den Satz und Druck von Einblattdrucken und umfangreichen Büchern gehen konnte. Dies waren Ablassbriefe, Kalender, Wörterbücher, sowie eine lateinische Schul-Grammatik des Aelius Donatus, einen „Türcken-Kalender auf das Jahr 1455“ und der „Aderlasskalender auf das Jahr 1457“. Dass er auch am Druck des Catholicon, eines Lehr- und Nachschlagewerks der lateinischen Sprache, beteiligt war, ist wenig wahrscheinlich.

1452 gab Fust ein zweites Darlehen von 800 Gulden, das konkret für das gemeinsame „Werk der Bücher“, den Druck der 42-zeiligen Bibel, gedacht war. Kurz vor Beendigung des Bibeldrucks kam es zum Bruch zwischen Fust und Gutenberg. Fust warf Gutenberg 1455 vor, die Gelder, die ausschließlich für den Druck der Bibel bestimmt waren, für andere Druckvorhaben zweckentfremdet zu haben. Im Rechtsstreit unterlag Gutenberg und musste die gesamte Werkstatt und die Hälfte der Bibelexemplare an Fust abtreten. Fust führte mit Gutenbergs Mitarbeiter Peter Schöffer mit Erfolg das Geschäft weiter. Mit Peter Schöffer als Leiter blieb die ehemalige Gutenbergische Druckerei das erste auch kommerziell erfolgreiche Druckunternehmen. Auch Gutenberg arbeitete danach wieder in einer kleineren Druckerei. Die in etwa 180 Exemplaren gedruckte Gutenberg-Bibel, von denen heute noch 49 erhalten sind, wurde ein beträchtlicher Erfolg. Wie Andreas Venzke in seiner Biografie über den Buchdruck-Erfinder nachweist, muss Gutenberg daran – entgegen der landläufigen Darstellung, wonach ihn Johannes Fust in die Armut getrieben habe – erheblich verdient haben.


Laut Andreas Venzke und Angaben der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen sind die gesicherten Lebensstationen nur die hier folgenden:

1394–1405 (1408) Gutenberg wird als Mainzer Bürger geboren.
1430                     Hält sich auf jeden Fall 1420 und 1427/28 in Mainz auf.
1430 Ist aus Mainz „ausgefahren“, d. h., er ist als wandernder Handwerker unterwegs. (Anmerkung: Dazu steht in Widerspruch, dass er als Patrizier kein Handwerk ausüben durfte.)
1434–1444 Lebt in (der Nähe von) Straßburg und leitet verschiedene Geschäftsgemeinschaften, die auch mit dem „Drucken“ zu tun haben.
1448–1457 Lebt in Mainz, hat eine Geschäftsgemeinschaft gegründet und druckt die Bibel.
1455 mit Notariatsinstrument des Ulrich Helmasperger wird beglaubigt, dass Fust Gutenberg eine Summe von 1550 Gulden vorgestreckt habe, die er selber habe leihen und zu sechs Prozent verzinsen müssen. Das Geld, das nicht auf den Bibeldruck verwandt wurde, musste daher als Darlehen betrachtet werden, war also von Gutenberg mit Zinsen an Fust zurückzuzahlen.
1465 Adolf II. von Nassau, Erzbischof von Mainz ernennt mit Urkunde vom 17. Januar 1465 in der Kurfürstlichen Burg zu Eltville Gutenberg zum Hofedelmann und lässt ihm ein Hofkleid, 2180 Liter Korn und 2000 Liter Wein übersenden.
1468 Gutenberg wird nach seinem Tod in Mainz beigesetzt.

Gutenbergs Todestag geht nur indirekt aus einer Notiz unbekannter Hand in einem frühen Mainzer Druck hervor: „Anno Domini 1468 uf Sankt-Blasius-Tag starb der ehrsam Meister Henne Gensfleisch, dem Gott gnade.“

Von Gutenberg sind keine authentischen Bildnisse überliefert.

Druckverfahren [Bearbeiten]

Die Bedeutung Gutenbergs für die Entwicklung des Buchdrucks liegt vor allem in der systematischen Benutzung diverser damals bereits bekannter Reproduktions- und Druckverfahren (dem Arbeiten mit Holzblöcken, Modeln und Druckplatten oder Stempeln). Gutenbergs eigenes Verdienst ist die Erfindung des beweglichen Handgießinstrumentes, mit dessen Hilfe Drucklettern einzeln, schneller, und feiner gegossen werden konnten, die Verbesserung der Druckerpresse und Entwicklung verbesserter Druckfarbe.

Handgießinstrument [Bearbeiten]

Neu war, Lettern über ein Replikenverfahren (Guss) herzustellen. Die Lettern bestanden aus einer Legierung aus Zinn, Blei, Antimon und etwas Wismut. Gutenberg fertigte aus hartem Metall den Schriftschnitt (Form des Buchstabens als Patrize) an, der dann in Kupfer eingeschlagen wurde. Die im Kupfer entstandene vertiefte Form der Letter bildete die negative Form (Matrize), in die die flüssige Legierung zur Gewinnung der eigentlichen Druckletter gegossen wurde. Das Handgießinstrument zur Herstellung der Drucklettern bestand aus Holz mit zwei metallenen Backen. Die eingesetzte Matrize wurde durch einen Metallbügel gehalten. Vor Gutenbergs Erfindung hatte bereits der Niederländer de Coster einzelne Buchstaben in Formsand gegossen.
Gutenberg waren seine Experimente zum Gießen der Wallfahrtsspiegel für die Entwicklung seiner Legierung sowie eines Handgießinstruments nützlich.

Satz [Bearbeiten]

Die Metall-Lettern wurden nun so aneinander gereiht und in einen Holzrahmen gespannt, dass eine Druckseite entstand. Dann wurden die Lettern mittels eines Druckertampons (ein Ledersäckchen aus Hundeleder, das mit Pferdehaaren gefüllt war) mit der Druckfarbe bestrichen und auf ein Papier mit Druck übertragen (Hochdruckverfahren). Diese Lettern konnten wiederverwendet werden und hielten den hohen Druck der Gutenbergschen Presse aus. Bis dahin wurden Druckplatten zumeist aus Holz hergestellt, die Unikate waren (Holztafeldruck) oder als Letterndruck mit als Unikaten gefertigten Lettern.
Für den Bibeldruck verwendete Gutenberg 290 Lettern und erreichte einen sehr gleichmäßigen Blocksatz.

Druckfarbe [Bearbeiten]

Die bis dahin übliche dünnflüssige Druckfarbe war zwar für den Holztafeldruck geeignet, für die Bleilettern jedoch entwickelte Gutenberg Emulsion aus Leinölfirnis und Ruß, die hinreichend zähflüssig war und schneller trocknete (Viskosität), was den Druck auf Vorder- und Rückseite eines Bogens ermöglichte. Für die Herstellung des Leinölfirnis, die viel Zeit und große Aufmerksamkeit erforderte, wurde als Indikator ein Stück Brot benutzt. Weitere mögliche beteiligte Stoffe an der Druckfarbe des frühen Buchdrucks waren Terpentin, Harzpech, schwarzes Pech, Schwefelkies, Zinnober, Harz, Galläpfel, Vitriol und Schellack.

Druckerpresse [Bearbeiten]

Gutenbergs dritte Verbesserung war die Konstruktion einer Druckerpresse nach dem Prinzip einer Weinpresse. Nach Anziehen des Presssbengels und Senken der hölzernen Schreibe oder Spindel wurde der Druck gleichmäßig auf die Unterlage mit dem Druckstock verteilt. Dies erreichte Gutenberg durch eine Metallplatte, den Drucktiegel, die den eingelegten Papierbogen gleichmäßig auf den eingeführten Satz preßte. Gegenüber bisherigen Modellen von Pressen konnte so ein viel stärkerer Druck erreicht werden.

Er druckte nach dem hier beschriebenen Verfahren und nach Vorlage einer Vulgata die 42-zeilige, so genannte Gutenberg-Bibel (abgekürzt B42). Die Gutenberg-Bibel gilt noch heute als eines der schönsten Erzeugnisse der Druckkunst, was oft auch daran festgemacht wird, dass sie nach über 500 Jahren noch aussieht wie zur Zeit ihrer Entstehung – dies ist der Qualität des verwendeten Papiers bzw. Pergaments zu verdanken sowie durch Gutenbergs außerordentliche Sorgfalt beim Satz. Gesteigert wird dies durch die besondere Behandlung des Papiers. Es wurde vor dem Druck angefeuchtet, wodurch sich seine Poren öffneten. In den Poren des Blatts wird beim Drucken die Farbe aufgenommen. Nach dem Trocken schließen sich die Poren und umschließen somit die Druckfarbe nachhaltig. Tatsächlich ist für die Schönheit dieser Bibel die besondere Komposition der Druckbuchstaben (Lettern) verantwortlich, die einer Textura und Schwabacher entsprechen.

Wichtige zeitgenössische Mitstreiter [Bearbeiten]

Skulptur "Der moderne Buchdruck" beim Berliner Walk of Ideas zur Erinnerung an Gutenbergs Erfindung
Skulptur "Der moderne Buchdruck" beim Berliner Walk of Ideas zur Erinnerung an Gutenbergs Erfindung

Die hölzerne Gutenberg-Presse wurde von Konrad Saspach gebaut.

Gutenbergs Bedeutung heute [Bearbeiten]

Die oben erwähnte Medienrevolution ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass durch das Verfahren mit den beweglichen Lettern schneller, billiger und in größeren Mengen gedruckt werden konnte als zuvor. Das System trug so zur Alphabetisierung bei, indem es Texte wesentlich mehr Menschen als zuvor zur Lektüre zugänglich machte. Für verschiedene Medienwissenschaftler leitet deswegen die Erfindung aus der Gutenberg-Druckerei einen neuen Zeitabschnitt der Medienentwicklung ein, so zum Beispiel bei Vilém Flusser oder Marshall McLuhan und seiner „Gutenberg-Galaxis“.

Umstritten ist, weshalb chinesische und koreanische Drucktechniken, die die mongolische Expansion im 13. Jahrhundert überstanden, im mittelalterlichen Ostasien nicht zu einer ähnlichen Medienrevolution führten wie später Gutenbergs Druck in Europa.

Siehe auch: Bedeutung des Buchdrucks, Mediengenealogie

Zweifel an Gutenbergs Drucktechnik [Bearbeiten]

Der italienische Professor Bruno Fabbiani äußerte auf Grund einer Untersuchung der 42-zeiligen Bibel die Meinung, dass Gutenberg nicht mit einzelnen Handlettern, sondern mit ganzen Druckplatten gedruckt habe. Professor Fabbiani begründete dies damit, dass sich einige Lettern überschneiden, was bei einzelnen Handlettern nicht möglich sei, und damit, dass häufig einzelne Lettern beschädigt abgedruckt seien, was, wie er meinte, bei einzelnen Handlettern leicht zu beheben gewesen wäre, beim Plattendruck aber eine Überarbeitung der gesamten Platte erfordert hätte.

Angesichts der Beharrlichkeit Professor Fabbianis und seiner Mitstreiter haben die Kuratoren des Mainzer Gutenberg-Museums in einem Aufsatz, welcher in der italienischen Zeitschrift Graphicus erschienen ist, die neuen Thesen mit den gesicherten Erkenntnissen der Wissenschaft konfrontiert: Durch das „Punzen“, das Einhämmern von Buchstaben, könne niemals ein so regelmäßiges Schriftbild wie bei Gutenbergs Druckerzeugnissen erreicht werden, außerdem entstünde dabei kein rechtsbündiger Satz, sondern „Flattersatz“. Zudem sei auf einer fehlgedruckten Seite einer im polnischen Pelplin aufbewahrten Gutenberg-Bibel eine liegen gebliebene Drucktype zu sehen, die die klassische Annahme vom Druck mit beweglichen Lettern wie im Lehrbuch stütze.

Trivia [Bearbeiten]

1998 wurde Gutenberg von US-amerikanischen Journalisten zum „Man of the Millennium“ gewählt, also zur wichtigsten Person des zweiten Jahrtausends.

Im Jahr 2000 feierte die Stadt Mainz das „Gutenbergjahr“ aus Anlass des 600. Geburtstags Gutenbergs.

Siehe auch [Bearbeiten]

Literatur [Bearbeiten]

Weblinks [Bearbeiten]

Persönliche Werkzeuge