Authors: Reinhardt, Jan
Title: Die Modifikation von Musikpräferenzen unter Alkoholeinfluss
Other Titles: Eine psychophysiologische Studie
Language (ISO): de
Abstract: Alltagsempirische Beobachtungen legen die Vermutung nahe, dass Alkoholkonsum zu einer Modifikation der situativen Musikpräferenzen führt. Die multiplen Einflussfaktoren der rezeptionskontextuellen Umstände bergen jedoch die Möglichkeit anderweitiger Modifikationsursachen. Das besondere Untersuchungsziel der vorliegenden Studie liegt in dem Nachweis, dass die akute und häufig progrediente Alkoholintoxikation die Ursache einer Präferenzmodifikation in diesen Situationen darstellt. Darüber hinaus soll dokumentiert werden, inwiefern sich eine Musikpräferenzmodifikation unter Alkoholeinfluss ausprägt und möglicherweise mit den einschlägigen alkoholassoziierten psychophysiologischen Wirkungen einhergeht. Vermutet wird eine den Symptomausprägungen des Alkohols folgende Modifikation präferenzspezifischer Determinanten der gewählten Musikstücke. Zur Messung der situativen Musikpräferenzen unter Alkoholeinfluss wurden im Besonderen die Lautstärke, das Tempo sowie das Genre herangezogen. Im ersten Experiment, dem Feldversuch, wurden 21 Rezipienten teilnehmend beobachtet. Die Versuchspersonen sollten in einer möglichst authentischen Umgebung selbstständig die zu rezipierende Musik auswählen sowie eine Alkoholisierung nach eigenem Ermessen durchführen. Ausgehend vom nüchternen Zustand wurde im Verlauf des Versuchszeitraumes ein signifikanter Anstieg der Blutalkoholkonzentration auf ca. 1,4‰ bei den Probanden beobachtet. Daneben wurden ausgedehnte Anpassungen präferenzrelevanter Charakteristika der zu rezipierenden Musikstücke vorgenommen. Im Verlauf des Versuchs kam es zu einem enormen Anstieg der präferierten Lautstärke, des Tempos sowie einer starken Änderung der Häufigkeitsverteilung der Genres der gewählten Musikstücke. Während zu Beginn vorwiegend Stücke aus den Genres Rock und Pop vorgezogen wurden, kam es zum Abschluss des Versuchs vermehrt zu Wahlen von Stücken aus den Genres Electro und Schlager. Im zweiten Experiment, dem Laborversuch, wurden 42 Probanden untersucht. Aufgeteilt in Experimental- und Kontrollgruppe, wurden 22 Versuchspersonen zu einer progredienten Alkoholintoxikation nach exaktem Muster angehalten. Dabei wurde zu vier Messzeitpunkten, ausgehend vom nüchternen Zustand, die Erlangung psychologisch relevanter Blutalkoholkonzentrationen angestrebt. Die 20 Mitglieder der Kontrollgruppe nahmen keine Alkoholisierung vor. Während bei der Kontrollgruppe über den gesamten Messzeitraum weitgehend konstante Musikpräferenzen festgestellt wurden, kam es bei der alkoholisierten Experimentalgruppe zu umfangreichen Modifikationen. Diese entsprachen nahezu den Ergebnissen des Feldversuchs. Auch hier kam es zu einem erheblichen Anstieg der präferierten Lautstärke, des bevorzugten Tempos sowie zu einer Verlagerung der gewählten Genres weg von Rock und Pop hin zu den Genres Electro und Schlager. Aufgrund der Konformität der Ergebnisse des Feldversuch mit denen der Experimentalgruppe des Laborversuchs ist davon auszugehen, dass auch unter den nahezu realen Bedingungen des Feldversuchs die manifestierten Präferenzmodifikationen auf den Umstand der Alkoholisierung zurückzuführen sind. Basierend auf den ermittelten Resultaten wird ein Modell der Modifikation von Musikpräferenzen unter Alkoholeinfluss vorgeschlagen. Dieses geht davon aus, dass den alkoholbedingten Einbußen des hedonistischen Potenzials der Musik durch die Adap-tion hin zu stärker aktivierenden Parametern der zunehmend sedierenden Wirkung des Alkohols entgegengewirkt werden soll, um den ursprünglichen Genuss der Musikrezeption zu erhalten. Es konnte nicht festgestellt werden, dass Musikrezeption unter Alkoholeinfluss trotz des exorbitant höher präferierten Erregungspotenzials zu stärkeren psychophysiologischen und emotionalen Reaktionen führt, sofern diese durch die erhobenen physiologischen Indikatoren erfasst werden konnten.
Subject Headings: Alkohol
Emotionen
Musik
Musikpräferenzen
Subject Headings (RSWK): Musikhören / Alkoholkonsum / Präferenz
URI: http://hdl.handle.net/2003/29145
http://dx.doi.org/10.17877/DE290R-2915
Issue Date: 2011-10-10
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