Mit dem Rad oder mit dem Auto zur Uni? Ein soziologisches Modell zur Erklärung des Mobilitätsverhaltens

Loading...
Thumbnail Image

Date

2023-08

Journal Title

Journal ISSN

Volume Title

Publisher

Abstract

In der Verkehrs- und Mobilitätsforschung sind Konzepte verbreitet, die das alltägliche Mobilitätsverhalten auf individuelle Einstellungen oder auf die Wohn- und Lebenssituation der Menschen zurückführen und dabei Zusammenhänge zwischen Bündeln unterschiedlicher Variablen aufzeigen. Der eigentliche Entscheidungsprozess, also die alltägliche Wahl zwischen den Verkehrsmitteln Privat-Pkw, ÖV, Fahrrad usw., bleibt jedoch eine Black Box. Der Beitrag basiert auf der These, dass es erforderlich ist, den Prozess der subjektiv-rationalen Verkehrsmittelwahl zu entschlüsseln, um so zu einem vertieften Verständnis des Mobilitätsverhaltens der Menschen zu gelangen. Der Beitrag verwendet daher ein soziologisches Modell der Handlungswahl, das systematisch erklärt, wie die Entscheidungen zustande kommen, die dem manifesten Mobilitätsverhalten zugrunde liegen, das in Kapitel 3 anhand des Modal Split der UA-Ruhr-Angehörigen skizziert wird. Mithilfe von Daten aus dem Projekt InnaMoRuhr wird gezeigt, dass ein um Kontextfaktoren erweitertes soziologisches Handlungsmodell eine große Prognosekraft hat, da sich eine hohe Übereinstimmung zwischen modelliertem und realen Mobilitätsverhalten erzielen lässt. Dies hilft zugleich, Ansatzpunkte für Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit zu identifizieren. Kapitel 4 skizziert die Grundzüge des soziologischen Handlungsmodells, das aus der analytischen Soziologie stammt und mit zwei Faktoren arbeitet: der subjektiven Definition der Situation und den individuellen Einstellungen bzw. Präferenzen. Das zentrale Kapitel 5 versucht das Rätsel aufzulösen, warum viele Menschen, die das Rad am besten bewerten, es für ihre Alltagsmobilität nicht nutzen, sondern den eigenen Pkw oder den ÖV nutzen. Es identifiziert zunächst neun Kontextfaktoren, die zur Entwicklung dreier binär logistischer Regressionsmodelle (jeweils mit den Hauptverkehrsmitteln Auto, Rad und ÖV als abhängige Variable) genutzt werden, um den Einfluss dieser Faktoren genauer zu bestimmen und das oben beschriebene Delta zu schließen, das sich zwischen modelliertem und realem Verhalten insbesondere beim Fahrrad ergeben hat. Alle drei Modelle liefern zufriedenstellende bis gute Werte, wobei vor allem das Auto-Modell (Kap. 5.2) mit recht guten Werten hervorsticht. Die Daten des Regressionsmodells werden zudem genutzt, um die Wahrscheinlichkeit der Auto-, ÖV- oder Fahrradnutzung zweier fiktiver Personen zu modellieren und zudem zu zeigen, welche Verhaltensänderungen möglich sind, wenn man die Kontextfaktoren variiert. Das abschließende Kapitel 6 resümiert den theoretischen Ertrag der vorliegenden Analysen und verweist auf die Notwendigkeit, das basale Handlungsmodell der analytischen Soziologie, das mit den beiden Faktoren Präferenzen und Situationsdefinition arbeitet, um ein drittes Element, die Kontextfaktoren, zu ergänzen. Mit diesem erweiterten Modell des Mobilitätsverhaltens lässt sich eine hohe Übereinstimmung von modelliertem und realem Verhalten erzielen.

Description

Table of contents

Keywords

Mobilität, Universitätsallianz Ruhr, Analytische Soziologie, Modellierung, Mobilitätsverhalten, Soziologische Handlungstheorie, Empirische Sozialforschung

Citation

Collections