Verfahren zur Ermittlung des Abnutzungsvorrats von Baustoffen als Grundlage für Instandhaltungsstrategien am Beispiel der Gebäudehülle
Loading...
Date
2011-04-01
Authors
Journal Title
Journal ISSN
Volume Title
Publisher
Abstract
In der vorliegenden Arbeit wird ein Verfahren vorgestellt, mit dessen Hilfe der Zustand
von Bauelementen durch die Ermittlung des Abnutzungsvorrats AV von Baustoffen
bestimmt werden kann. Dies stellt u. a. eine wichtige Grundlage für die Umsetzung
von Instandhaltungsstrategien dar.
Nach Beschreibung relevanter Bauelemente der Gebäudehülle sowie ihrer Baustoffe
in Kapitel II werden Grundlagen für Instandhaltungsstrategien aufgezeigt. In Analogie
zur DIN 31051 sind hierzu die gängigen, in der einschlägigen Fachliteratur verwendeten
Begriffe wie Abnutzung, Abnutzungsvorrat sowie Lebensdauer definiert.
Ihre gegenseitigen Abhängigkeiten werden erörtert und grafisch dargestellt.
Darüber hinaus wird der Einfluss der unterschiedlichen Instandhaltungsmaßnahmen
wie Inspektion, Wartung, Instandsetzung und Verbesserung auf den Abnutzungsvorrat
AV aufgezeigt. Eine einheitliche grafische Aufbereitung verdeutlicht die Auswirkungen
der Instandhaltungsmaßnahmen auf den Abnutzungsvorrat AV.
Neben der Beschreibung der gängigen Instandhaltungsstrategien mit ihren Vor- und
Nachteilen werden die Ansätze einer neuen Instandhaltungsstrategie – der prospektiven
Instandhaltungsstrategie – vorgestellt. Die Darlegung von Kriterien zur Auswahl
einer geeigneten Instandhaltungsstrategie in Abhängigkeit von bauelementspezifischen
Parametern rundet das Kapitel III ab.
Für das in dieser Arbeit aufgestellte Verfahren zur Ermittlung des Abnutzungsvorrats
von Baustoffen (ERAB) wird, aufbauend auf die in der einschlägigen Fachliteratur
dargestellten gängigen Methoden, eine neue, modellorientierte Bereichseinteilung
und Bereichsbeschreibung des Abnutzungsvorrats eingeführt. Diese unterteilt
den Abnutzungsvorrat AV auf einer Skala zwischen 0 und 1 in fünf gleich große Bereiche
und beschreibt diese mittels qualitäts- und schadensbezogener Merkmale aus
der einschlägigen Fachliteratur.
Mit Hilfe der qualitäts- und schadensbezogenen Merkmale wird in Anlehnung an die
Methode der Nutzwertanalyse in dieser Arbeit ein System zur Ermittlung des Abnutzungsvorrats
AV aufgestellt. Im Rahmen der Beseitigung von Merkmalskonflikten
werden alle relevanten qualitäts- und schadensbezogenen Merkmale einem von
insgesamt 12 übergeordneten Abnutzungsmerkmalen zugeordnet. Diese 12 übergeordneten
Abnutzungsmerkmale gehören wiederum einer von 4 Merkmalsklassen an.
Jeder Baustoff wird durch eine geeignete Auswahl der 12 übergeordneten Abnutzungsmerkmale
beschrieben. Da die Abnutzungsmerkmale eine unterschiedliche
Relevanz im Bezug auf den Abnutzungsvorrat AV haben, erfolgt eine Gewichtung
innerhalb des Systems zur Ermittlung des Abnutzungsvorrats. In dieser Arbeit
wird hierfür die Methodik des paarweisen Vergleichs angewendet. Es sind nur diejenigen
Abnutzungsmerkmale zu berücksichtigen, deren qualitäts- und schadensbezogene
Merkmale in der anerkannten Fachliteratur im Zusammenhang mit dem jeweiligen
Baustoff aufgeführt werden. Die Gewichtung kann hierbei nach Expertenbeurteilung
bzw. Stand der Technik variieren; das prinzipielle Vorgehen bleibt jedoch unverändert.
Für jedes der 12 Abnutzungsmerkmale werden im Rahmen der Gewichtung geeignete
messbare oder zumindest bewertbare Merkmalsausprägungen bestimmt. Die Unterschiedlichkeit
der 12 Abnutzungsmerkmale erfordert die Verwendung einer auf
jedes Merkmal individuell abgestimmten Mess- bzw. Bewertungsskala. Um diese
Verschiedenheit der einzelnen Merkmalsausprägungen der Abnutzungsmerkmale in
einem einzigen quantitativen Wert zusammenfassen zu können, wird eine Verhältnisskala
mit den Grenzen 0,00 und 1,00 – die sog. Einheitsskala – eingeführt. Die
Zuordnung der Merkmalsausprägungen zur Einheitsskala erfolgt durch Transformation
der ermittelten Werte der merkmalsspezifischen Skalen auf die Einheitsskala.
Durch diese Wertezuordnung ist es möglich, dass selbst qualitative Ausprägungen
von Abnutzungsmerkmalen quantitativ als Wert auf der Einheitsskala dargestellt
werden können. Eine Anpassung an einen veränderten Stand der Technik bzw.
Erkenntnisstand oder abweichende Prioritäten der Anwender kann jederzeit unproblematisch
durchgeführt werden.
Um die Praxistauglichkeit des Verfahrens ERAB aufzuzeigen, wird im Kapitel IV für
acht verschiedene Baustoffe eine baustoffspezifische Anpassung des Systems
zur Ermittlung des Abnutzungsvorrats vorgenommen und durch Beispiele ergänzt.
Dafür kommen einheitliche, in dieser Arbeit entwickelte Formblätter zur Anwendung,
die im Rahmen einer Bestandsaufnahme zur Zustandsbewertung von Gebäude
eingesetzt werden können.
Um die instandhaltungsstrategische Relevanz des Abnutzungsvorrats zu verdeutlichen,
wird im Kapitel V näher auf die prospektive Instandhaltungsstrategie
eingegangen. Zunächst werden die relevanten Einflussfaktoren auf den Abnutzungsvorrat
AV sowie die Ansätze zur Berechnung der daraus resultierenden Abnutzung A
bzw. Erhöhung E aufgezeigt. Basis hierfür ist der gegenwartsbezogene Abnutzungsvorrat,
der mit Hilfe des Verfahrens ERAB ermittelt wird. Sowohl der gegenwartsbezogene
Abnutzungsvorrat als auch die Bestimmung der zukünftigen Abnutzung A
bzw. Erhöhung E stellen wichtige Grundlagen für den Einsatz der prospektiven Instandhaltungsstrategie
dar. Die Vorgehensweise zur Ermittlung der wirtschaftlichsten
Variante möglicher Instandhaltungsmaßnahmen im Rahmen der prospektiven Instandhaltungsstrategie
wird unter Zuhilfenahme der Kosten-Nutzen-Analyse ebenfalls
aufgezeigt und durch ein Beispiel verdeutlicht.
Description
Table of contents
Keywords
Zustandsermittlung, Zustandsbewertung, Bauqualität, Instandhaltung, Prospektive Instandhaltungsstrategie, Verfahren ERAB