Zapp und weg oder ... Internet-Marketing-Strategien für Öffentlichen Bibliotheken
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Date
2002-01-22
Authors
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Publisher
Universität Dortmund
Abstract
Alle wollen ins Internet, auch die Bibliotheken. Aber lohnt sich das überhaupt? Was bieten Bibliotheken, was andere nicht bieten? Wie kann das Angebot so verbessert werden, daß es auch benutzt wird? Wie kann die Benutzerbindung dauerhafter gestaltet werden? Die Euphorie, daß man alles selbst machen kann, daß alles so einfach erscheint, verleitet allerdings zu dem Gefühl, daß jeder ohne Mühe, ohne Planung und ohne Strategie Web-Sites produzieren kann. Leider sieht die Realität etwas anders aus: eine erfolgreiche Präsenz im Internet erfordert Marketing-Kompetenzen, die leider gerne vergessen wird, oder noch schlimmer, einfach ignoriert wird. Dabei sind viele Fähigkeiten leicht erlernbar. Viele "Tricks" kann man lernen, indem man sein eigenes Verhalten beim Surfen beobachtet. Welche Merkmale haben Web-Sites, wo man "hängen bleibt"? Welche Merkmale haben Web-Sites, die man mehrmals besucht? Welche Merkmale haben Web-Sites, die man gleich wieder verlässt, bevor die ganze Seite geladen ist? Antworten zu diesen Fragen liefern uns wichtige Ansatzpunkte für Konzeption und Gestaltung eigener Web-Sites - wenn wir die eigenen Erfahrungen benutzen. Betrachten wir zuerst mit welchem formalen und inhaltlichen Problemen die Produzenten von Webseiten konfrontiert werden, die der enormen Konkurrenz mit dem beständigen Zustrom von neuen Web-Sites im Internet ausgesetzt sind. Die Verfügbarkeit von WYSIWYG-HTML-Editoren verführt leicht dazu, daß Seiten wahllos produziert und veröffentlicht werden, ohne daß über die Nutzbarkeit bzw. die Effektivität dieser Seiten nachgedacht wird. Viele diese Seiten sind Selbstdarstellungen, ohne das überlegt wird, ob sich überhaupt jemanden dafür interessiert. Dadurch entsteht eine Informationsflut, die nur selten für die Allgemeinheit wichtige Informationen enthält. Wichtige Informationen, die in den entscheidenen Momenten gefunden werden wollen Leider produzieren auch Bibliotheken in vielen Fällen weiteren Informationsmüll. Fast ohne Rücksicht auf Verluste werden Web-Sites veröffentlicht, deren Nutzwert gegen Null geht. Dabei könnte eine effektive Web-Site das preiswerteste Forum der Öffentlichkeitsarbeit sein. Die Strategien, Energien und Gelder, die man sonst für eine erfolgreiche (gedruckte) Veröffentlichung aufbringt, müßten in geringerem Umfang auch für den Präsenz im Internet aufgebracht werden, sieht man von gewissen Anfangsinvestitionen ab. Teilweise sind es ganz banale Dinge, wie das fehlende Design-Konzept (Grafik, Struktur, Navigationshilfe und Ansprechpartner) oder die fehlenden interessanten Inhalte, die die Bibliotheks-Web-Sites für Besucher uninteressant machen. Um solchen Probleme zu umgehen, braucht man nur einige elementären, einfachen Überlegungen zu berücksichtigen (die jeder vor dem Web-Start anwenden sollte), um sich gegen die internationale Konkurrenz durchzusetzen. Oberstes Ziel bei der Gestaltung einer Web-Site muß eine dauerhafte Besucherbindung sein, d.h. der Benutzer muß angeregt werden, die Web-Site als "Bookmark" anzulegen und ständig zurückzukommen (die Bibliothek als Internet-Portal). Auch Links auf die Bibliothek auf anderen Homepages bzw. die Weiterverbreitung (Mund-zu-Mund-Propaganda) der Bibliotheks-URL sollte gefördert werden. Um das zu erreichen, sollten zusätzlich zu einem effektiven Layout-Konzept und einer erfolgsorientierten Werbestrategie sinnvolle Inhalte vollständig angeboten werden. Dabei gilt, daß die Informationen für den schnellen (Lese-)Konsum aufbereitet sein muss, denn erfahrungsgemäß entscheiden Webseiten-Besucher innerhalb 20-30 Sekunden, ob eine Webseite für sie relevant ist oder nicht. Nachdem man viel Zeit und Energie in die Entwicklung einer Webseite investiert hat, ist es genauso wichtig Kontrollen durchzuführen, die Hinweise über der Nutzung des Angebots liefern. Viele glauben, daß es ausreicht, wenn man einen Zähler mitlaufen läßt. Doch hier ist es noch wichtiger, eine Art von Marketing-Analyse durchzuführen, d.h. die ausführlichen Informationen, die die Besucher der Webseite über sich und ihr Verhalten auf dem Server hinterlassen haben, als strategisches Werkzeug für die Effektivitätskontrolle des eigenen Angebots zu nutzen. Es ist erstaunlich, wie wenig Kenntnisse man in Bibliotheken darüber findet, wie diese nutzlichen Informationen über die Besucher der Web-Site in der Planung des Webmarketings anzuwenden sind. Ein Beispiel, wie die wertvollen Informationen auswertet werden können, zeigen wir anhand des Programms WebSuccess, das die in den Log-Dateien des Web-Servers gespeicherten Informationen in 40 verschiedenen Analysen in 7 Statistiken zusammenfaßt. So gibt es Informationen über die Hits, PageViews und Visits. Die Werte werden dann auch in Beziehung zueinander gesetzt, also z.B. Anzahl der PageViews pro Visit, Zeit pro Visit. Die Herkunft der Besucher wird aufgelistet nach Ländern (domains), Rechnern (IP-Adressen) oder Firmen (second level domains). Aber auch wie die Besucher auf die Web-Sites gekommen sind, wird aufgezeigt. Die Ergebnisse solche Auswertungen bieten unschätzbare Informationen für eine Überarbeitung bzw. Re-Design einer Web-Site und Vorteile im Konkurrenzkampf mit anderen Anbietern im Internet. Dazu gehören auch Informationen über die verwendeten Browser und ihre Fähigkeiten. Man kann viel Zeit und Energie bei der Entwicklung von Webseiten einsparen, indem die Web-Site an den Möglichkeiten der tatsächlich benutzten Browser nicht vorbeiprogrammiert wird. Alle aus den Log-Dateien gewonnenen Informationen sind wichtige Elemente im Tuning von Webangeboten. Fast noch wichtiger ist es jedoch, daß die Web-Site im Internet überhaupt gefunden wird. Man kann nicht einfach online gehen und darauf hoffen, daß die Besucher von alleine kommen. Ein Schlüssel zum Erfolg im Markt Internet ist, der "lauteste" Marktschreier zu sein. Wenigstens für einen bestimmten Bereich des Marktes. Dafür muß aber Produkt und Verpackung qualitativ und quantitativ zufriedenstellend sein. Dann wird die Web-Site erfoglreich und die Besucher kommen (immer) wieder. Und mit steigenden Besucherzahlen ist die Web-Site auch als Werbeträger interessant. Ansonsten kann man sich den Internet-Etat gleich wieder streichen lassen. Aber das möchte wahrscheinlich niemand, oder?