Entwicklung und Evaluation eines Studieninteressenfragebogens für Offizierbewerber bei der Offizierprüfzentrale der Bundeswehr
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Date
2005-07-29T09:44:52Z
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Abstract
Die Arbeit beschreibt die Entwicklung und Evaluation eines Studieninteressenfragebogens für Offizierbewerber bei der Bundeswehr. Sie entstand im Kontext des Projekts „Beratung und Umsetzungsförderung bei der Gestaltung der Studienberatung in der OPZ der Bundeswehr und die Entwicklung eines sequenziellen Entscheidungsmodells“ zur Optimierung der Personalbeschaffungsabläufe bei der Bundeswehr.
Zur Ausbildung eines Offiziers bei der Bundeswehr gehört normalerweise ein Studium an einer Hochschule oder Fachhochschule der Bundeswehr. Die Studienabbruchrate ist an Bundeswehr-Universitäten mit durchschnittlich ca. 37% über alle angebotenen Fächer hoch im Vergleich zu zivilen Universitäten, an denen durchschnittlich ca. 23% der Studierenden eines Jahrgangs ihr Studium ohne Abschluss abbrechen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und werden in der Arbeit erläutert. Ein als wichtig angesehener Grund ist die häufige Zuweisung von Studenten zu anderen als ihren gewünschten und sie interessierenden Fächern (ca. 26% in der vorliegenden Untersuchung). Ein abgebrochenes Studium bedeutet in der Regel auch das Ende der militärischen Karriere eines Soldaten. Die Folge ist meistens das Ausscheiden aus dem Dienst nach Erreichen der Zwischendienstzeit. Für die Bundeswehr bedeutet es, dass Ausbildungskosten angefallen sind, ohne dass ein entsprechender Nutzen erzielt werden kann.
Interesse am Fach und an den damit verbundenen Arbeitsinhalten ist erwiesenermaßen eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Studium. Im Rahmen dieser Arbeit wird eingehend erläutert, weshalb eine den Interessen entsprechende Zuweisung zu Studienfächern so wichtig ist, und weshalb die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Studiums durch eine interessenadäquate Zuweisung deutlich erhöht wird. Da aus organisatorischen Gründen bei der Bundeswehr auch zukünftig nicht jeder Student sein Wunschfach studieren kann, sollen mit Hilfe des Studieninteressenfragebogens auch akzeptable Alternativen für den angehenden Studenten zum Wunschfach ermittelt werden.
Eine wichtige Rolle spielen hierbei die Vielfalt der Interessen und die Ausprägung der vorhandenen Interessen eines Offizierbewerbers. Aus diesem Grunde erfolgt eine Aufteilung in Interessenspezialisten und Interessengeneralisten. Interessenspezialisten sind Offizierbewerber, die an einer Bundeswehr-Hochschule studieren möchten und sich im Wesentlichen für die Inhalte nur eines Faches stärker interessieren, an den übrigen Fächern des Studienangebotes eher nicht oder nur gering interessiert sind. Als Interessengeneralisten werden Offizierbewerber aufgefasst, die sich für die Inhalte mehrerer Fächer des Studienangebotes mehr als nur gering interessieren.
Hauptzielsetzungen des Studieninteressenfragebogens:
Identifikation der Studieninteressen eines Offizierbewerbers bezogen auf die bei der Bundeswehr angebotenen Fächer
Einschätzung, ob der Offizierbewerber sich eher für wenige oder für viele Themengebiete interessiert (Interessenspezialist /Interessengeneralist)
Einschätzung, ob die vorhandenen Interessen eher hoch oder eher niedrig ausgeprägt sind
Einschätzung der Fähigkeiten des Offizierbewerbers
Durch die Entwicklung des Instrumentes soll der Prozess der Studienberatung
stärker standardisiert und somit effizienter gestaltet werden
den Beratern ein probates Hilfsmittel für die systematische Beratung zur Verfügung gestellt werden
der Prozess der Studien- und Verwendungsberatung stärker miteinander verkoppelt werden
der Bezug zu den Anforderungen der Studiengänge systematisiert und unstandardisiertes Testen zukünftig vermieden werden
Neben der theoretischen Aufklärung der situationalen und personenbezogenen Korrelate des Studieninteresses werden praktische Hinweise zur Interessenermittlung für Studienfächer an den Hochschulen der Bundeswehr abgeleitet.
Es wird ein dynamisch-transaktionales Modell zur Erklärung des Studienerfolges oder Misserfolges entwickelt.
Es wird ein Studieninteressenfragebogen für an den Hochschulen der Bundeswehr angebotene Studienfächer entwickelt und evaluiert.
Theoretische Grundlagen
Als theoretische Grundlagen zur Erklärung von Studieninteresse und Studienmotivation dienen die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1993), die Flow-Theorie von Csikszentmihalyi (1985) und die „Münchner Interessentheorie“ (z.B. Krapp & Prenzel, 1992), von Heckhausen (1977), Rotter (1953), Heckhausen & Rheinberg, (1980). Außerdem spielt das Person-Umweltmodell von Holland (1985) eine bedeutende Rolle.
Zur Erklärung der Entwicklung von Interessengeneralisten und Interessenspezialisten werden u. a. die pädagogische Spieltheorie Fröbels (1839) sowie die Theorie des Selbstkonzeptes (z. B. Bandura, 1977, E. Müller, 1999) herangezogen.
Instrumente
Studieninteressenfragebogen (STIFBO) (selbst erstellt)
Ergebnisse
Mit dem Studieninteressenfragebogen kann festgestellt werden, für welche der bei der Bundeswehr angebotenen Studienfächer sich ein Offizierbewerber interessiert. Es lassen sich statistisch abgesichert Offizierbewerber ermitteln, die als Interessenspezialisten und solche, die als Interessengeneralisten bezeichnet werden können. Auch das generelle Interessenniveau ist ermittelbar. Auf Basis bisheriger Leistungen (Schulnoten) kann abgeleitet werden, ob ein Studienbewerber auch über die fachlichen Grundlagen verfügt. Das Instrument kann dem Studienberater als wichtige Grundlage zu einer adäquaten Einplanung des künftigen Studenten dienen und bietet auch Argumentationshilfen, falls eine den Wünschen des zukünftigen Studenten entsprechende Zuordnung zu einem Studienfach nicht möglich ist.
Der Studieninteressenfragebogen kann für das Fächerangebot anderer Hochschulen adaptiert werden.
Description
Table of contents
Keywords
Interesse, Studieninteresse, Motivation, Studienleistung, Studieninteressentest