Authors: Scheer, Carola Alexandra
Title: Hält die Polizei, was sich Polizisten von ihr versprochen haben?
Language (ISO): de
Abstract: Aufgrund gestiegener Abbrecherzahlen an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln trat die Frage auf, aus welchen Gründen angehende Polizeikommissare das Studium beenden. Eine Hypothese lautete, dass sie den Polizeiberuf mit falschen und unrealistischen Vorstellungen über den Berufsalltag ergreifen und aufgrund von Desillusionierung das Studium abbrechen. Ausgangspunkt war das Interesse nach der Einschätzung polizeiberuflicher Merkmale durch Studienanfänger und -fortgeschrittene. Diese Ergebnisse wurden den Vorstellungen berufserfahrener Polizeibeamter gegenübergestellt. Als Kontrollgruppe wurden zudem Ratsanwärter befragt, um etwaige Differenzen zu den übrigen Berufserfahrenen aufzudecken. Mithilfe eines Fragebogens, der 29 polizeiberufliche Merkmale enthielt, wurde zum einen ermittelt, welche Berufsmerkmale für kennzeichnend gehalten werden, und zwar zum Zeitpunkt vor der Einstellung in den Polizeidienst und zum Befragungszeitpunkt. Darüber hinaus wurde mithilfe einer 5-Punkt-Skala (angenehm-Skala) erhoben, wie angenehm oder unangenehm diese Merkmale für die Befragten in ihrem Berufsalltag sind. Dies geschah immer mit der Frage, wie angenehm das Merkmal für die befragte Person selbst gehalten wird und bei den berufserfahrenen Befragten darüber hinaus, wie nach Ansicht der Befragten die Kollegen die jeweiligen Merkmale empfinden. Schließlich wurde anhand von vier Fragen die Berufszufriedenheit ermittelt. Hier sollte u. a. beantwortet werden, ob der Beruf noch einmal ergriffen werden würde. Insgesamt ergab sich eine hohe Berufszufriedenheit. Mithilfe eines Index wurden 32 unzufriedene Personen ermittelt, deren Antworten z. T. erheblich von denen der zufriedenen abwichen. Die meisten Merkmale wurden für sehr kennzeichnend gehalten und insgesamt erreichten die am meisten kennzeichnenden Merkmale auch sehr hohe Werte auf der angenehm-Skala. Das erklärt auch die ermittelte hohe Arbeitszufriedenheit der Befragten. Gerade die Merkmale, die den eigenen Beruf kennzeichnen, werden als angenehm bis sehr angenehm empfunden. Dagegen rangieren die Items, welche von nur etwa der Hälfte der Befragten für kennzeichnend gehalten werden, auf der angenehm-Skala eher um den Nullpunkt. Auf der angenehm-Skala erreichen die meisten Merkmale hohe Mittelwerte. Unter den sieben angenehmsten Items befinden sich sechs intrinsische Berufsmerkmale. Das bedeutet, dass gerade die Inhalte der Arbeit selbst als sehr angenehm empfunden werden und somit zu einer hohen Arbeitszufriedenheit beitragen. Die aus dieser Befragung ermittelten und beschriebenen Zufriedenheitswerte können in zwei Kategorien eingeteilt werden. Zum einen ergibt die Einschätzung der 29 polizeiberuflichen Items auf der angenehm-Skala eine Zufriedenheit mit den Merkmalen des Berufes, welche dann als Arbeitszufriedenheit bezeichnet werden kann. Zum anderen ermittelt die Auswertung der vier Fragen eine hohe Gesamtzufriedenheit, welche auch als Berufszufriedenheit bezeichnet werden kann. Beide Ergebnisse ähneln den Resultaten der Mitarbeiterbefragung der Polizei NRW aus den Jahren 2001 bis 2005. Aus den Ergebnissen können Erkenntnisse für die Personalwerbung der Polizei abgeleitet werden: Insgesamt ist in Anbetracht der Ergebnisse zur Berufswahlforschung die gestiegene Anspruchshaltung der Hauptzielgruppe polizeilicher Personalgewinnung zu berücksichtigen. Bei der Suche und Gewinnung geeigneter zukünftiger Polizeikommissare auf dem hart umkämpften Markt potenzieller Bewerber sind die positiven Aspekte des Polizeiberufes in den Vordergrund zu stellen. Wichtig ist dabei, ehrlich und umfassend über das gesamte Repertoire polizeilicher Tätigkeiten zu informieren. Denn die Untersuchung hat ergeben, dass über ihren zukünftigen Beruf gut informierte Polizeibeamte auch zufriedener sind. Aus diesem Grund ist der Selbst-Check ein geeignetes Mittel, um ein hohes Maß an Informiertheit im Vorfeld sicherzustellen und damit das Risiko von Desillusionierungen und Praxisschocks zu minimieren. In diesem Zusammenhang werden eine Verpflichtung an der Teilnahme und ggf. auch das Einfließen der Ergebnisse in das Auswahlverfahren befürwortet. In einer früheren Befragung zur Personalwerbung der Polizei ist Schülern der Hauptzielgruppe insbesondere das Schlagwort "Teamwork" im Gedächtnis geblieben. In Anbetracht der Auswertungsergebnisse vorliegender Untersuchung sollte dieser Effekt der Werbung auch in Zukunft beachtet und ggf. noch verstärkt werden. Denn gerade das Berufsmerkmal "Teamwork" ist aus Sicht der befragten Polizeibeamten ein sehr kennzeichnendes Merkmal und erreicht gleichzeitig den höchsten Wert auf der angenehm-Skala. Kritisch ist insbesondere das Merkmal "Aufstieg" zu sehen: Die Befragung der Polizeibeamten ergab für dieses Item, dass es wenig kennzeichnend und gleichzeitig als wenig angenehm gilt. Hier ist dringend zu überlegen, ob weiterhin mit Beförderungs- und Aufstiegsmöglichkeiten zu werben ist. Denn es wäre wünschenswert, wenn möglichst viele Polizeibeamte sagen könnten, was ein Befragter auf die Frage, warum er den Beruf erneut wählen würde, antwortete: "Der Beruf hat mir mehr gegeben, als ich mir davon versprochen hatte".
Subject Headings: Polizei
Beruf
URI: http://hdl.handle.net/2003/26019
http://dx.doi.org/10.17877/DE290R-8249
Issue Date: 2009-02-10T12:46:34Z
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