Authors: Kolodziej, Mathias
Title: Verletzungsprävention im Nachwuchsleistungsfußball
Other Titles: eine prospektive Analyse verletzungsrelevanter Risikofaktoren
Language (ISO): de
Abstract: Die Erforschung von Risikofaktoren für Verletzungen wird sowohl aus theoretischer als auch aus praktischer Perspektive aus zwei Gründen befürwortet: um zu verstehen, warum es zu Ver- letzungen kommt und um vorherzusagen, wer ein Risiko trägt, eine Verletzung zu erleiden. Insbesondere im Nachwuchsleistungsfußball spielt diese präventive Handlungsstrategie eine bedeutsame Rolle, da diese Population durch die Kombination aus einem unreifen muskuloske- lettalen System und dem Belastungsprofil im Fußball besonders anfällig für kontaktlose Verlet- zungen der unteren Extremitäten ist. Jedoch wurden in der bisherigen Forschung zur Verlet- zungsprävention im Nachwuchsleistungsfußball überwiegend Messverfahren verwendet, die im Vergleich zu Goldstandardverfahren keine zufriedenstellenden Testgütekriterien aufweisen und deren Zusammenhang zu Verletzungen bisweilen widersprüchlich oder unbekannt ist. Die Zielstellung dieser kumulativen Dissertation bestand daher in der Identifizierung verletzungsrelevanter Risikofaktoren und ihrer Interaktionen im Nachwuchsleistungsfußball mittels laborbasierter biomechanischer Messverfahren einschließlich der Überprüfung ihrer Fähigkeit zur Verletzungsvorhersage. Die Beantwortung der Frage, warum eine Verletzung auftritt und inwiefern das Zustandekommen einer Verletzung das Ergebnis einer nicht linearen Interaktion zwischen multiplen Risikofaktoren ist, stand am Anfang des Forschungsprogramms. Die Analyse dieses methodischen Ansatzes konnte durch die Erhebung von neuromuskulären und biomechanischen Leistungsparametern einige verletzungsrelevante Risikofaktoren und Risikoprofile identifizieren. Es scheint, dass die Untersuchung der Gleichgewichtsfähigkeit unter statischen und instabilen Bedingungen, der Kraftfähigkeiten der Oberschenkelmuskulatur sowie der Bewegungsmuster bei der einbeinigen Landung und einem Richtungswechsel einen guten Hinweis auf das Verletzungsrisiko bei Nachwuchsleistungsfußballern ermöglicht. Eine aus der Verwendung der Classification and Regression Tree (CART)-Methode resultierende, wissenschaftliche Neuerkenntnis zeigte, dass sowohl neuromuskuläre als auch biomechanische Risikofaktoren in einem komplexen nicht linearen System ihren Einfluss auf das Verletzungsrisiko teilweise verändern, sobald ein weiterer Risikofaktor auftritt und hierarchisch untergeordnet ist. Die Möglichkeit, das Verletzungsrisiko vorherzusagen, unterscheidet sich methodisch von dem Ansatz der Erklä- rung, warum eine Verletzung aufgetreten ist. Aufgrund dieser unterschiedlichen methodischen Herangehensweise hat die prädiktive Modellierung des Verletzungsrisikos das Forschungsprogramm abgeschlossen. Das umfassende laborbasierte Risiko-Screening lieferte eine große Anzahl möglicher Prädiktoren, wodurch die Standardschätzungen der klassischen logistischen Regression oft instabil oder sogar undurch- führbar werden (Fall p > n). Darüber hinaus treten insbesondere dann, wenn auch multiple Interaktionseffekte der Prädiktoren einbezogen werden, Probleme mit Multikollinearität auf. In diesen Situationen werden Regularisierungstechniken und Methoden zur Variablenselektion relevant. Dank der erstmaligen Verwendung der LASSO-Regression zur Verletzungsvorhersage konnte gezeigt werden, dass die Regularisierung mit diesen Problematiken umgehen kann, sodass mithilfe dieses Ansatzes letztlich ein Vorhersagemodell erstellt werden konnte. Eine geringere Kraftfähigkeit der kniestreckenden Muskulatur unter konzentrischer Arbeitsweise, ein höheres Innenrotationsmoment des Hüftgelenks bei der einbeinigen Landung und eine geringer ausgeprägte Gleichgewichtsfähigkeit unter statischen Bedingungen erhöhten das zu er- wartende Verletzungsrisiko, was die Verletzung als multifaktorielles Ereignis unterstreicht. Die schwache Vorhersagekraft des erstellten Modells deutet jedoch auf die Schwierigkeit der Vor- hersage von Verletzungen im Nachwuchsleistungsfußball hin. Nichtsdestotrotz erweitern die Ergebnisse dieses Forschungsprogramms das Wissen über verletzungsrelevante Risikofaktoren und sind ein wertvoller erster Schritt zu einer zuverlässigen Abschätzung des Verletzungsrisikos im Nachwuchsleistungsfußball.
Subject Headings: Verletzungsprävention
Nachwuchsleistungsfußball
Biomechanisches Screening
Subject Headings (RSWK): Leistungssport
Nachwuchs
Fußball
Sport
Biomechanik
Verletzung
Prävention
URI: http://hdl.handle.net/2003/42006
http://dx.doi.org/10.17877/DE290R-23842
Issue Date: 2023
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