Heft 1

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Editorial

Wir müssen anders sein, um wir selbst sein zu können, lautet eine provozierende These von G. H. Mead zur Perspektivenübernahme und Subjektkonstitution. Und es ist normal, verschieden zu sein, fügen wir hinzu. Wir wissen aber noch nicht, wie verschieden wir sind. Und in dieses 'wir' sind Menschen einbezogen, die wir noch gar nicht kennen, aber kennen könnten. Subjektivität entwickelt sich durch die übernahme der Perspektive von konkreten und allgemeinen Anderen und durch Anerkennung, die von Anderen gegeben wird. Beides, Subjektivität und Anerkennung sind auf Andere bezogen, die wir in unseren Horizont einschließen. Diese Ausgabe des Hochschuldidaktik-Journals ist dem modischen Thema Diversity-University gewidmet. Nicht, dass wir es als modisch abwerten wollen, wohl aber wollen wir darauf hinweisen, dass es sich bei dem Diversity Konzept um ein theoretisch anspruchsvolles, politisch wichtiges und kulturell kompliziertes Projekt handelt, ein Projekt, das im Zusammenhang mit den Anstrengungen um eine stärkere Internationalisierung der Universität Dortmund steht.
In diesem Hochschuldidaktik-Journal wird Diversity inhaltlich und personell gewendet. Es geht nicht um die formal wichtigen Fragen von Vergleich- und Anrechenbarkeit von Studienleistungen, um Sprachkompetenz und Wissenserweiterung, sondern darum, die Entstehung dieses Wissens und die Position, von der aus es formuliert wird, zu reflektieren und zu fragen, wer ist einbezogen, wer ist ausgeschlossen. Diversity meint Vielfalt in dem Sinne, dass die Unterschiede nicht in einem Verhältnis von Dominanz und Abweichung, Zentrum und Peripherie, normal und unnormal, nicht in einer hierarchischen, sondern horizontalen Anordnung zu sehen sind und die Potenziale aller Unterschiedlichkeiten zum Gesamtergebnis beitragen. Wenn diese Aussage nicht trivial sein soll, dann muss der Mehrwert eines solchen Denkens benannt werden. Dies zu erreichen erfordert Wissen und Kompetenz, beides zu vermitteln ist auch eine hochschuldidaktisch relevante Frage.
Diversity meint auch, dass wir nicht vorab wissen, wer wie unterschiedlich ist, dass wir die Stereotypen beiseite legen und in einem Austausch-, Verständigungs- und Forschungsprozess diese Unterschiede erst kennen lernen und erfahren und uns dabei auch überraschen lassen. Diversity schließt Frauen und Männer, Menschen mit verschiedenen Herkünften, Kulturen und Sprachen, sexuellen Orientierungen u.a.m. ein.
Vorgestellt werden in dieser Ausgabe des Hochschuldidaktik-Journals Arbeiten von Kollegiaten und Kollegiatinnen aus dem Promotionskolleg Wissensmanagement und Selbstorganisation im Kontext hochschulischer Lehr- Lernprozesse sowie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hochschuldidaktischen Zentrums und einer Wissenschaftlerin der Universität Heidelberg. Sie behandeln Diversity auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Kontexten, mit unterschiedlicher Reichweite:
  • Uwe Küchler berichtet über ein deutsch-amerikanisches Lehr- und Forschungsprojekt zur Internationalisierung der Lehre im 'intercultural classroom',
  • Carola Bauschke-Urban resümiert ein globale Hochschulexperiment und ein transnationales Forschungsprojekt, die ifu,
  • Susanne Preuschoff reflektiert 'Internationalisierung am Standort Deutschland', wie in betrieblichen Teams die unterschiedlichen menschlichen Ressourcen genutzt und entwickelt werden können,
  • Sigrid Metz-Göckel, Christine Roloff und Sanaz Sattari berichten über Genderkonstruktionen und ein Gendertraining,
  • Birgit Szczyrba untersucht die Perspektivenkoordination als Kooperationsbedingung zwischen den zwei benachbarten Professionen der Lehrer und Sozialarbeiter,
  • Christine Roloff resümiert ein genderpolitisches Hochschulprojekt,
  • Marion Kamphans beschreibt, wie das Gender Mainstreaming-Konzept in die Entwicklung von Lernmodulen und Lernplattformen Eingang finden kann,
  • Ulrike Senger stellt ein internationales Tutorium für internationale Doktorandinnen und Doktoranden dar und
  • Gülsan YalçÏn schließt den Bogen mit einer Analyse der Bologna-Erklärung zum Europäischen Bildungsraum.
Vorgestellt wird auch eine neue Kollegin, Frau Dr. Birgit Spinath, die eine Juniorprofessur zum Institutional Research wahrnimmt, und die wir hiermit herzlich begrüßen und willkommen heißen.
Sigrid Metz-Göckel

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HDZ - Hochschuldidaktisches Zentrum
der Technischen Universität Dortmund
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Tel.: 0231/755-5526
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