Authors: Zellhuber, Brigitte
Title: Altenpflege - ein Beruf in der Krise?
Other Titles: eine empirische Untersuchung der Arbeitssituation sowie der Belastungen von Altenpflegekräften im Heimbereich
Language (ISO): de
Abstract: Untersuchungsgegenstand und theoretische Grundlagen Viele Jahre lang konnte die Altenpflege keinerlei politische Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In der Gesellschaft genoss das Thema nur eine geringe Wertschätzung. Von zentraler Bedeutung ist heute die Sicherung der pflegerischen Versorgung älterer Menschen. Durch den erweiterten Anstieg der Zahl Älterer und Hochbetagter sowie die Zunahme der Zahl Pflegebedürftiger haben sich auch die Erwartungen und Bedingungen auf dem Pflegemarkt verändert. Die Altenpflege ist ein bedeutendes Arbeitsfeld im Bereich der Pflege geworden. Der hohe gesellschaftliche Bedarf an Leistungen der Altenhilfe geht jedoch einher mit einem Mangel an qualifiziertem und motiviertem Personal, denn Altenpflege gilt als ein besonders belastender Beruf. Berichte über einen „Pflegenotstand“, „Ausbrennen der Pflegekräfte“ und krisenhafte Arbeitsbedingungen verunsichern nicht nur Betroffene. Befürchtungen, dass eine pflegerische Grundversorgung künftig nicht mehr gewährleistet ist, stehen im Raum. Ziel und Aufbau der Arbeit Vor diesem Hintergrund stellen sich die Fragen, 1. „Befindet sich der Altenpflegeberuf tatsächlich in einer Krise?“ Und wenn ja, 2. „Welche grundlegenden Determinanten sind dafür verantwortlich?“ 3. „Welche Ansatzpunkte zur Verbesserung folgen daraus?“ Die vorliegende Arbeit will dazu beitragen, dieser Fragestellung nachzugehen. Da der stationären Altenhilfe eine zentrale Rolle zukommt und der Personalmangel in diesem Bereich besonders eklatant zutage tritt, konzentriert sich diese Arbeit auf die Situation von Altenpflegerinnen, die in Alten- und Pflegeheimen tätig sind. Ziel ist es, Aufschluss darüber zu geben, wie sich die derzeitigen Arbeitsbedingungen auf den Personalstand auswirken und welche Maßnahmen zu einer Sicherung der Pflege alter Menschen ergriffen werden müssen. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile mit sechs Kapiteln. In einem ersten Teil (A) geht es zunächst darum, Arbeitsmarktentwicklungen und die konkrete Situation der Altenpflegerinnen zu beleuchten (Kapitel 2). Ausgehend von demographischen und sozialstrukturellen Veränderungen werden Determinanten aufgezeigt, die zu Mehrbelastungen für das Pflegepersonal führen können. Des Weiteren folgt eine Analyse des Berufsbildes und der Berufspraxis von Altenpflegerinnen anhand von ausgewählten Faktoren. Diese Informationen bilden die Grundlage für eine Einschätzung der Gesamtsituation. Kapitel 3 beschäftigt sich ausführlich mit Belastungen und Beanspruchungen im Pflegeberuf. Ausschlaggebend für negative Beeinträchtigungen des Berufs können zahlreiche Komponenten sein. Die Darstellung der Rahmenbedingungen der Tätigkeit im stationären Bereich gibt Aufschluss über charakteristische Züge der Pflegearbeit, relevante Beziehungen im Arbeitsfeld bis hin zu Belastungen aus der Arbeitsorganisation. Daraus wird deutlich, dass der Arbeitsort „Heim“ durch die gegebenen Strukturen und Bedingungen wesentlich zum Auftreten von Berufskrankheiten beiträgt. Die theoretische Verankerung des Themas wird in Kapitel 4 aufgegriffen. Wesentliche Theorien zu Arbeit, Gesundheit und Krankheit, Belastungsmodelle sowie Copingstrategien zeigen alternative Zugehensweisen zur Problematik auf. Eine Schilderung möglicher Belastungs- und Beanspruchungsfolgen rundet das Bild ab. Im zweiten Teil der Dissertation werden das Forschungsdesign und empirische Ergebnisse dargestellt. Die Studie umfasst Mitarbeiterinnen aus zehn Alten- und Pflegeheimen der Stadt Augsburg und angrenzender Landkreise. Durch die Befragung der Akteure wurden Daten zur Belastungseinschätzung und zum Heimalltag gewonnen. Die detaillierte Analysedarstellung mündet in einer Diskussion der Ergebnisse und einem Vergleich von Forschungen mit ähnlicher Fragestellung (Kapitel 5). Im letzten Teil (C) wird versucht, Perspektiven und Empfehlungen für die Praxis aufzuzeigen, um dem eklatanten Personalmangel in Heimen entgegen wirken zu können. Insgesamt gesehen möchte die vorliegende Dissertation einen Einblick in die komplexen Strukturen eines Heimbetriebes und die damit verbundene Problematik für Mitarbeiterinnen geben. Eine Zusammenschau expliziter Determinanten aus den Gebieten der Anforderungsprofile, der Ausbildungsqualität, sowie der Belastungsforschung führt zu fundierten Erkenntnissen über die Faktoren und das Ausmaß der Belastungen von Altenpflegerinnen. Die gewonnenen Rückschlüsse dienen als Basis für Veränderungsvorschläge mit der Hoffnung, einen Beitrag zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes Pflege leisten zu können. Forschungsschwerpunkt Die Forschung basiert auf den grundlegenden Aussagen von zwei bekannten Streßmodellen, dem "Belastungs-Beanspruchungs-Konzept" (vgl. Rohmert/ Ruten-franz 1975) und dem "kognitiven, transaktionalen Streßkonzept" (vgl. Lazarus/ Launier, 1981). Die zentralen Kernpunkte beider Konzepte stellen eine sinnvolle Ergänzung dar. Untersucht werden in der vorliegenden Studie Auslöser für Belastungen die auf die Altenpflegerin einwirken und zu einer Beanspruchung führen. Daneben geht es darum Erkenntnisse über die individuellen Voraussetzungen der Mitarbeiterinnen (soziodemographische Daten) zu gewinnen. Von ihnen hängt die Art der Bewertung von Belastungen ab. Entscheidend wirken sich auch Copingstrategien bzw. Unterstützungs- und Kompensationsmöglichkeiten aus. Die zentrale Fragestellung lässt sich wie folgt skizzieren: * Welche Voraussetzungen bringen die Altenpflegerinnen für die Ausübung ihres Berufes mit? * Wie werden die einzelnen Aspekte der Arbeitssituation von den Mitarbeiterinnen bewertet? * Welchen Belastungen sind Altenpflegerinnen im Berufsalltag ausgesetzt? * Wie bewerten die Pflegerinnen die Bereiche Arbeitszufriedenheit, Belastung und Beanspruchung an ihrem Arbeitsplatz im Alten- und Pflegeheim? * Welche Rolle spielt das Betriebsklima hinsichtlich der Arbeitszufriedenheit? Ziel der Untersuchung ist: 1. Die Gewinnung von Daten zu Arbeitsbedingungen und Arbeitsbelastungen in Alten- und Pflegeheimen durch eine standardisierte Befragung von Altenpflegerinnen. 2. Die Analyse der subjektiven Einschätzung der erlebten Arbeitssituation, gekenn-zeichnet durch die Parameter: Arbeitsbelastung, Beanspruchung, Zufriedenheit, Betriebsklima, Beziehung zu den alten Menschen, einschließlich des individuellen Pflegeverständnisses und dem persönlichen Anspruch an die pflegerische Tätigkeit und deren Umsetzung im Alltag. 3. Die Erstellung von Empfehlungen für die Praxis zur Neustrukturierung der Arbeitsbedingungen sowie der Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung der Anforderungen von Qualitätssicherung und -verbesserung sowie der Reduzierung von Streß. 5.1 Hypothesen Vor dem Hintergrund des in Kapitel 1.2 formulierten Ziel der Arbeit und der in Kapitel 4 ausgeführten theoretischen Grundlagen können die Hypothesen für die empirische Untersuchung formuliert werden. Dabei ergeben sich drei Haupthypothesen, die durch die vorliegende Studie überprüft werden sollen. 1. Altenpflegemitarbeiterinnen sind Belastungen ausgesetzt, die von einer Vielzahl von objektiven und subjektiven Faktoren bestimmt werden. Eine besondere Art der Belastung ergibt sich aus der dialogischen Arbeitstätigkeit, dem Umgang mit Leiden und der Endlichkeit des Lebens. 2. Arbeitsbelastungen können zu Beeinträchtigungen führen. Die Form und Intensität der Auswirkungen sind abhängig von den Rahmenbedingung der Organisation und den Arbeitsabläufen. Regulationshindernisse und eingeschränkte Handlungsspielräume wirken sich negativ aus. 3. Belastungen am Arbeitsplatz haben Einfluss auf die Zufriedenheit und werden von Person zu Person unterschiedlich bewertet. Ein gutes Betriebsklima wirkt sich durch den Faktor der sozialen Unterstützung positiv aus. Aufgrund der Ergebnisse der Untersuchung ist eine Einschätzung der Pflegesituation möglich, die in Empfehlungen für die Praxis mündet.
Subject Headings: Altenpflege
Pflegenotstand
Belastungen im Beruf
URI: http://hdl.handle.net/2003/2916
http://dx.doi.org/10.17877/DE290R-14139
Issue Date: 2004-02-18
Provenance: Universität Dortmund
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