Aufbau und Evaluation stationärer Verhaltenstherapie zur Behandlung psychosomatischer Störungen

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2008-11-26T11:31:15Z

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Die Untersuchung begleitete den Aufbau einer psychosomatischen Abteilung und untersuchte den Erfolg eines verhaltenstherapeutischen Therapieprogramms. Das fünfwöchige Gruppenprogramm umfasste Entspannungstraining, kognitive Umstrukturierung, Selbstsicherheits- und Genusstraining. Die Untersuchung war als konsekutive, prospektive und - zum Teil - kontrollierte Verlaufsstudie konzipiert. Neben Fragen zur Qualität wurden zentrale Wirkfaktoren (Motivation, optimistische Einstellung, kognitive Leistungsfähigkeit und psychophysiologische Reaktivität) im Zusammenhang mit dem Therapieerfolg, bis zu einem Jahr nach der Rehabilitation, betrachtet. Eine Warte-Kontrollgruppe wurde fünf Wochen vor der Rehabilitation untersucht. Nach einem erfolgreichen Verlauf der Projektphase wurde die Abteilung sukzessiv erweitert. Insgesamt nahmen 903 Personen im Alter von durchschnittlich 45 Jahren und in ausgeglichenem Geschlechterverhältnis an der Untersuchung teil. Die Arbeitsunfähigkeit bei Ende der Rehabilitation nahm zwischen 2000-2002 um 52,2% und zwischen 2003-2004 um 8,1% ab. Frauen wiesen bei Reha-Ende eine signifikant stärkere Zunahme der Arbeitsfähigkeit gegenüber Männern auf. Die in 2000 Behandelten zeigten einen Rückgang der Krankheitstage um 36,6%, die in 2001 Behandelten sogar um 61,2% zur Jahreskatamnese, im Vergleich zum Jahr vor der Rehabilitation. Die psychometrischen Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung hinsichtlich des körperlichen, funktionalen und psychosozialen Befindens, auch ein Jahr nach der Rehabilitation. Über den Verlauf zeigte sich mit zunehmender Eingangsbelastung eine abnehmende Effektivität. Frauen erzielten in den meisten Bereichen leicht höhere Effekte als Männer. Mit dem Effekt der Therapie waren außerdem das Alter, die Nationalität, die Krankheitstage vor der Rehabilitation, der Grad der Behinderung (GdB) und Arbeitsunfähigkeit bei Rehaantritt verbunden. Auf symptomassoziierten Skalen wurde bei den häufigsten Diagnosegruppen (affektive Störungen, somatoforme Störungen und Neurasthenie) eine spezifische Wirkung der Behandlung aufgezeigt, die über der der Vergleichsstichprobe lag. Die Warte-Kontrollgruppe (WKG) zeigte, entgegen den Erwartungen, schon zu Beginn der Rehabilitation eine Verbesserung gegenüber dem Vorbefragungszeitpunkt. Hinsichtlich der Wirkfaktoren zeigten Personen zum Ende der Rehabilitation tendenziell günstigere physiologische Reaktionen bei Belastung, als zum Beginn der Rehabilitation. Analog zeigte sich tendenziell eine bessere Entspannungsfähigkeit zum Ende der Rehabilitation im Vergleich zum Beginn. Personen mit einer optimistischeren Einstellung zeigten einen günstigeren Therapieverlauf hinsichtlich depressiver Symptomatik. Ein Zusammenhang des Therapieerfolgs mit der fremd einge-schätzten Motivation zeigte sich nicht. Zum Ende der Rehabilitation ließ sich eine Verbesserung der Merkfähigkeit nachweisen. Beim Therapiesetting waren Vorteile für kleinere Gruppen, eine längere Therapiedauer, häufigere Einzelgespräche und eine Pharmakotherapie, aufgrund einer Konfundierung mit der Eingangsbelastung, nicht zweifelsfrei nachweisbar. Die Ergebnisse können insgesamt als Indiz für den hohen Nutzen der Therapiemaßnahme, besonders auch unter Kosten-/Nutzengesichtspunkten, gewertet werden.

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Table of contents

Keywords

Verhaltenstherapie, Psychosomatik, Rehabilitation, Stationäre Behandlung

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