Heft 2
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Editorial
Liebe Leserinnen und Leser des Journals Hochschuldidaktik, die TU Dortmund hat es in seinem Leitbild verankert. 13 der 16 Dortmunder Fakultäten haben ihr Interesse formuliert, es in mindestens zwei Modulen ihrer Bachelor-Studiengänge, zum einen in der Studieneingangsphase zum anderen in der Studienabschlussphase vor der Bachelorarbeit, umzusetzen: die Rede ist vom "Forschenden Lernen". "Forschendes Lernen" hat an Attraktivität gewonnen, weil die Umformung der Studiengänge nach den Vorgaben der Bologna-Deklaration von 1999 und den internationalen und nationalen Nachfolgekonferenzen weitgehend auf struktureller und organisatorischer Ebene stecken geblieben ist. Insbesondere der Versuch, die überkommenen Studieninhalte, Veranstaltungsformen und Prüfungsformate aus den alten Studiengängen in das Bachelor-Studium hineinzupressen, hat zu einer Verdichtung, Verriegelung und Vervielfachung der Lehr- und Prüfungsanforderungen geführt, die einer Kanonisierung, Verschulung und einer Entwissenschaftlichung von Lehre und Studium Vorschub leisten. An "Forschendes Lernen" in den gestuften Studiengängen knüpft sich die Hoffnung, ein Stück akademischer Qualität der Hochschulbildung zurückzugewinnen. Dabei kann die TU Dortmund auf vielfältige und teils langjährige Erfahrungen mit Lehr-/Lernkonzepten zurückgreifen, die dem Formenkreis "Forschenden Lernens" zuzurechnen sind. Sie zeigen, dass die programmatische Schrift des Ausschusses für Hochschuldidaktik der Bundesassistentenkonferenz (BAK 1970) zu "Forschendes Lernen - wissenschaftliches Prüfen" (die als Gründungsdokument der Hochschuldidaktik in der Bundesrepublik Deutschland angesehen werden kann), keineswegs nur normatives Postulat geblieben ist. Projekte in der Raumplanung und im Bauwesen, Projektgruppen in der Informatik, die Gruppenarbeit in der Chemietechnik sind ebenso dazuzurechnen, wie der in Nachfolge zum Modellversuch "Berufspraktischen Halbjahr" entwickelte Ansatz, "Forschendes Lernen" im Theorie-Praxis-Modul in der Lehrerbildung zu realisieren. Das HDZ nimmt die Aktualität des "Forschenden Lernens" zum Anlass, den redaktionellen Teil des Journals Hochschuldidaktik diesem Thema zu widmen. Die Beiträge zeigen, dass "Forschendes Lernen" in vielen hochschuldidaktischen Projekten des HDZ lebendig ist. So waren die systematisch angelegten Beiträge von Wildt und Schneider am Anfang und am Ende einer Serie von Darstellungen zu einzelnen Projekten vielbeachtete Einlassungen auf einer Tagung zum "Forschenden Lernen" vom November vergangenen Jahres in Hamburg, auf der "Forschendes Lernen" in einem repräsentativen Fächerspektrum diskutiert wurde. Die Darstellung der einzelnen Vorhaben in der vorliegenden Journal-Ausgabe umfasst ebenfalls ein heterogenes Fachspektrum, in dem "Forschendes Lernen" angelegt werden kann: Maschinenbau (Jungmann/Schneider und Jahnke u.a.); Bauingenieurwesen (Junge); Anglistik und Erziehungswissenschaft (Kieserling u.a. und Koltermann); Rehabilitationswissenschaften (Fisseler/Seckler); Arbeitswissenschaft (Carell/ Schaller) sowie fachübergreifende Ansätze im Studium Fundamentale (Didion/Wiemer). Die Beiträge zeigen gleichzeitig die Reichweite des Konzepts in der Ausgestaltung des Studiums in verschiedenen Studienphasen und Lernformaten. Sie reichen von der Studieneingangsphase (Koltermann), über das Hauptstudium (Jungmann/Schneider), die Studienabschlussarbeiten (Junge), bis ins weiterbildende Studium (Carell/Schaller). Sie lassen sich in Formaten von Praxisstudien (Koltermann, Kieserling u.a.) genauso wie in blended learning- Szenarien (Carell/Schaller) wie auch im onlineteaching (Jahnke u.a. sowie Jungmann/Schneider) umsetzen. Einzelne Arbeiten sind in Kooperation mit dem HDZ entstanden (Jahnke u.a.; Jungmann/ Schneider; Didion/Wiemer), andere sind zum Teil durch das HDZ angeregt (Kieserling u.a.). Die Beiträge von Junge und Carell/Schaller entstammen der Ruhr-Universität Bochum aus Arbeitsbereichen, die eng mit dem HDZ zusammenwirken. Mit den Beiträgen will das HDZ zeigen, dass "Forschendes Lernen" nicht nur möglich ist, sondern in seiner Vielfalt der Umsetzungsmöglichkeiten Perspektiven einer Erneuerung des akademischen Lernens in der Hochschulbildung eröffnet. Das HDZ wird denjenigen Fakultäten und Einrichtungen, Lehrenden und Studierenden, die sich in dieser Perspektive für die Entwicklung des Qualitätslernens einsetzen, mit hochschuldidaktischem Rat und hochschuldidaktischer Tat zur Seite stehen. Dortmund, September 2009Johannes Wildt
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