Qualitative Forschungsmethoden und Strategische Kommunikation für Gesundheit, Inklusion und Teilhabe

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    Exemplification and stigmatization: how news stories affect stigma-related attitudes, emotional reactions, and behavioral intentions towards students with a disability
    (2024-09-20) Hastall, Matthias R.; Röhm, Alexander; Kotarski, Claudia; Meißner, Sina; Ritterfeld, Ute
    Students with intellectual or physical disabilities still face public and institutional stigmatization. The current study examines how different news portrayals of college students with a disability affect readers' stigma-related attitudes and behavioral intentions. A 2 × 2 × 2 × 2 full-factorial experiment was conducted, in which N = 767 respondents were presented a news article about a student with a disability. The article was manipulated regarding exemplar's type of disability, gender, socioeconomic status, and sexual orientation. All four tested exemplar characteristics and respondents' gender affected several dimensions of stigmatization, albeit often as interaction effects. Overall, findings indicate that story-unrelated characteristics of portrayed individuals affect readers' generalized stigma-relevant attitudes, emotional reactions, and behavioral intentions. Results are discussed regarding the likelihood for accidental stigmatization through journalistic exemplar choices, and regarding implications for a stigma-sensitive health communication and anti-stigma communication practice.
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    Ernährungskommunikation in Schwangerschaft und früher Kindheit: Erkenntnisse aus zwei Literaturreviews
    (2023-01-04) Hastall, Matthias R.; Nellen, Cosima; Röhm, Alexander; Lueg, Marie-Christin; Zensen-Möhring, Johannes; Eiser, Stefanie; Reiss, Katharina; Flothkötter, Maria
    Hintergrund: In der Schwangerschaft sowie im Säuglings- und Kleinkindalter werden entscheidende Weichen für die spätere Gesundheit gestellt. Das trifft in besonderem Maße auf die Ernährung zu. Unbestritten ist, dass Kommunikation eine wesentliche Rolle dabei spielt, ob ernährungsbezogene Präventionsprogramme erfolgreich sind bzw. sein können. Ziel der Arbeit: Ziel dieser Arbeit war es, den internationalen Forschungsstand zu kommunikationsbasierten ernährungsbezogenen Interventionen bei Schwangeren, jungen Familien und Kindern im Alter bis 36 Monate aus einem kommunikationswissenschaftlichen Blickwinkel zu analysieren. Erhoben wurde, welche Kommunikationsstrategien im Kontext der Ernährungskommunikation erfolgreich waren und welche nicht. Material und Methoden: Zwei Reviews des internationalen Forschungsstands zu kommunikativen Interventionen im Kontext der Ernährung in Schwangerschaft und früher Kindheit wurden durchgeführt: Ein Scoping Review von 187 Übersichtsarbeiten sowie ein systematisches Review von 65 Einzelstudien mit einem mittleren oder hohen Evidenzgrad. Ergebnisse: Obwohl sich keine Übersichtsarbeit fand, in der verschiedene kommunikative Zugänge im Detail diskutiert wurden, ergab das Scoping Review viele Hinweise auf Erfolgsfaktoren und Barrieren ernährungsbezogener Interventionen. Das systematische Review der Einzelstudien illustrierte u. a. die wichtige Rolle interpersoneller Ansprachen (z. B. durch Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, Frauenärztinnen und -ärzte, Hebammen), sowohl einzeln als auch ergänzend zu massenmedialen, digitalen (z. B. Apps) oder Social-Media-Interventionszugängen. Schlussfolgerung: Verschiedene kommunikative Zugänge der Ernährungskommunikation werden bislang unzureichend in der nötigen Differenziertheit diskutiert und sind überwiegend schlecht in der Literatur dokumentiert. Ein gesicherteres und umfangreicheres Wissen über evidenzbasierte Kommunikationsstrategien im Kontext von Schwangerschaft und früher Kindheit ist nötig, wenn ernährungsbezogene Präventionsprogramme erfolgreich sein sollen.
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    Widerstände gegen Präventionsmaßnahmen während der COVID-19-Pandemie: Ursachen und Strategien für ihre Minimierung
    (2022-06-20) Hastall, Matthias R.; Scherenberg, Viviane
    Hintergrund: Während der COVID-19-Pandemie („coronavirus disease 2019“) kam es immer wieder zu Widerständen gegenüber nachweislich wirksamen Präventionsmaßnahmen. Eine solche durch Verärgerung und negativen Kognitionen gekennzeichnete „Reaktanz“ erleben Menschen (gemäß der psychologischen Reaktanztheorie) bei einer wahrgenommenen Bedrohung subjektiv wichtiger Freiheiten oder wahrgenommenen Versuchen, ihre Einstellungen oder ihr Verhalten zu ändern. Fragestellung: Der vorliegende Beitrag beleuchtet die Rolle defensiver Prozesse im Kontext der COVID-19-Pandemie aus der Perspektive einer evidenzbasierten und abwehrsensiblen Risiko- und Krisenkommunikation. Nach einem Überblick über wesentliche Auslöser und Ausprägungen werden Möglichkeiten zur Minimierung von Abwehr diskutiert. Ergebnis: Widerstände sind in einem gewissen Umfang immer zu erwarten, lassen sich aber durch bestimmte formale und inhaltliche Gestaltungen der Informationen minimieren. Hierzu zählen beispielsweise eine professionelle Anmutung, eine respektvoll wertschätzende und stigmasensible Grundhaltung, eine positive und selbstwirksamkeitsstärkende Ansprache sowie eine Vermeidung emotional überfordernder Informationen wie z. B. stark negative emotionale Appelle oder starkes Verlust-Framing. Schlussfolgerung: Akteure sollten müssen sich darüber im Klaren darüber sein, dass Abwehrmechanismen durch die Kommunikation sowohl gefördert als auch reduziert werden können. Sie sollten wesentliche Auslöser hierfür kennen und durch eine konsistente, verständliche und adressatengerechte Kommunikation dazu beitragen, Unsicherheiten, Widerstände und Irritationen zu vermeiden.
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    Wohnungsnot, Geschlecht und Gesundheit
    (2023) Finzi, Jan A.; Hastall, Matthias; Ritterfeld, Ute
    Wohnungsnot ist eine der sozialen Fragen unserer Zeit; dennoch besteht ein erheblicher Forschungsbedarf. Insbesondere die der Wohnungsnot inhärenten Stigmatisierung von Wohnungsnot und deren Prozesse sind bisher in ihrem Umfang nicht erfasst. Aufbauend auf einer ausführlichen und detaillierten theoretischen Betrachtung liefert die vorliegende Arbeit eine in Art und Umfang bisher einmalige Multi-Methoden-Untersuchung der Stigmatisierung von Wohnungsnot. Im theoretischen Teil werden unter anderem das dreifache Potential der benützten und der Arbeit zugrundeliegenden Intersektionalen Mehrebenenanalyse nach Winker und Degele (2009) – als Ordnungsrahmen für Wohnungsnot, als theoretischer methodologischer Rahmen der Arbeit sowie als Implikation für das methodische Vorgehen – und die vier von Pryor und Reeder (2011) definierten Manifestationen von Stigmatisierung erläutert. Im Fokus der vorliegenden Untersuchung stehen die Kategorien Geschlecht und Gesundheit sowie deren Auswirkungen auf die Öffentliche und Strukturelle Stigmatisierung von Wohnungsnot – und demnach die Teilhabe von Menschen in Wohnungsnot. Die Multi-Methoden-Untersuchung besteht über zwei Zugänge – Öffentliche Stigmatisierung und Strukturelle Stigmatisierung – aus vier Studien: (I) Eine experimentelle Untersuchung (N = 846) bestätigt mittels verschiedener Interaktionseffekte eine größere Öffentliche Stigmatisierung von Frauen in Wohnungsnot sowie von alkoholabhängigen Menschen in Bezug auf die jeweilige Vergleichsgruppe. Menschen mit psychischen Krankheiten hingegen werden im Vergleich zu Menschen ohne psychische Krankheiten weniger stigmatisiert. Die als Mehrphasen-Mixed-Methods-Design konzipierte Untersuchung der Strukturellen Stigmatisierung besteht aus drei Studien. (II) Die qualitative Dokumentenanalyse von Hilfeplänen (n = 40) erbringt im Ergebnis ein Codebuch,welches wiederum die Grundlage (III) der quantitativen Dokumentenanalyse dieser Hilfepläne (N = 277) ist. (IV) Eine mit verschiedenen Akteur:innen des Hilfesystems durchgeführte Leitfaden-Studie (N = 18) kontextualisiert die gewonnenen Ergebnisse abschließend. Auch wenn keine direkte Strukturelle Stigmatisierung beobachtet werden kann, kann die Persistenz der Stigmatisierung von Wohnungsnot festgestellt werden. Der Strukturellen Stigmatisierung des Hilfesystems sind insbesondere Männer in Wohnungsnot sowie Personen mit Drogen-/Suchtmittelkonsum ausgesetzt. Die Ergebnisse der vier Studien zeichnen ein komplexes Bild der Stigmatisierung von Wohnungsnot. Klar ersichtlich ist der Mehrwert einer intersektionalen Betrachtung von Wohnungsnot und die Notwendigkeit, Stigmatisierung in ihren verschiedenen Manifestationen zu betrachten. Die Kategorien Geschlecht und Gesundheit haben dabei einen entscheidenden Einfluss auf die teils konträre Stigmatisierung von Wohnungsnot. Gleichzeitig bestätigen die Ergebnisse die Bedeutung von Kontakt und dem Verhalten der Menschen in Wohnungsnot für Stigmatisierungsprozesse. Zur Reduktion der Strukturellen Stigmatisierung sind das Hilfesystem der Wohnungslosenhilfe sowie deren Akteur:innen, maßgeblich verantwortlich für die Teilhabe von Menschen in Wohnungsnot, gefordert, sich mit der Kategorie Geschlecht und deren Auswirkungen auseinander zu setzten.
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    Applying the mixed-blessings model and labeling theory to stigma in inclusive education: an experimental study of student and trainee teachers’ perceptions of pupils with ADHD, DLD, and intellectual disability
    (2022-10-26) Röhm, Alexander; Grengel, Michelle; Möhring, Michélle; Zensen-Möhring, Johannes; Nellen, Cosima; Hastall, Matthias R.
    Institutional and individual stigmatization represent major barriers that prevent children with disabilities from accessing education. It can be presumed that children with disabilities are labeled as such even in inclusive educational settings and that teachers’ attitudes toward inclusive education and children with disabilities play a crucial role in this context. Against this background, the present study aims to (a) apply and conceptualize the mixed-blessings model in the context of stigma-related reactions to children’s disability labels in inclusive education and (b) shed light on the causal attributions of teachers that underlie stigma-related attitudes toward children with various disabilities. A 3 × 2 × 2 × 2 × 2 online experiment examined the ways in which disability-specific causes and symptoms, the type of disability in question, the children’s sex, and efficacy cues regarding educational efforts affect future teachers’ attitudes toward and expectations of inclusive education as well as their social distance toward children with disabilities. The participants in this experiment were N = 605 German student and trainee teachers representing different types of teaching professions. A multivariate analysis of variance (MANOVA) revealed that, in particular, the cause attributed to the disability, the depicted type of disability and the probability of learning success led to changes in attitudes. Respondents’ teaching self-efficacy and their status as students or trainees emerged as moderators of the effect of pupils’ type of disability. As a result, teacher education and training as well as communication regarding pupils with disabilities require a high degree of sensitivity to disability-specific and efficacy-related cues to prevent (accidental) professional or institutional stigmatization.
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    Die Rolle moralischer Intuitionen für die Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung: Eine Multi-Methoden-Untersuchung im Kontext der Erwerbsarbeit
    (2021) Möhring, Michélle; Hastall, Matthias R.; Ritterfeld, Ute
    Menschen mit Behinderung werden im Erwerbskontext häufig als nicht leistungsfähig stereotypisiert und erfahren Vorurteile aufgrund ihrer Behinderung, was eine eingeschränkte Teilhabe von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt zur Folge hat. Aus einer sozialpsychologischen und soziokulturellen Perspektive sind moralische Mechanismen für ebendiese Stigmatisierungsprozesse relevant. Die Berücksichtigung von Moral im Kontext der Stigmatisierung kann helfen, die Perspektive der stigmatisierenden Personen besser zu verstehen. In der vorliegenden Arbeit wird daher die moralpsychologische Moral Foundations Theory (MFT; Haidt & Joseph, 2004) im Kontext der Stigmatisierung angewandt. Die Theorie schlägt sechs intuitionsbasierte moralische Grundlagen menschlicher moralischer Urteile vor: Fürsorge, Fairness und Freiheit (individuelle Grundlagen) sowie Loyalität, Autorität und Reinheit (bindende Grundlagen). Für die vorliegende Multi-Methoden-Untersuchung des Einflusses moralischer Intuitionen auf die Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung im Erwerbskontext werden drei Ebenen berücksichtigt: (1) Die Ebene der öffentlichen Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung im Erwerbskontext (allgemeine Ebene; Studie 1), (2) die Ebene der Wahrnehmung potentieller Bewerberinnen und Bewerbern mit Behinderung im Bewerbungskontext (strukturelle Ebene; Studie 2) und (3) die Ebene der individuellen Wahrnehmung von Personalverantwortlichen auf dem ersten Arbeitsmarkt (psychologische Ebene; Studie 3). In Studie 1 nahmen N = 1033 Studierende an einem mehrfaktoriellen Paper-And-Pencil-Experiment im 2 × 2 × 6 – Between-Subjects-Design teil, um den Einfluss moralischer Intuitionen und eines MFT-basierten Framings auf die öffentliche Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung in und durch mediale Darstellungen zu untersuchen. In Studie 2 wird der Einfluss moralischer Intuitionen auf die Stigmatisierung von potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern mit Behinderung im Bewerbungsprozess untersucht. An dem mehrfaktoriellen Paper-And-Pencil-Experiment im 2 × 2 × 2 × 3 – Between-Subjects-Design nahmen N = 802 Studierende aus wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen teil. In Studie 3 wurden N = 109 Personalverantwortliche deutscher Unternehmen in einer Mixed-Methods-Umfrage unter anderem zu ihren moralischen Intuitionen und Wertevorstellungen, ihrer Wahrnehmung von Bewerberinnen und Bewerbern mit verschiedenen Distinktionsmerkmalen und ihren Gründen für oder gegen deren Beschäftigung befragt. Es wurde untersucht, inwiefern sich die Argumentationen der Personalverantwortlichen auf ihre moralischen Intuitionen zurückführen lassen. Die Ergebnisse der drei Studien zeigen, dass moralische Intuitionen im Sinne der MFT auf den drei genannten Ebenen eine wichtige Rolle spielen. Die Zusammenführung von Stigma- und Moraltheorie birgt das große Potential, die stigmatisierenden Personen besser zu verstehen und hierauf aufbauend stigmasensible und zielgruppenspezifische Interventionen zur Destigmatisierung von Menschen mit Behinderung im Erwerbskontext zu generieren.