Allgemeine Soziologie

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    Erfahrungswissen auf Reisen
    (2024) Nowodworski, Pao; Poferl, Angelika; Reichertz, Jo
    Die eingereichte Dissertation „Erfahrungswissen auf Reisen. Eine ethnographische Untersu-chung zum kommunikativen Umgang mit Menschen mit diagnostizierten Autismus-Spektrum-Störungen“ ist eine soziologische Ethnographie des kommunikativen Umgangs mit der medi-zinischen Kategorie Autismus-Spektrum-Störungen (kurz: ASS). Zentral geht es um die Be-antwortung der Frage, welches Wissen, welche Deutungsmuster und welche Handlungsstrate-gien involvierte Expert*innen aus den Bereichen Familie, Pflege, Betreuung und Therapie her-anziehen, um mit Menschen mit der Diagnose ASS umzugehen. Dabei wird insbesondere ein Fokus auf die Rolle von Erfahrungswissen gelegt und das Verhältnis dieser Wissenskategorie innerhalb und zwischen involvierten Feldern untersucht. Zudem werden Fremdheits- und Ver-trautheitsbilder über den Umgang mit ASS auf Basis subjektorientierter Analysen rekonstru-iert. Der theoretische Unterbau der Arbeit folgt einem wissenssoziologischen Verständnis mit handlungstheoretischer Ausrichtung. Zur empirischen Erhebung subjektiver Perspektiven in unterschiedlichen Feldern wird eine Kombination aus einer Lebensweltanalytischen Ethnogra-phie und Multi-Sited Ethnography durchgeführt. Die Phänomenologie und die wissenssozio-logische Hermeneutik dienen dabei als Auswertungsmethoden. Im Hauptteil der Arbeit wer-den Fallanalysen der Forschungsfelder Familie, Pflege, Betreuung und Therapie durchgeführt. Dabei werden die feldinternen Handlungstypen und Gewissheiten kleiner Lebenswelten re-konstruiert. Die Entwicklung individuell zugeschnittener Handlungsstrategien, deren Hand-lungsentwürfe in einen objektivierbaren Handlungszusammenhang aller Felder gesetzt werden kann, beschreibt eine zentrale Erkenntnis der Dissertation, die in der Ergebnisdiskussion näher erläutert wird.
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    Wie stellen Zentren für LehrerInnenbildung an Universitäten Ergebnisse aus Evaluationsaktivitäten auf ihrer Vorder- und Hinterbühne dar?
    (2022) Horlacher, Thilo; Wilkesmann, Uwe; Leisyte, Liudvika
    Die vorliegende Ethnografie untersucht, wie Zentren für LehrerInnenbildung (ZfL) an Universitäten in Nordrhein-Westfalen Ergebnisse aus Evaluationsaktivitäten unterschiedlichen Publikumsgruppen auf unterschiedlichen Organisationsbühnen inszenieren. Die Untersuchung erfolgt am Fall des Programms ‚Praxissemester‘ im Lehramtsstudium. Dabei versucht die vorliegende Arbeit zu rekonstruieren, welches Problemlösungshandeln für die Akteure als rational gilt und welche Strategien verwendet werden. Mit Rekurs auf Erving Goffman wird versucht, die Relation von Vorder- und Hinterbühne der Organisation zu explorieren. Methodisch greift die Untersuchung mittels Grounded Theory auf online-positionierte Evaluationsberichte sowie soziale Situationen vor einem außeruniversitären Stakeholder-Publikum des Lehramts zu. Ebenso wird der Frage nachgegangen, wie organisationsinterne Anforderungen an Zentren mit den Eigen- bzw. Stakeholderinteressen strategisch in Einklang gebracht werden. Hierbei lassen sich vier aufgefundene Problemlösungsstrategien rekonstruieren, die auf Interviewmaterial mit EvaluatorInnen von universitären Zentren in NRW basieren. Das Ergebnis verweist darauf, dass die untersuchten Teilorganisationen der Hochschule ein typisches Problemlösungshandeln vornehmen, welches im Spannungsverhältnis zwischen Dienstleistung und Wissenschaft angesiedelt ist. Es zeigt sich dabei auch, dass die Problemlösungen hauptsächlich wissenschaftszentriert erfolgen. Die Untersuchung kommt zu folgendem Ergebnis: Je mehr unterschiedliche Bühnen-Anforderungen organisatorisch bedient werden müssen, umso stärker weichen die Zentren vom Idealtypus einer Evaluation ab – verstanden als bewertendes Verfahren. Anstelle dessen treten anforderungsspezifische Darstellungsformate, die versuchen, Legitimität zu erzeugen. Dadurch sollen vorhandene Kopplungsprobleme der beteiligten Programmakteure durch Kooperationsversuche behoben werden.
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    Alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung unter Beachtung der Heterogenität des Alters
    (2021) Stiel, Janina; Naegele, Gerhard; Rüßler, Harald
    Alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung unter Beachtung der Heterogenität des Alters Es ist sowohl ein politisches Ziel als auch der Wunsch älterer Menschen, möglichst lange selbstständig und selbstbestimmt im vertrauten Wohnumfeld leben zu können. Deshalb beschäftigen sich u.a. die Ökologische Gerontologie als auch multidisziplinäre Konzepte für die kommunale Praxis mit der Frage, wie gute Umwelten für das Altern bzw. alter(n)sgerechte Quartiere gestaltet sein sollten. In Anbetracht der zunehmenden Heterogenisierung des Alters kann es darauf keine einfachen Antworten geben. In Verknüpfung von öko- und sozialgerontologischen Perspektiven wird gefragt: Was kennzeichnet ein „alter(n)sgerechtes“ Quartier, welches der Heterogenität seiner älteren Bewohner*innen gerecht wird? Die vorliegende Studie ist eine Sekundäranalyse einer quantitativen Befragung der ab 60-Jährigen Bewohner*innen eines Gelsenkirchener Quartiers (n=424). Das Referenzquartier Schalke ist ein benachteiligtes Quartier im Ruhrgebiet und stellt damit eine besondere Herausforderung für die Entwicklung alter(n)sgerechter Umwelten dar. Insgesamt wird für neun Handlungsfelder von Quartiersentwicklung (Wohnen, Gemeinschaft/Nachbarschaft, Infrastruktur Alltag, Infrastruktur Gesundheit und Pflege, Mobilität, öffentlicher Raum, Partizipation/Engagement, Information/Kommunikation, Inklusion) nach sechs Differenzkategorien (Geschlecht, Mehrheitsbevölkerung/Minderheit, soziale Schicht/ Einkommen, Lebensphase/Alter, Haushaltsgröße/Familienstand, Gesundheit) analysiert, ob und worin Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Bedarfen und Interessen der Bewohner*innen an ein gutes Leben im Quartier bestehen. Im Ergebnis werden u.a. Handlungsempfehlungen für die kommunale Praxis präsentiert, welche mehrheitsrelevanten oder spezifischen Maßnahmen für bestimmte Subgruppen in welchen Handlungsfeldern angezeigt sind, um eine gute Person-Umwelt-Passung nicht nur für bestimmte „Gruppen“ Älterer herzustellen. Die Verknüpfung der ökogerontologischen Modelle mit den Praxiskonzepten alter(n)sgerechter Quartiersentwicklung und mit der Sozialen Gerontologie erweist sich als fruchtbar und reiht sich in andere aktuelle Ansätze ein, Altern wieder stärker im Raum zu kontextualisieren.
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    Moden in der Hip-Hop-Szene: eine ethnographische Studie über die Bedeutung und Dynamik von Modestrukturen
    (2018) Krause, Marco; Hitzler, Ronald; Kimminich, Eva
    Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Thema der szenespezifischen Moden. Mode soll hier verstanden werden, als eine Tendenz der Nachahmung eines bestimmten Musters (vgl. Simmel 1905, S. 11). Der Kern dieser Forschungsarbeit besteht daraus, anhand einer ethnographischen Studie das szenespezifische Modephänomen im Kontext der Hip-Hop-Szene in seinen Strukturen abzubilden und dessen Facetten, Bedeutungen und Differenzierungen aufzudecken, um daran anknüpfend aufzuzeigen, welche Produkte beziehungsweise Produkteigenschaften die Szene-Mitglieder als Mode deklarieren und konsumieren und welchen Stellenwert dieses Phänomen innerhalb der Szene einnimmt. Die übergreifende Zielstellung bildet dabei die Generierung eines differenzierteren Betrachtungsansatzes des Modephänomens, welcher auf die Vergemeinschaftungsform der Hip-Hop-Szene bezogen ist und deren innere Strukturen und Facetten berücksichtigt. Eben diese Darstellung erfolgt hierbei anhand von Moden, die im Sinne Goffmans das Erscheinungsbild des jeweiligen Szene-Mitglieds formen (vgl. Goffman 1969, S. 25). Anderen Formen der Mode, die beispielsweise auf der Anwendung etwaiger Methoden zur Durchführung szenespezifischer Aktivitäten oder aber rhetorischer Mittel, wie etwa verschiedene Sprüche oder Phrasen, basieren, fanden im Rahmen dieser Arbeit lediglich Erwähnung, wurden jedoch nicht in den Fokus der Analyse gerückt. Um dieses Vorhaben zu realisieren wurde ein auf dem Forschungsprogramm der Ethnographie fußendes, exploratives Forschungsdesign entworfen und angewandt. Dieses setzte sich aus verschiedenen Verfahren der Datenerhebung und der Datenanalyse zusammen. Als Methoden der Datenerhebung dienten die teilnehmende Beobachtung, die beobachtende Teilnahme und leitfadengestützte Interviews (vgl. Honer 2011b; vgl. Honer 2011d; vgl. Hitzler, Eisewicht 2016). Zudem wurde Datenmaterial aus verschiedenen szenespezifischen Medien erhoben und der Datenanalyse zugeführt. Als übergreifende Methode der Datenanalyse wurde die reflexive Grounded Theory verwendet (vgl. Breuer 2009 und 2017). Ergänzt wurde dieses Hauptverfahren der Datenanalyse um zwei weitere Kodierverfahren. So fungierte eine hermeneutisch orientierte Form der Feinkodierung als nachgelagerte Tiefenanalyse der identifizierten Schlüsselstellen des textbasierten Datenmaterials (vgl. Breuer et al. 2017, S. 52 ff., S. 55; vgl. Breuer 2009, S. 44 ff., S. 81; vgl. Kurt 2004, S. 243 ff.). Hingegen wurde für die tiefergehende Analyse des verwendeten Bildmaterials auf die visuelle Grounded Theory als Instrument der Datenanalyse zurückgegriffen (vgl. Mey, Dietrich 2016; vgl. Dietrich, Mey 2018). So konnten durch dieses aufeinander Beziehen der unterschiedlichen Daten und Methoden offene Fragen sowie vorläufige Befunde auch in Relation zu anderen Daten und unter Verwendung verschiedener Analyse-Verfahren betrachtet werden und führten so zu neuen Erkenntnissen beziehungsweise zum Erkennen und Reflektieren von vorliegenden Lücken im Datenmaterial, welchen dann wiederum durch eine gezielte Datenerhebung im Rahmen des Theoritical Samplings nachgegangen werden konnte (vgl. Hitzler 2000a, S. 21; vgl. Burzan 2016, S. 54, S. 56). Unter Anwendung dieses Forschungsdesigns konnten grundlegende Merkmale, die das Modephänomen kennzeichnen herausgestellt und in Relation zueinander abgebildet werden. Dabei wurden im Rahmen des Forschungsprozesses zwei Kernkategorien identifiziert, die das Phänomen der Mode im Kontext der Hip-Hop-Szene rahmen. Bei diesen Kernkategorien handelt es sich um die szene-interne Struktur und den szenespezifischen Produktkonsum. So stellt auf der einen Seite die szene-interne Struktur den Raum bereit, in dem sich das Modephänomen etabliert und vollzieht beziehungsweise seine Dynamik ausprägt. Hingegen stellt auf der anderen Seite die Kernkategorie des szenespezifischen Produktkonsums den Inhalt bereit, der die Mode als solche erst erkenntlich und konsumierbar macht. Das heißt, im Bereich des szenespezifischen Produktkonsums bilden sich etwaige Formen der Produktdifferenzierungen aus, die die Grundlage für die Ausprägung eines Vorgänger-Nachfolger-Schemas darstellen, welches sich in der Szene beziehungsweise in Teilen der Szene vollzieht. Diese Produktdifferenzierungen können dabei verschiedene Grundformen aufweisen. In der vorliegenden Arbeit wurde hierbei zwischen den Formen der Produktkombination, der Produktausrichtung und der Produktnuancierungen unterschieden. Produktnuancierung meint hierbei die Variation des Produktes in verschiedenen Produktdimensionen, wie beispielsweise der Länge, der Breite, der Marke oder der Farbe. Das aus diesen Produktdifferenzierungen resultierende Vorgänger-Nachfolger-Schema bildet dabei den strukturellen Ausgangspunkt für die Etablierung einer szenespezifischen Mode. Grundlegend hierfür ist der Aspekt, dass dieses Schema auf einer Tendenz der Nachahmung basiert. Das heißt, dass ein vorgegebenes Konsummuster durch verschiedene Szene-Mitglieder nachgeahmt wird. Dabei ist die Legitimität einer Nachahmung innerhalb der Hip-Hop-Szene stark abhängig von der strukturell bedingten Relation zwischen dem Akteur, der das entsprechende Konsummuster vorgibt und dem Szene-Mitglied, welches dieses nachahmt. Ebenso ist auch der Grad beziehungsweise die Intensität der Nachahmung eines vorgegebenen Konsummusters von entscheidender Bedeutung für die Ausprägung eines legitimen und anschlussfähigen Konsumstils. So gilt beispielsweise das vollständige Kopieren des Konsumstils eines anderen Szene-Mitglieds als illegitim und wird szene-intern entsprechend sanktioniert. Hingegen gilt das bloße Aufgreifen und Integrieren eines einzelnen fremden Konsum-Aspekts in den eigenen individuellen Stil eines Szene-Mitglieds durchaus als legitim und kann mitunter wiederum den Ausgangspunkt für eine Produktdifferenzierung bilden, die zu einer neuen Mode deklariert wird. Das heißt, die Tendenz der Mode wird im Laufe des szene-internen Durchdringungsprozesses entlang der szene-internen Strukturen und Relationen der verschiedenen Wirkungsbereiche überformt und dadurch differenziert. Auf diese Weise kommt es zur Ausbildung von subgruppenspezifischen Ausprägungen der entsprechenden Mode, mit einer je eigenen Dynamik. Somit konnte übergreifend betrachtet festgehalten werden, dass sich die Bedeutung, die Relevanz sowie die Struktur, die Dynamik und der produktbasierte Inhalt einer Mode entlang der internen Strukturen der Hip-Hop-Szene aufgliedern und so jeweils differenzierte Ausprägungen eben dieser hervorbringen.
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    Die soziale Organisiertheit und Organisierbarkeit von Interessen(freiheit) – Der Fall der managerialen Governance akademischer Lehrtätigkeit
    (2016) Schmid, Christian Johann; Wilkesmann, Uwe; Rowold, Jens
    Welchen (un)intendierten Einfluss haben ‚Organisationen‘ auf das soziologisch begründbare Interesse ihrer Mitglieder, Dinge erstens überhaupt und zweitens in bestimmten Erledigungs-Modi zu tun? Diese übergreifende Fragestellung wird in der Form einer theoretischen ex post-Reflektion bzw. Reinterpretation mehrjähriger empirischer Forschung zur ‚managerialen Governance akademischer Lehrtätigkeit‘ an deutschen Hochschulen beantwortet. Dazu wird vorwiegend auf die bourdieusche Sozialtheorie im Allgemeinen und dessen Interesse(n)-Begriff im Speziellen rekurriert, um zunächst zu rekonstruieren, wie die akademische Lehrpraxis nolens volens – d.h. ohne oder jenseits gezielter Interventionsmaßnahmen durch ein Hochschul-Management – schon immer sozial organisiert ist. Darauf aufbauend werden dann forscherische Erkenntnisse und (Praxis-)adäquate Vorschläge zur sozialen Organisierbarkeit des Interesses von ProfessorInnen zu lehren, wie sie lehren, diskutiert. Im Sinne Bourdieus gilt es dabei die axiomatischen Reduktionen und Auslassungen jener ‚ökonomischen‘ (Organisations-)Theorien zu identifizieren, zu kompensieren oder zu vermeiden, welche ideologisch dafür instrumentalisiert wurden, die bisherige Hochschulbinnenorganisations-Reform nach Maßgabe des New Public Management (NPM) zu gestalten. Mit der vorliegenden Abhandlung ergeben sich dann auch organisationssoziologische Verallgemeinerungsprofite durch Denkfiguren, welche zwar am spezifischen Fall der ‚Hochschulorganisation‘ entwickelt bzw. auf diesen angewendet wurden und dennoch darüber hinwegverweisen sollen: eine ‚Soziologie der Organisation von Interessen(freiheit)‘.
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    Subjektive und gesellschaftliche Aspekte von Traumatisierungsprozessen in Bezug auf die NS-Zeit
    (2014-08-05) Schiffer, Annedore; Stallberg, Friedrich Wilhelm; Bauer, Brigitte
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    Die unterstellten Wirkungen der universitären Steuerungsinstrumente
    (2012-04-09) Friedrichsmeier, Andres; Metz-Göckel, Sigrid; Schimank, Uwe
    Die Universitäten werden seit etwa 1990 mit neuen Instrumenten gesteuert: Zielvereinbarungen, ökonomischen Incentives u.a.m. Der Reformprozess ist nicht beendet, die neuen Instrumente werden meist nach wenigen Jahren weiter reformiert. Was die Beteiligten als Belastung erleben, fordert auch konzeptionell heraus: Welche Effekte sind von Instrumenten zu erwarten, wenn die Zeit zur Wirkungsentfaltung fehlt? Wieso tritt die Dauerreform auf, wie kann man mit ihr umgehen und wie wirkt sie sich aus? Antworten werden über eine Sortierung der Steuerungskonzepte und eine Studie zur Selbststeuerung der Fächer zusammengetragen. – Inhalt – Die fortgesetzte Reform der Steuerungsinstrumente führt dazu, dass man allein über die formal eingesetzten Instrumente kein aussagekräftiges Bild über die Organisationsreform an den Hochschulen erhält. Die Arbeit identifiziert ersatzweise einen konzeptionellen Kern der vielfältigen Reformen: New Public Management und die Ansätze der Neuen Institutionenökonomik. Betrachtet wird, wie diese Ansätze parallele Reformen in anderen öffentlichen Sektoren sowie in anderen OECDStaaten anleiten. Ferner werden die Zusammenhänge mit der Abkehr vom klassischen Bürokratiemodell und Legitimationsproblemen staatlicher Politik beleuchtet. Der gefundene konzeptionelle Kern neuer Hochschulsteuerung wird anschließend mit alternativen ökonomischen, motivationspsychologischen und soziologischen Konzepten abgeglichen. Organisationssoziologisch werden u.a. verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie, Neo-Institutionalismus, Systemtheorie, situationistischer Strukturansatz sowie die Debatte über Governance-Mechanismen diskutiert. Der Theorievergleich deckt erste mutmaßliche Ursachen für die Dauerreform der Hochschulorganisation auf; darüber hinaus trägt er steuerungskonzeptionelle Widersprüche und Lücken zusammen. Um den gefundenen Lücken sowie der Dauerreform steuerungspraktisch Rechnung tragen zu können, wird ein theoriegeleitetes Sortierschema von Wirkungsannahmen vorgeschlagen. Es dient der Klärung und Einordnung der jeweils mit den Instrumenten verbundenen impliziten und expliziten Wirkungsannahmen. Das Schema wird am Beispiel der drei Steuerungsinstrumente Zielvereinbarung, Evaluation und leistungsorientierte Mittelverteilung spezifiziert. Die geleistete Klärung von Steuerungsinstrumenten über die Offenlegung der jeweils zugehörigen Wirkungsvorstellungen verfolgt neben dem wissenschaftlichen ein steuerungspraktisches Ziel: Sie soll der für den Reformprozess charakteristischen Überschätzung der jeweils neuesten Instrumente entgegen wirken und eingesetzt werden können, um steuerungspolitische Profilierung durch Scheininnovationen zu behindern. Auf diesem Weg lässt sich sich die Dauerreform potenziell entschleunigen. Die daran anschließende empirische Untersuchung zeigt, dass die bisherige Dauerreform von vielen Beteiligten auf der Fakultätsebene als starke Arbeitsbelastung erlebt wird. Gleichzeitig finden sich weitere Hinweise, dass die Dauerreform in absehbarer Zeit kaum zu beenden sein wird: Hochschulpolitik bearbeitet mit ihr Legitimationsprobleme. Bereits die theoretischen und konzeptionellen Kapitel arbeiten heraus, dass gängige Steuerungsinstrumente z. T. nicht in jener Form wirksam sein können, die überwiegend unterstellt wird. Die Empirie dieser Arbeit bestätigt dies – etwa über den Befund, dass Hochschulmitglieder jene Anreize, mit denen die Hochschulleitung oder die Wissenschaftspolitik ihr Verhalten steuern wollen, gar nicht konkret benennen können. Solche Anreize können deshalb von den Hochschulmitgliedern auch nicht zur rationalen Grundlage ihrer arbeitsbezogenen Abwägungen gemacht werden. Um die Wirkung von neuer Steuerung weiter aufklären zu können, werden leitfadengestützte Experteninterviews mit Beteiligten an ausgewählten Physik- und Pädagogikfakultäten an drei Universitäten geführt. Im Rahmen der Interviewauswertung wird eine Topografie rekonstruiert, die die typischen Signifikationen von Akteuren und von Handlungsorten in ein Gesamtbild stellt. Zu den weiteren Ergebnissen der Empirie gehört, dass die Beurteilung von Steuerung perspektivabhängig ist und nicht primär über individuelle Einstellungsmuster erklärt werden sollte. Alle befragten Organisationsexperten auf Fächerebene operieren sowohl mit modernistischer als auch auf ältere Hochschultraditionen bezogener Logik. Auf Fächerebene zeigt sich also eine umfassende Koexistenz von neuer und alter Steuerung. Klassische regulative Mechanismen wie Kollegialitätsnorm, Reputation oder Statusgruppeneinteilung erweisen sich weiterhin als relevant. Sogar institutionelle Mischlösungen werden identifiziert, darunter „Ad hoc-Gremien“. Konzeptionelle Lücken und Widersprüche spielen also in der Steuerungspraxis z.T. eine produktive Rolle. Auch mit diesem Befund will die Arbeit Reflexionswissen für die Steuerungspraxis anbieten: Hinter den Erwartungen zurückbleibende Reformwirkungen sind nicht allein auf Implementationsmängel und bösen Willen von Beteiligten zurückzuführen und lassen sich nur eingeschränkt durch weitere Reform der Reform beseitigen
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    Hochschulbildung und unternehmerische Rationalität
    (2011-09-12) Höcker, Marc; Metz-Göckel, Sigrid; Meuser, MIchael
    Unter den gegenwärtigen gesamtgesellschaftlichen Veränderungen, die oftmals mit den Schlagwörtern „Wissensgesellschaft“ und „Globalisierung“ verbunden werden, sehen sich die Hochschulen vor neue An- und Herausforderungen gestellt. Damit die Hochschulen ihre Funktion in der „globalisierten Wissensgesellschaft“ angemessen erfüllen können, bedarf es nach Meinung der InitiatorInnen und ProtagonistInnen der gegenwärtigen Reform des Hochschulwesens, eines ubiquitären Wettbewerbs, eines professionelles Hochschulmanagements und effizienter Leitungsstrukturen. Die Implementierung neuer Steuerungsinstrumente, die den Kriterien betriebswirtschaftlicher Unternehmensführung entlehnt sind, zeugt von einer tiefgreifenden Transformation. Zielvereinbarungen, Ranking, Kosten-/Nutzen- Rechnungen, Controlling, Effizienzmessungen, Berichtswesen, Budgetierung, Benchmarking etc. bilden den neuen Gestaltungswillen der Organisation des Hochschulsektors. Auch die Hochschul( aus)bildung erfährt im Zuge des Bologna-Prozesses eine deutliche Akzentverschiebung. Die Forcierung von Konzepten wie beispielsweise Employability verweist auf einen Bedeutungsverlust der Persönlichkeitsbildung zugunsten einer Aufwertung der Berufsvorbereitung als Ziel der hochschulischen Bildung. Von den ApologetInnen eines am humanistischen Bildungs- und Universitätsideal orientierten Hochschulsystems wird die Hochschul- und Studienstrukturreform als eine „Ökonomisierung der Wissenschaften“ und ein „Ausverkauf der Bildung“ kritisiert. Die Auslieferung des Hochschulsektors an kurzfristige gesellschaftliche Erfordernisse und wirtschaftliche Verwertungsinteressen, so die Befürchtung, ziehe den Verlust des humanistischen Ideals einer zur kritischen Reflexion befähigenden und am Gemeinwohl orientierten Bildung nach sich. Die vorliegende Untersuchung geht von der Annahme aus, dass die Berufung auf eine „echte“ und „ursprüngliche“ Bildungsidee, auf Bildung als Selbstzweck oder als Wert an sich, wie sie insbesondere durch die Humboldtschen Ideale formuliert worden ist, nicht als Maßstab gegen ihre missbräuchliche Vereinnahmung fungieren kann, da dabei die grundlegende Machtverwobenheit der Bildungsidee verkannt wird. Auf der Grundlage der epistemologischen Implikationen des Poststrukturalismus zeigt die Untersuchung zunächst in genealogischer Sicht, dass das humanistische Bildungsideal ein historisch- kontingentes Machtdispositiv im Foucaultschen Sinne darstellt, welches die für die Moderne typische Subjektzentriertheit zur Geltung bringt. Basierend auf dieser Dekonstruktionsarbeit zielt die Untersuchung darauf ab, die gegenwärtige Neuordnung der höheren Bildung aus einer dispositiv- und gouvernementalitätsanalytischen Forschungsperspektive zu beleuchten. Statt theoretisch zu klären, was Bildung ist bzw. was sie keinesfalls ist, statt die Subjektwerdung durch Bildungsprozesse vor dem Hintergrund der Angemessenheit bzw. Unangemessenheit mutmaßlicher Annahmen über das allgemein Menschliche zu erörtern, richtet die Analyse den Fokus auf die konkreten diskursiven und nicht-diskursiven Praktiken im Feld der Bildung, um zu zeigen, wie Bildung gegenwärtig als Korrelation zwischen Wissensformen, Machttypen 2 und Selbsttechnologien konstituiert wird. Fünf strategische Macht-Wissen-Komplexe bilden dabei den Gegenstand der Analyse: 1. die Utilitarisierung des Wissens, 2. die Pädagogisierung der Lebensspanne, 3. die Individualisierung des Lernens, 4. die Merkantilisierung der Hochschulen und 5. die Kommerzialisierung und Privatisierung des Studiums. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die fünf untersuchten Strategien - zwar jede auf ihre spezifische Weise, sich aber auch wechselseitig bedingend und verstärkend - zur Durchsetzung, zur Etablierung und zur Akzeptanz einer neoliberalen Regierungsrationalität im hochschulischen Bildungssektor beitragen. Die Kopplung zwischen Regierungstechniken und Technologien des Selbst, die mit dem Konzept der Gouvernementalität erfasst und die unter dem Blickwinkel von Macht als Führung von (Selbst-)Führungen kenntlich gemacht wurde, folgt dabei den Maßgaben einer unternehmerischen Logik. Insbesondere zwei wesentliche der für die neoliberale Gouvernementalität charakteristischen Regierungstechniken konnten in unterschiedlichen Bereichen des hochschulischen Bildungssektors nachgewiesen werden. 1. Die Aufforderung an Sektionen (Verwaltung, Fakultäten, Fachbereiche) und Mitglieder der Hochschule sowie an die Studierenden, sich unternehmerisch zu verhalten, erfolgt vor allem durch das für die neoliberale Kunst des Regierens spezifische Arrangement von Freiheit. Durch Deregulierungsprozesse, in deren Folge sich die Rolle des Staates vom Vorsorgestaat zum aktivierenden Staat verschiebt, wird individuellen und kollektiven Akteuren ein höheres Maß an Autonomie, Souveränität, Entscheidungsbefugnissen und Handlungsoptionen gewährt. Gleichzeitig wird somit auch vermehrt Unsicherheit produziert, da die Verantwortung für Risiken in den individuellen Zuständigkeitsbereich delegiert wird. Aktiviert und mobilisiert werden sollen so vor allem die Selbststeuerungskapazitäten von kollektiven Einheiten und von Individuen, die nunmehr unternehmerisch mit ihren Ressourcen umgehen sollen. Gerade für den/die Einzelne(n), so die Argumentation, diene Bildung als Risikoversicherung und -prävention 2. Verdeutlicht werden konnte zudem eine verstärkte Ausrichtung des Hochschulwesen an den neoliberalen Leitprinzipien Markt und Wettbewerb. Diese fungieren als Anreizsystem zur Entwicklung und Förderung unternehmerischer Potentiale der Hochschulen. Sowohl hochschulintern als auch zwischen den Hochschulen wird somit eine Konkurrenzsituation geschaffen, in der erfolgreiches Wirtschaften auf dem universitären Markt und im hochschulischen Wettbewerb protegiert wird. Im Kontext der Reorganisation des Hochschulsektors wird somit schließlich ein marktreguliertes, auf Angebot und Nachfrage basierendes Hochschulsystem etabliert, in dem Hochschulen als Dienstleistungsunternehmen um Drittmittel und Studierende konkurrieren und Studierende die Rolle der nachfragenden KundInnen übernehmen sollen. Die Frage, ob und wie sich eine widerständige Praxis gegen die neoliberale Vereinnahmung des hochschulischen Bildungssektors und die Appellation zu einer unternehmerischen Selbstführung gestalten kann, wird in der Untersuchung aufgrund der epistemologischen Grundannahmen unbeantwortet gelassen. Ihr Ziel ist es lediglich, für die Ambivalenz des Bildungskonzepts zu sensibilisieren und seine Kontingenz und Machtverwobenheit zu verdeutlichen, so dass die Möglichkeit eröffnet wird, zum analysierten Gegenstand und damit zu sich selbst in ein anderes Verhältnis treten zu können.
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    Popularisierung von Wissenschaft in der Wissensgesellschaft
    (2010-03-10T09:40:48Z) Eichholz, Daniela; Hitzler, Ronald; Pfadenhauer, Michaela
    Das zentrale Forschungsanliegen, das der Dissertation zugrunde liegt, besteht in einer Analyse potentieller Relationen zwischen der augenfälligen Prominenz des Begriffs der Wissensgesellschaft (einerseits) und der im vergangenen Jahrzehnt beobachtbaren Zunahme von ‚öffentlichkeitswirksamen‘ Formaten der Wissenschaftspopularisierung (andererseits). Im ersten Teil der Arbeit werden Theorien der Wissensgesellschaft sowie die politische und die sozialwissenschaftliche Debatte um diese Zeitdiagnose vorgestellt. Aus einer vergleichenden Gegenüberstellung unterschiedlicher kursierender Begriffsverständnisse wird eine systematisierende Typologie ursprünglicher und aktueller Charakterisierungen von Wissensgesellschaften – einschließlich artverwandter gesellschaftlicher Szenarien – abgeleitet. Im zweiten Teil der Arbeit werden Praxisfelder der Wissenschaftspopularisierung und ihre jeweils typischen Praxisprobleme skizziert. Daran anschließend werden die Verwendungsweisen des Begriffs ‚Wissensgesellschaft‘ in den Praxisfeldern ‚Popularisierungsinitiativen‘, ‚Wissenschaftsjournalismus‘ und ‚Science Centers‘ (mithilfe der dramatologischen Perspektive) daraufhin interpretiert, inwiefern der Begriff ‚Wissensgesellschaft‘ zur Legitimation der Wissenschaftspopularisierung eingesetzt wird und ob anhand der Thematisierung von Wissensgesellschaft in den genannten Praxisbereichen die (Mit-)Konstruktion einer Wissensgesellschaft erkennbar wird. Unter Einbezug verschiedener Öffentlichkeitstheorien werden die Fragen nach zukünftigen Entwicklungstrends in diversen Praxisbereichen der Wissenschaftspopularisierung bearbeitet sowie die Möglichkeit der Konstruktion einer Wissensgesellschaft erörtert.
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    Export Kriminelle
    (2008-07-30T09:08:23Z) Saputo, Salvatore; Kalbitz, Rainer; Flösser, Gabriele
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    Einsamkeit im Spiegel der sozialwissenschaftlichen Forschung
    (2006-10-18T12:27:37Z) Bohn, Caroline; Stallberg, F. W.; Reichert, Monika
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    Wenn der nicht will, dann will der nicht
    (2006-08-23T10:54:02Z) Ludwig, Volker; Hitzler, Ronald; Hornbostel, Stefan
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    Die Arbeiterinnenbewegung in Süd-Korea seit 1987
    (Universität Dortmund, 2003-07-21) Kang, In-Soon; Metz-Göckel, Sigrid; Lenz, Ilse